Mystischer Niederrhein – Teil 3: Von Steinmännchen und dem Schwanenritter in Kleve
Ihr musstet lange darauf warten, aber endlich setze ich meine neue Reihe „Mystischer Niederrhein“ weiter fort. Dieses Mal entführe ich euch nach Kleve und habe mich auf einer Wanderung durch den schönen Tiergartenwald auf Spurensuche begeben: Was hat es mit den geheimnisvollen Steinmännchen am Wegesrand, mit der Bärenhöhle an der Schlucht und der Sage um den Schwanenritter auf sich? Es wird also wieder spannend und mysteriös…
Unser Startpunkt für die Expedition „Mystischer Niederrhein“ in Kleve ist der Waldparkplatz Hirschpfuhl. Der Rundgang, der jetzt vor uns liegt, umfasst 5,4 Kilometer, dauert etwa eine Stunde und 45 Minuten und führt entlang von Bäumen gesäumten Alleen und auch tief in den Wald hinein. Gerade jetzt im Herbst ist die perfekte Zeit, um auf mystische Entdeckungsreise zu gehen. Dabei treffen wir nicht nur auf geheimnisvolle Steinmännchen, sondern auch auf die ebenso seltsame Bärenhöhle an der Schlucht beim „Schlangenpass“. Ein nächstes Highlight ist der Kupferne Knopf, von dem aus ihr einen weiten Ausblick über die Klever Landschaft habt. Und auch der Sternberg bietet euch den höchsten Punkt Kleves und könnt u.a. bis zur Klever Schwanenburg schauen, hinter der sich eine spannende Sage verbirgt. Aber genug gespoilert…
Start Waldparkplatz Hirschpfuhl
Wir beginnen die Wanderung am Waldparkplatz Hirschpfuhl, an dem ihr drei Stunden mit Parkscheibe kostenlos parken könnt. Dann nähern wir uns dem Fußweg in Richtung Wald und halten uns links auf den breiten Waldweg. Auch wenn es verlockend ist, dem Weg weiter zu folgen, biegen wir nach etwa 100 Metern nach links auf einen Pfad. Davor ist ein Findling, der den Weg in Richtung „Hohe Luft“ und „Kastanienallee“ weist und genau da, müssen wir hin.
Die Allee, auf der wir uns jetzt befinden, ist etwa 600 Metern lang und kann mich gar nicht satt sehen an den mächtigen Esskastanien, die teilweise seit dem 19. Jahrhundert hier angesiedelt sind. Als wir das Ende der Allee erreichen, biegen wir rechts ab und lassen das Gebiet „Hohe Luft“ links liegen. Der nächste Findling weist uns den Weg in Richtung „Schloss Gnadenthal“ und wir laufen hier an dieser Kreuzung geradeaus weiter. Nach der nächsten Kreuzung, die wir ebenfalls überqueren, können wir schon die geheimnisvollen Steinmännchen sehen.
Die mysteriösen Steinmännchen
Seit 2014 bereichern sie den Klever Reichswald und ziehen neugierige Besucher magisch an. Als wir ankommen, sind auch gerade ein paar Spaziergänger dabei, die zahlreichen, künstlerisch gestapelten Steine zu bewundern und zu fotografieren. Auch wir machen einen kurzen Stopp, um natürlich ebenso Fotos zu machen und sich alles in Ruhe anzuschauen.
Tausende Türmchen säumen den Wegesrand und bilden schon eine eigene, mystische Landschaft. Ins Leben gerufen wurde die Steinmännchen-Idee von Kunstmaler und Buddhist Markus Gern, der im Klever Ortsteil Donsbrüggen wohnt. Jeden Tag schaut er hier vorbei, baut und repariert die Steinmännchen, die besonders zu Anfang immer mutwillig umgestoßen wurden. Für den Künstler sind die Steinmännchen eine Facette in seinem Werk, das um Anschauung, innere Ruhe und Ausdruck kreist. Für ihn ist der Steinmännchenpfad eine tägliche Übung in Beständigkeit und ein Platz der Heilung. Und das stimmt schon… irgendwas macht der Ort mit einem. Auch auf mich strahlt er eine geheimnisvolle Ruhe aus.
