Interaktive Kunst- und Kulturangebote am Niederrhein – Meine 4 Tipps
Dass der Niederrhein jede Menge Kunst und Kultur zu bieten hat, durfte ich euch schon mehrfach in meinem Blog zeigen. Aber ist euch bewusst, dass ihr in vielen Museen Kunst sogar interaktiv erleben könnt? Genau das möchte ich euch heute ans Herz legen und stelle euch meine vier Highlights vor: der LVR-Archäologische Park mit dem Limespavillon und dem LVR-RömerMuseum in Xanten, das Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau, das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath und das Begas Haus in Heinsberg.
Kunst hat mich schon immer fasziniert. Das Spannendste daran finde ich, dass Kunst auch am Niederrhein immer interaktiver wird, sich weiterentwickelt und die Grenzen zwischen Betrachter und Kunstwerk auf innovative Weise verschwimmen lässt.
Aber was ist interaktive Kunst genau?
Interaktive Kunst ist eine Form der Kunst, die dazu entworfen ist, die Betrachter aktiv in den kreativen Prozess einzubeziehen. Im Gegensatz zu traditionellen Kunstwerken, bei denen die Rolle des Betrachters hauptsächlich auf das passive Betrachten beschränkt ist, ermutigt interaktive Kunst die Menschen dazu, aktiv zu werden, mit dem Kunstwerk zu interagieren und es zu beeinflussen.
Diese Form der Kunst ermöglicht eine unmittelbare, persönliche Erfahrung, die weit über das passive Betrachten hinausgeht. Interaktive Kunst kann verschiedene Medien und Technologien umfassen, von interaktiven Installationen in Galerien oder Museen über digitale Kunstprojekte, bei denen das Publikum über soziale Medien mitwirken kann, bis hin zu Augmented Reality, eine Erweiterung der Realität.
Wo Kunst und Kultur nicht nur betrachtet, sondern aktiv erlebt werden kann, verrate ich euch hier. Eines vereint alle Angebote – sie tragen dazu bei, die Kunst- und Kulturszene am Niederrhein zu einem lebendigen und inspirierenden Ort zu machen.
LVR Archälogischer Park in Xanten
Eine meiner ersten Berührungspunkte mit interaktiver Kunst hatte ich im Archäologischen Park in Xanten bzw. im LVR RömerMuseum. Der Einsatz von modernen Medien findet hier im ganzen Haus statt – vom klassischen Hörspiel bis zum aufwändig produzierten, animierten Film über das zivile, damalige Leben. Mit vielen kleinen interaktiven Highlights wird die rund 400-jährige Geschichte der Römerstadt bei Xanten perfekt unterstützt, ist einfach greifbarer und machet Lust, das römische Leben näher kennenzulernen.
Im September 2021 ist ein neues Projekt dazugekommen – der Limespavillon und auch hier ist jede Menge Interaktivität garantiert. Neueste Forschungen rund um Roms älteste Grenze treffen hier auf moderne Medien mit interaktiven Elementen und einem Spiel inklusive kostenfreiem, ausleihbaren Tablet.
Das Wichtigste: Auf der neuen Dauerausstellungsfläche darf alles angefasst, ausprobiert und genutzt werden. Um mehr über die Ankerfigur Gaius Iulius Primus und dessen Leben zu erfahren, wird über einen gigantischen Monitor ein Einführungsfilm in Endlosschleife abgespielt. Auch eine Replik der Grabstele von Gaius Iulius Primus ist auf der Ausstellungsfläche zu finden, an der sich direkt ein nächstes interaktives Tool befindet – eine von insgesamt vier Hörspiel-Stationen. In unmittelbarer Nähe befindet sich der nächste übergroße Monitor, auf dem die Ausrüstung und Bewaffnung römischer Soldaten im Wandel der Zeiten interaktiv erlebbar wird.
