29. Niederrheinischer Radwandertag: 82 Routen unter dem Motto „Stadt.Land.Genuss.“

16.05.2024

Bereit für eines der größten Radevents Deutschlands? Der Niederrhein erwartet mit seinem traditionellen Radwandertag am 3. Juli in diesem Jahr wieder rund 30.000 Teilnehmer. Rund 82 Routen in 63 Städten und Gemeinden sorgen mit dem diesjährigen Motto „Stadt.Land.Genuss“ für jede Menge Abwechslung. Ich habe für euch vorab eine der Routen in Wassenberg mit den apfelgrünen NiederrheinRad getestet und einen kleinen Kaffee-Stopp im gemütlichen Dorfladen in Effeld eingelegt. Was euch sonst noch am 3. Juli erwartet, wo ihr welche Vorteile genießen könnt und was es zu gewinnen gibt, verrate ich euch alles hier…

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Zum 29. Mal findet der Niederrheinische Radwandertag schon statt und startet am 3. Juli pünktlich um 10 Uhr. Mit dem Motto „Stadt.Land.Genuss.“ ist die eigentliche Idee des Radwandertages perfekt auf den Punkt getroffen. Denn was kann man sich Schöneres vorstellen, als mit dem Rad unterwegs in der Natur zu sein, Land und Leute kennenzulernen, Sehenswürdigkeiten am Rande der Strecken zu entdecken und eine Auszeit auch bei den vielen Gastronomiebetrieben, Bauernhöfen oder Hofläden zu genießen. Viele bieten an diesem Tag Führungen und gegen Vorlage der Starterkarte spezielle Angebote an, wie ein Freigetränk, einen vergünstigten Kaffee und Kuchen oder ein Glas frische Milch, ein Eis oder Radler-Smoothie gratis. Kurz: Der Niederrheinische Radwandertag ist die perfekte Gelegenheit, um die wunderschöne Region zwischen Rhein und Maas kennenzulernen.

63 Städte & Gemeinden

Erwartet werden wieder rund 30.000 Teilnehmer, die die 82 Routen in 63 Städten und Gemeinden am Niederrhein mit unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsgraden nutzen können. Vorab könnt ihr euch auf dem Tourenportal Niederrhein bei Outdooractive alle Routen mit interaktiven Karten anschauen und in Ruhe entscheiden, welche es denn werden soll. Hier findet ihr übrigens auch den genauen Streckenverlauf mit dem Profil der Tour und könnt den GPX-Track einfach aufs Smartphone herunterladen.

Wenn ihr kein eigenes Fahrrad habt oder das nicht mitbringen möchtet, könnt ihr auf das Verleihsystem NiederrheinRad zurückgreifen. Die apfelgrünen Räder, darunter auch E-Bikes, könnt ihr an rund 30 Stationen ausleihen und an einer beliebigen Station wieder zurück geben.

Preise zu gewinnen

Alle Start- und Zielorte der Routen versorgen die Fahrradfahrer und zahlreichen Besucher mit Imbiss- und Getränkeständen und unterhalten mit einem bunten Rahmenprogramm. Es gibt sogar für die Teilnehmer des Randwandertages etwas zu gewinnen. Ihr müsst nur eine Startkarte in Empfang nehmen, zu mindestens zwei verschiedenen Orten radeln, dort Stempel einsammeln und an der zentralen Tombola teilnehmen. Der Hauptpreis ist ein Fahrrad, aber es warten noch viele weitere Preise auf die Gewinner wie einige Übernachtungs- und Restaurantgutscheine sowie Gutscheine von Stadtführungen, Fahrradhändlern, aber auch Einkaufsgutscheine beispielsweise für regionale Produkte oder Fahrradzubehör.

Ihr wollt direkt ein ganzes Wochenende am Niederrhein verbringen, dann könnt ihr das dreitägige Arrangement zum Niederrheinischen Radwandertag über 2-LAND-Reisen buchen.