Weiter geht‘s
Da es aber noch mehr zu entdecken gibt, begeben wir uns wieder auf unseren Weg und biegen bei den Steinmännchen direkt rechts ab und sehen kurz darauf einen großen Findling, der nicht zu übersehen ist. Wir folgen dem Weg weiter geradeaus in Richtung Sternberg und halten uns keine 50 Meter weiter an der Gabelung links. Dann passieren wir wieder zwei Kreuzungen und an der folgenden Kreuzung, das ist die Hirschscheunenallee, haben wir zwei Möglichkeiten dem Weg weiter zu folgen – es gibt einmal die abenteuerliche Variante und eine einfache Version. Ratet mal, für welchen Weg wir uns entschieden haben? Richtig! Den Abenteuerlichen!
Der Schlangenweg
Wir gehen also weiter geradeaus und folgen dem gewundenen Schlangenweg in die Schlucht hinunter. Hier ist es wichtig, trotz Laub, zu schauen, wo man hintritt. An der Stelle merke ich auch, dass meine Wahl, sich für festes Schuhwerk zu entscheiden, genau richtig war. Ein oder zwei Mal rutsche ich ein bisschen, aber fange mich schnell wieder. Unten in der Schlucht angekommen, heißt es jetzt, den Berg wieder hinaufzugehen. Zwischendrin gibt es an den zu steilen Stellen Holzpfosten, an denen man sich festhalten bzw. hochziehen kann. Oben angekommen, bin ich etwas außer Atem, aber es hat sich gelohnt, diesen Weg zu nehmen.
Entscheidet ihr euch für den einfacheren Weg, geht ihr an der eben erwähnten Hirschscheunenallee rechts bergan und biegt an der nächsten Kreuzung einfach links ab. Nach wenigen Meter seht ihr rechts den Hirschpfuhl, der heute trocken liegt, aber früher Tränke für die Hirsche war, die im Tiergarten gehalten wurden. Hier geht gegenüber ein Weg links abwärts. Diesem folgt ihr und haltet euch an der Gabelung nach wenigen Metern rechts. Jetzt nur noch dem Pfad folgen und ihr kommt an die Stelle, an der links der Schlangenweg auf euren Pfad trifft. Hier könnt ihr links die Schlucht sehen, die wir erklommen haben.
Die Bärenhöhle
Ganz in der Nähe wartet das nächste Highlight links auf uns – ein riesiger Baum mit einem ausladenden Wurzelwerk, der auch als „Bärenhöhle“ bezeichnet wird. Er liegt nahe der etwa 70 Meter tiefen Schlucht und ist etwa 200 Jahre alt. Wer mutig ist, kann sich auch durch die riesigen Wurzeln seinen Weg bahnen. Im „Inneren“ des Wurzelwerkes ist die Decke der Bärenhöhle ca. 1,5 Meter hoch und man scheint in eine magische Fantasiewelt einzutauchen. Ich war leider nicht so mutig und habe mich nur an den Anfang der „Höhle“ gewagt. Kleiner Tipp: Umrundet den Baum im Hang auch mal, der Blick von unten lohnt sich.
Der Kupferne Knopf
Wir verlassen auch diesen mysteriösen Ort und folgen dem Pfad weiter und halten uns rechts. An der nächsten Kreuzung sehen wir theoretisch eine Nordic Walking-Beschilderung, es ist aber nur noch der Holzpfosten übriggeblieben. An dieser Stelle biegen wir links ab und können in der Rechtskurve schon erahnen, dass sich dort das nächste Highlight befindet – der „Kupferne Knopf“. Das Kriegerdenkmal in Form einer hohen Säule und einem draufthronenden Adler auf einer Kugel wirkt sehr erhaben und der Bereich um ihn herum, erlaubt eine tolle Aussicht entlang der historischen Sichtachse nach Hoch-Elten. Ein bisschen weiter gibt es auch ein Hörerlebnis, das uns ja schon öfter begegnet ist.
Richtung Sternberg
Jetzt müssen wir ein Stück zurück und biegen direkt links ab. Wir laufen immer geradeaus, durchqueren die Schneise der Sichtachse vom Sternberg, lassen den Oberförsterpfad links liegen und überqueren eine weitere Kreuzung. An der nächsten Gabelung befindet sich eine Rastbank und wir gehen hier links. Der Weg macht eine Rechtskurve und biegt auf einen Asphaltweg ein, von dem wir einen ersten Blick auf die Schwanenburg erhaschen können.
