Besondere Wandertouren – Teil 2: Die Niersauen-Runde in Grefrath-Oedt

12.02.2021

Da der Sonnenkino-Wanderweg in Rheurdt-Schaephuysen so gut bei euch angekommen ist, folgt natürlich direkt der zweite Teil meiner Reihe „Besondere Wandertouren“. Dieses Mal habe ich einen abwechslungsreichen Weg in Grefrath gefunden – die Niersauen-Runde im Naturpark Schwalm-Nette. Euch erwarten auf 3,9 Kilometer historische Gemäuer, eine enorme landschaftliche Vielfalt, beeindruckende Wasserblicke und außergewöhnliche Kunstwerke… und ich hatte sogar tierische Begleitung.

Farben
Container

Ich war dieses Mal nämlich nicht alleine mit meinen Fotografen Malte unterwegs, er hatte Lumi dabei – seinen Hundewelpen. Ein super süßen und mehr als braven weißen Schäferhund, in den ich mich total verliebt habe. Zu dritt geht es also auf dem Parkplatz an der Burg Uda im Grefrather Ortsteil Oedt los. Hier findet ihr auch direkt eine große Übersichtskarte mit Streckenverlauf und weiteren Infos. Offiziell handelt es sich bei der Niersauen-Runde, aufgrund der kurzen Strecke, um einen Premium-Spazierwanderweg, der sogar vom Deutschen Wanderinstitut zertifiziert wurde und deren hohen Qualitätsstandards entspricht. Nur neun Höhenmeter sind zu überwinden und der Weg soll ein „ganz besonderes Erlebnis“ mit einem „außergewöhnlichen Blick auf eine einzigartige Wasserlandschaft“ sein, verspricht die Karte. Weiter informiert die Karte auch darüber, welche Tier- und Pflanzenwelt es hier zu sehen gibt. Achtung Spoiler: Die typisch niederrheinischen Kopfweiden bekommen wir hier auch wieder zu sehen.

 

Die Burg Uda

Gut informiert, freue ich mich jetzt mit Malte und Lumi diesen besonderen Spazierwanderweg zu erkunden. Durch eine kleine Grünanlage geht es direkt auf die Burg Uda zu. Die mittelalterliche Burganlage ist das Wahrzeichen von Oedt, wurde um 1300 erbaut und diente als Verteidigungsanlage gegen die Herzogtümer Jülich und Geldern. Vom 23. April bis zum 29. Oktober könnt ihr diese jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr sogar besichtigen oder von Mai bis Oktober an jedem 1. Samstag im Monat an einer öffentlichen Führung um 14 Uhr teilnehmen. Weitere Infos dazu findet ihr auf der Homepage des Heimatverein Oedt e.V. unter www.heimatverein-oedt.de.

 

Das erste Kunstwerk

An der ersten Gabelung halten wir uns rechts, lassen die Burg sozusagen links liegen, und biegen ein paar Metern weiter wieder rechts ab. Hier folgen wir einem langen Holzsteg in ein sich anschließendes Vogelschutzgebiet hinein. Ein paar Bänke bieten direkt die erste Möglichkeit eine kleine Pause zu machen. Was mir hier besonders auffällt, und ich sonst noch nie bewusst bei einer Wanderung wahrgenommen habe, sind vereinzelte Nistkästen, die an Bäume angebracht wurden und auch noch recht neu aussehen.

Kleiner Hinweis an dieser Stelle: Da es vor unserer Wanderung ein paar Tage durchgeregnet hat und heute auch ein bißchen nieselt, ist der Weg ab hier ein paar Meter etwas matschig. Also am besten festes, hohes Schuhwerk anziehen, das ruhig dreckig werden kann.

Ein paar Meter weiter sehen wir dann auch schon das erste bunte Kunstwerk von Uli Mader namens „Flügelbaum“. Auf einer kleinen Hinweistafel erfährt man mehr über den Künstler und was das Kunstwerk ausdrücken soll: „Der Flügelbaum zeigt die Entwicklung des tierischen Armes als Fortbewegungsmittel in der Welt; zu Wasser und vor allem in der Luft…“ heißt es dort und Uli Mader war Mitglied der Künstlergruppe SALIX in Kaarst und hat einst Holzbildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert. 

Über eine kleine Brücke sehen wir rechts einen kleinen See mit einem Schwan, Enten & Co. an dem Lumi kurz das Geschehen beobachten muss. Auch erste Wanderer kommen uns entgegen und grüßen freundlich. Das ist übrigens ein ungeschriebenes und sehr angenehmes Gesetz, dass man sich auf einem Wanderweg immer die Tageszeit sagt oder zumindest anlächelt.

Links an einem Baum ist ein kleines Hinweisschild befestigt, das uns bestätigt, dass wir uns immer noch auf der Niersauen-Runde befinden und uns den Weg weiter geradeaus weist. Sehr praktisch und hilfreich, weil meine Orientierung nicht immer die Beste ist. Und genau so ein Schild macht uns auch an der nächsten Gabelung darauf aufmerksam, dass wir uns jetzt rechts halten müssen.