Meine Wahl: Routentipp 113

Eine Themenroute habe ich mir schon vorab angeschaut und bin diese für euch Probe gefahren. Meine Wahl fiel auf den Routentipp 113 „Geschichten vom Essen und Trinken an der Rur und im Meinweg“ und es ging für mich von Wassenberg bis nach Effeld. Bevor es aber zum Start- und Zielpunkt Roßtorplatz ging, an dem es am 3. Juli ein ganztägiges Rahmenprogramm, Live-Musik, Infostände mit Gesundheitsservice und Aktionen für Kinder sowie Speis und Trank von der örtlichen Gastronomie gibt, habe ich mir am Naturpark-Tor Wassenberg an der Pontorsonallee wieder ein E-Bike geliehen.

Abholung NiederrheinRäder

Die Abholung der Fahrräder ist denkbar einfach und unkompliziert. Wie bei meinem letzten Besuch, hat die touristische Fachkraft der Stadt Wassenberg Sabrina Martin schon alles vorbereitet und die giftgrünen NiederrheinRäder in Form von E-Bikes voll aufgeladen für uns bereitstehen. Vorab habe ich die E-Bikes einfach online bestellt. Das Informationszentrum der Stadt Wassenberg und des Naturparks Schwalm-Nette ist aber nicht nur Leihstation der NiederrheinRäder, sondern bietet hier allerlei Infos über Kultur und Landschaft sowie über touristische Freizeit- und Erholungsziele im südlichen Naturparkgebiet. Ein paar Tipps, welche Knotenpunkte wir am besten fahren, bekommen wir von Sabine natürlich gratis und schon kann es losgehen.

Start- und Ziel: Roßtorplatz

Am Roßtorplatz geht es für uns in Richtung Rur zunächst über den Knotenpunkt 21, dann in Richtung Orsbeck zum Knotenpunkt 22, auf dem RurUfer-Radweg an der Rur entlang zu Nr. 23, dann zu 15 und 25 nach Effeld. Damit ich zwischendurch checken kann, ob wir noch richtig sind, hab ich mir die Knotenpunkte in die Hand geschrieben… fast so, wie in der Schulzeit, wenn ich gespickt hätte. ;-)

Bevor wir starten, schaue ich mir aber das Roßtor kurz genauer an – das einzige erhaltene Stadttor von ehemals drei Toren der mittelalterlichen Befestigung der Stadt. Der Name stammt übrigens von einer Rossmühle, die sich innerhalb der Stadtmauer in der Nähe des Tores befand. Eine kleine Hinweistafel verrät euch mehr über dieses Tor. Auf dem Platz findet viele überregionale bekannte Veranstaltungen statt, wie der Schlemmermarkt vom 4. bis zum 7. August.

Habt ihr gewusst, dass es in Wassenberg einmal mehr als 40 Brauereien gab? Einige Familien stellten nur für sich und ihre Nachbarn Bier her, andere produzierten für größere Gaststätten verschiedene Sorten. Auf dem Roßtorplatz gibt es eine kleine Brauerei, die die Tradition des Bierbrauens in Wassenberg aufrechterhält und handwerklich hergestelltes Bier (Craft Beer) anbietet. Wenn ihr die Radtour gemeistert, lohnt sich hier also ein kleiner Abstecher am Ziel.

Entlang des RurUfer-Radweges

Wir müssen uns das Bier erstmal verdienen und steuern den Knotenpunkt 22 in Richtung Orsbeck an. Der Ortsteil mit etwa 2.000 Einwohnern liegt am Fluss Rur und diesem radeln wir am RurUfer-Radweg als nächstes entlang zu Knotenpunkt 23. Immer wieder genießen wir den Blick auf den Fluss und sehen sogar ein paar Angler. Welche Fische sich in der Rur befinden, könnt ihr den verschiedenen Hinweistafeln entlang des Weges entnehmen.