Uns führt der Weg weiter und kurz vor der Bebauung biegen wir rechts in den Wald ein, um uns an der folgenden Gabelung links zu halten. Wir folgen dem Pfad bis wir kurz vor dem Parkplatz am Findling Richtung Sternberg rechts abbiegen. Es geht leicht bergauf Richtung Sternberg und wir entdecken links im Wald einen Spielplatz.
Blick auf die Schwanenburg
Um nochmal einen längeren Blick auf die Schwanenburg genießen zu können, machen wir einen kurzen Abstecher auf den „Gipfel“ des Sternbergs. Vorab gibt es noch eine Hinweistafel, die verrät, dass der Neue Tiergarten von Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen angelegt wurde, der vom hohen Sternberg beherrscht wurde. Der künstlich erhöhte Berg liegt mit 86 Metern über dem Meeresspiegel und ist damit der höchste Punkt der Stadt Kleve. Er diente als „Jagdstern“, wobei die Stellung des Wildes durch die Sichtschneisen beobachtet werden konnte.
Ursprünglich stand auf der Bergkuppe auch ein Aussichtspavillon, der später durch einen Baum und eine Rundbank ausgetauscht wurde. Von hier aus hat man eine Aussicht auf verschiedene Sichtachsen und wir können hier auch nochmal auf die Schwanenburg blicken.
Der Schwanenritter von Kleve
Aber apropos Schwanenburg… kennt ihr die Sage vom Schwanenritter von Kleve? Die Stadt Kleve und die Klever Schwanenburg sind eng mit dieser mysteriösen Sage verbunden und das Ganze ereignete sich vor mehr als tausend Jahren.
Einst saß die edle Beatrix traurig und verzweifelt auf ihrer Burg. Nicht nur ihr Vater Graf Dietrich von Kleve war gestorben, sondern es wurde erwartet, dass sie sich als einzige Erbin des Landes vermählt. Sie wurde regelrecht bedrängt und hätte schon fast einen der Herren geheiratet. Doch eines schönen Tages wurde sie an den Fuß des Burgberges gerufen, wo sie etwas Merkwürdiges sah: Auf dem Rhein – heute Kermisdahl – näherte sich ein Schwan, der eine goldene Kette um den Hals trug und daran ein Schiffchen zog. In dem Schiffchen stand ein prächtiger Ritter. Als ihn der Schwan am Ufer absetzte, begehrte er Beatrix zu sprechen. Er sagte, er sei gekommen, um ihr Land zu verteidigen und ihre Feinde zu besiegen.
Nach kurzer Zeit verliebte Beatrix sich in den Schwanenritter und fragte ihn, ob er ihr Mann werden wolle. Er willigte ein, warnte sie aber, niemals weder nach seinem Namen noch nach seiner Herkunft zu fragen. Viele Jahre lebten Beatrix und der Schwanenritter glücklich zusammen und bekamen drei Söhne. Als diese älter waren, bedrängten sie ihre Mutter, dem Vater die verbotenen Fragen zu stellen. Der Ritter antwortete traurig, er hieße Elias und komme aus dem irdischen Paradies. Im selben Moment tauchte ein Schwan auf und verschwand mit dem Ritter. Noch im gleichen Jahr starb Beatrix vor lauter Kummer.
Noch fasziniert von der Sage, die ich vorab zu Hause gelesen hatte, geht es leider wieder langsam zurück Richtung Waldparkplatz. Wir setzen unseren Weg rechts um den Sternberg fort und nehmen den dritten Abzweig links. Immer weiter geradeaus über mehrere Kreuzungen hinweg, stoßen wir wieder auf die Schlucht. Jetzt biegen wir vor dem Schlangenweg links ab und folgen dem Pfad, der eine Rechtskurve bildet. Hier treffen wir auf den Weg, der aus der Schlucht kommt und folgen diesem bergauf. Oben halten wir uns rechts und biegen an der nächsten Kreuzung links auf den Weg ein, der uns zurück zum Parkplatz führt.