 

Der Parkwächter

Links an einer Weide und rechts an Bäumen mit weiteren zahlreichen Nistkästen vorbei, nähern wir uns einem großen Turm. Von weitem sieht es so aus, als ob ganz oben jemand steht. Irgendwie ein wenig gruselig, aber wenn man näher herankommt, sieht man, dass es sich um das nächste Kunstwerk mit dem Namen „Parkwächter“ handelt. Geschaffen wurde dieses beeindruckende Werk von dem Düsseldorfer Künstler Wilhelm Schiefer. Die zwölf Meter hohe Holzkonstruktion verläuft nach oben konisch und erinnert an einen Hochsitz oder Wachtturm. Insgesamt sieht man ganz oben vier silhouettenhafte Figuren, die jeweils in eine Himmelsrichtung schauen und scheinbar Wache über den Naturpark halten. Eine schöne Idee, um die Besucher dieses Spazierwanderweges daran zu erinnern, dass sie verantwortungsbewusst mit diesem Stück Natur umgehen sollen, sprich keinen Müll hinterlassen usw..

 

Die Wasserblicke

Genau an dieser Stelle geben uns weitere kleine Orientierungsschilder die Möglichkeit direkt nach links zu gehen und der Niersauen-Runde weiter zu folgen oder einen Abstecher nach rechts zum Wasserblick zu machen. Natürlich gehen wir nach rechts und genießen die tolle Aussicht, auch auf die zahlreichen Tiere. Direkt neben ein paar Bänken finden wir auch eine große Metall-Bodenplatten, die weitere Infos über diesen Ort bereit hält. Sie verrät uns, dass wir uns am Niersauenprojekt Burgbenden befinden, einer Renaturierung eines Niersaltarms mit Auen zu einem Feuchtlebensraum. Wenn ihr mehr dazu erfahren wollt, könnt ihr eine Nummer anrufen und weitere Informationen dazu erhalten oder den QR-Code einscannen, der sich ebenfalls auf der Platte befindet. Neugierig benutze ich den QR-Code und erfahre u.a., dass das Niersauenkonzept vorsieht, die Niers mit den angrenzenden Auenbereichen schrittweise naturnah umzugestalten, so dass Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen wiedergestellt werden. Ein tolles Projekt!

Da wir die Niersauen-Runde ja weiter verfolgen möchten, drehen wir wieder um und passieren erneut den Parkwächter. Jetzt folgen wir einfach den Weg weiter, durchqueren wunderschöne Landschaften, Wiesen und Weiden und haben fast immer einen Blick aufs Wasser. Lumi ist immer noch total lieb und läuft brav den ganzen Weg mit ohne große Zwischenstopps.

An einer Brücke bedarf es wieder einer kurzen Orientierung, aber auch hier gibt es wieder eine kleine Hinweistafel, die uns erklärt, dass wir uns hier rechts halten müssen. Links würde es jetzt übrigens zum Auffelder Bauerncafé gehen – die perfekte Möglichkeit bei einem leckeren Stück Kuchen und einem Kaffee oder Tee eine kleine Pause zu machen, wenn nicht gerade Lockdown wäre.

 

An der Niers entlang

Wir halten uns also an der Brücke rechts und nähern uns der nächsten, wie ich finde, wunderschönen, alten, grünen Metallbrücke. An dieser Stelle wird es auch ein wenig tricky. Ihr müsst direkt am Ende der Brücke links abbiegen und einen schmalen Feldweg entlang weitergehen, der für mich erstmal nicht so aussah, als ob man hier gehen darf. Aber ein weiteres Hinweisschild kurze Zeit später, sagt uns auch hier wieder: Ihr seid richtig!

Ein weiterer Hinweis an dieser Stelle: Es wird auch hier nochmal etwas matschig und ihr müsst an manchen Stellen Slalom laufen, um die größten Matschzonen zu umgehen. Aber wie gesagt, wir hatten jetzt eine schlechte Regenzeit erwischt und im Frühjahr und Sommer ist hier wahrscheinlich alles matschfrei. Lumi sieht ab hier übrigens nicht mehr ganz so weiß aus, aber sie liebt das Wetter und den Matsch.

Unser Slalomlaufen wird übrigens mehr als belohnt, denn das Besondere an diesem Feldweg ist der scheinbar nicht endende Blick auf die Niers und die Kopfweiden, die sich hier perfekt in das Landschaftsbild integrieren. Schafft man es den Blick kurz loszureißen und weiter nach rechts über die Niers drüber zu schauen, sieht man große Weide, auf denen es sich ein paar Rinder gemütlich machen.

 

Das Ende naht

Am Ende des Feldweges an der Straße angekommen, gehen wir direkt nach rechts, quasi über die Niers und dann nochmal direkt nach rechts. Wir wandern jetzt also ein Stück flussaufwärts. Hinter rot-weißen Pfählen macht der Spazierwanderweg einen Knick nach links in ein kleines Waldstück. Auch hier helfen die Hinweistafeln wieder der Orientierung. Folgt ihr diesen weiter, seid ihr auch schon nach kurzer Zeit wieder am Ende der Runde angekommen und seht wieder den Ausgangspunkt Parkplatz.

 

Mein Fazit

Ich fand die Niersauen-Runde mehr als abwechslungsreich, ich habe wieder ein paar Dinge über unsere Natur und die Lebensräume gelernt und mir ist wieder einmal mehr bewusst geworden, wie schön der Niederrhein ist. Premium-Spazierwanderweg passt hier auf jeden Fall und ich freue mich schon auf viele weitere, besondere Wandertouren, von denen ich euch dann natürlich berichten werde.

 

Gut zu wissen

Packt euch gerne etwas Verpflegung ein, denn es gibt an einigen Stellen Bänke, an denen man nicht nur verweilen, sondern gleichzeitig auch eine tolle Aussicht genießen kann. Und es gibt beim Wandern kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. ;-) Ach ja, da ich das schon mal zwischendurch gefragt werde, an dieser Stelle der Hinweis, dass die Niersauen-Runde für Kinderwagen leider ungeeignet ist.