An einer Stelle, kurz hinter einem Holzhäuschen mit Bänken, in dem man eine Pause einlegen kann, gibt es eine Art Info-Point sowie rostfarbene Skulpturen, von denen eine interaktiv ist. „Ich bin Ingenieur, Architekt und Forstwirt – alles in einem“ steht auf der größten und zeigt einen Biber und einen angenagten Baumstamm. Dreht man an einer kleinen Kurbel und wählt die Sprache mittels eines Knopfes an der Vorderseite auf, erfährt man mehr über das Wirken des Bibers und deren Folgen.

Der RurUfer-Radweg ist nebenbei bemerkt ein internationaler Radweg, der auf einer Länge von insgesamt ca. 170 km die Rur von der Quelle bis zu Mündung begleitet. Das bedeutet, dass die Route im Hohen Venn bei Botrange (Belgien) beginnt bis sie hinein ins Heinsberger Land bis zur niederländischen Grenze nach Roermond führt. Hier mündet die Rur in die Maas. Die gesamte Strecke ist natürlich gesäumt mit einzigartiger Natur, beeindruckenden Bauwerken, Schlössern, Herrenhäusern und Gutshöfen am Wegesrand.

Wichtige Schmugglerroute

Eine besondere Rolle spielte nach den beiden Weltkriegen die Brücke über der Rur zwischen Vlodrop und dem deutschen Ort Effeld. Neben Zigaretten und Kaffee schmuggelte man hier entlang des Flusses Getreide, Viehfutter und Lebensmittel, um die Hungerzeit nach dem Krieg zu überstehen. Das Ganze lief so ab: Ein Schmuggler hielt immer Ausschau nach den Zöllnern. Flog dieser auf, warf er die Säcke mit der Schmugglerware einfach in den Fluss, wo diese von platzierten Helfern wieder herausgefischt wurden. Dann gab es nach der Trocknung einen neuen Versuch. Aus dieser Zeit stammt auch das Motto der Effelder Karnevalsgesellschaft: „Effeld – de Bahn es kloar!“. Wenn keine Zöllner zu sehen waren, rief man dies beim Schmuggel entlang der Rur.

Unterwegs zum Effelder Dorf

Auf dem Weg zum Knotenpunkt 25 passieren wir auch das schon erwähnte Dorf Effeld, dass für den Spargelanbau bekannt ist. Das war allerdings nicht immer so.  Erst zwischen 1950 und 1960 begannen die kleinen Bauernhöfe in der Region mit dem Anbau von Spargel. Hintergrund war, dass damals viele Höfe aus wirtschaftlichen Gründen ihren Betrieb einstellen mussten. Die Landwirtschaftskammer wollte etwas dagegen tun und schlug den Spargelanbau vor, da der Boden auch sehr sandig war – gute Voraussetzungen für das Edelgemüse. Der Plan ging auf und auch das Leben im Ort änderte sich durch den neuen Erwerbszweig. Heute ist das bis vor 70 Jahren noch nicht bekannte kleine Dorf durch den Spargel, das Effelder Spargelfest und den Effelder Waldsee ein beliebtes Ausflugsziel geworden.

Nächster Stopp: Dorfladen & Café „Mittendrin“

So langsam wird es Zeit für eine kleine Pause und einen leckeren Kaffee. Dazu steuern wir den im Januar 2021 eröffneten Dorfladen & Café „Mittendrin“ an der Kreuzstraße 26 in Effeld an – ein einzigartiges Projekt in Bürgerhand und jüngstes Mitglied der Regionalmarke „Heinsberger Land – das schmeckt man“. Hier gibt es alles, was man für die tägliche Versorgung von Brötchen über Kartoffeln, Wurstwaren und vielen weiteren Produkten braucht. Während wir uns umsehen und Kaffee und Kuchen bestellen, kommt auch Aufsichtsratsmitglied der Genossenschaft und Kassierer des Vereins „Effelder Leben“ Kurt Stieding die Tür hinein und begrüßt uns.

Neuer Treffpunkt für die Dorfbewohner

Er leistet uns bei unserer kleinen Pause Gesellschaft und erzählt direkt, wie der Dorfladen entstanden ist. „Früher hatten wir hier im Dorf zwei Metzgereien und zwei Bäckereien, der letzte schloss vor fünf Jahren. Die nahe Versorgungsmöglichkeit fiel weg und man traf sich nicht mehr auf der Straße. Man sah zwar einige Touristen, besonders, wenn wir Spargelfest gefeiert haben, kamen vor Corona bis zu 20.000 Besucher, aber das Dorf war tot“, beginnt Kurt. „Eine zunächst kleine Gruppe beschloss etwas zu unternehmen und einen Dorfladen zu eröffnen. Inspiration holten wir uns damals in einem Dorfladen in Jülich-Barmen. Wir gründeten den Verein „Effelder Leben“, machten daraus eine Genossenschaft und heute sind wir 110 Genossen in einem Dorf mit 1.000 Einwohnern, die Anteile gekauft haben. Nachdem wir uns für ein altes Ladenlokal entschieden haben, haben viele Sponsoren und Privatleute die Einrichtung gespendet und die Umbaumaßnahmen wurden von Freiwilligen durchgeführt."

Regionale Produkte im Fokus

Spannend zu hören, wie die Bürger es gemeinsam geschafft haben, wieder einen Treffpunkt zu ermöglichen und genau das ist Kurt und den anderen Genossen wichtig. Es gibt eine Strickgruppe, Lesungen finden statt sowie viele andere kleine Veranstaltungen. „Heute ist es hier viel lebendiger und wir achten sehr darauf, dass wir alle frischen Lebensmittel nur von kleinen Betrieben in der Nähe beziehen“, betont Kurt. Hut ab für so viel Einsatz der Dorfgemeinschaft.

Dass hier Gemütlichkeit, Freundlichkeit und vor allem Regionalität großgeschrieben wird, merkt man sofort. Der Dorfladen ist ein Ort, der zum Klönen, Kaufen und Kaffee trinken einlädt. Und genau das, haben wir auch vor. Eine weitere Besonderheit sind hier nämlich die verschiedenen Kaffeesorten von Samocca, der als Produkt der Lebenshilfe Oberbruch regional geröstet und fair gehandelt ist. In Kombination mit selbstgebackenen Effelder Kuchen, in Form einer Erdbeer-Sahne-Schnitte, lassen wir es uns gut gehen. „Diese und viele weiteren Routen zum Niederrheinischen Radwandertag habe ich übrigens selbst entwickelt, weil ich mich hier in der Region ganz gut auskenne“, verrät uns Kurt noch zum Abschied.

Gratis Kaffee am 3. Juli

Einen gratis Samocca-Kaffee bekommt ihr übrigens gegen Vorlage der Starterkarte am 3. Juli, wenn ihr die Themenroute 113, wie wir, aber auch 101, 104, 110 und 11 nutzt. Auch einen Preis hat der Dorfladen für die Tombola gespendet.

Auch im nah gelegenen Hotel „Zur Altstadt“ auf der Dorfstraße 9 erhaltet ihr gegen Vorlage der Starterkarte am Tag der Veranstaltung ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee zum Sonderpreis von 3,90 Euro.

Gut gestärkt, geht es von hier aus weiter am Effelder Waldsee vorbei über die grüne Grenze zu den niederländischen Knotenpunkten 71 und 57. Was ihr ab hier erleben könnt, dürft ihr selbst herausfinden…

Mehr zum Niederrheinischen Radwandertag findet ihr hier und einen Faltplan zum Radwandertag mit allen Informationen gibt es in den Rathäusern der teilnehmenden Städte und Gemeinden sowie beim Niederrhein Tourismus.