Das Ganze wird noch um ein interaktives Highlight ergänzt, was ich auch schon selbst getestet habe – ein Point & Click-Adventure. Spielbar ist dieses auf einem Tablet, das ihr z.B. als Familie mit Kindern am Eingangsbereich kostenlos ausleihen kann. Ihr schlüpft in die Rolle einer Händlerin, macht euch auf die Suche nach dem Gold der Germanen und löst auf dem Weg Aufgaben im realen Raum via Augmented Reality.
Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau
Das Museum Schloss Moyland beherbergt nicht nur moderne und zeitgenössische Kunst, sondern ist gleichzeitig auch internationales Forschungszentrum zu Joseph Beuys mit annähernd 6.000 Arbeiten – die weltweit größte Sammlung an Werken des Ausnahmekünstlers. Um das Museum auf eine besondere Art und Weise zu erkunden, könnt ihr u.a. eine Museums-App mit Quiz nutzen. Sie ermöglicht einen interaktiven Zugang zu Leben und Schaffen von Joseph Beuys sowie zu aktuellen Sonderausstellungen im Museum.
Mit kontinuierlich aktualisierten Inhalten vermittelt sie auf multimediale Weise nicht nur allgemeine Informationen zum Museum, sondern bietet auch ein unterhaltsames Bildungsangebot. Sowohl Erwachsene als auch Kinder und Familien können mithilfe dieser Anwendung das Museum entdecken, auf Spurensuche gehen und spielerisch sowie interaktiv künstlerische Themen und Sachverhalte kennenlernen.
Die Quizze umfassen jeweils sechs Single-Choice-Fragen, die in zwei Schwierigkeitsgraden gestellt werden. Zu jedem Quiz gehören Lösungs- und Erklärungsseiten sowie multimediale Inhalte. Es werden kontinuierlich neue Quizze bereitgestellt, wobei einige davon außerhalb des Museums spielbar sind, während andere nur erfolgreich gelöst werden können, wenn man das Museum besucht.
Die App könnt ihr ganz bequem dank freies WLAN auf dem Museumsgelände im App Store oder bei Google Play herunterladen und direkt nutzen.
Ergänzt wird dieses Angebot durch diverse Workshops und Veranstaltungen wie z.B. eine interaktive Familienführung zu Joseph Beuys. Spielerisch und mit vielen praktischen Anteilen erfahren Kinder und Erwachsene in dieser Führung mehr zu Leben und Werk des Künstlers.
Begas Haus in Heinsberg
Was euch im Begas Haus in Heinsberg erwartet? Gleich zehn spannende Themenräume auf zwei Ebenen, die bundesweit größte Begas-Sammlung sowie die Regionalgeschichte Heinsbergs gespickt mit zahlreichen Medienstationen mit Hör- und Touchfunktion. Die erste befindet sich direkt im modernen Eingangsbereich. Neben einem digitalen Gästebuch, in dem ihr euch eintragen könnt, gibt es ein Bürgerbuch der Stadt Heinsberg von 1726 bis 1794. Da der Zustand des Buches sehr schlecht ist, wurde das Werk vollständig digitalisiert und durchsuchbar gemacht. So könnt ihr auf Ahnensuche gehen und in der einzig erhaltenen Quelle zu den innerstädtischen Verhältnissen in früheren Jahrhunderten stöbern und forschen.
In den eigentlichen Ausstellungsräumen erwartet euch relativ schnell auch ein erstes Hörerlebnis – eine Audioatmo, die den Moment der Taufe von Carl Joseph Begas einfängt, als gleichzeitig die erste Kanonenkugel der französischen Truppe in den Kamin der Wöchnerin einschlug. Mein nächstes Highlight ist in einem der nächsten Räume im Biedermeier-Look – ein großer, blattvergoldeter Tisch mit interaktiven Elementen, in dem man sich den Begas-Stammbaum ganz genau anschauen kann.
Vorbei an Räumen mit Schubladen, die ihr selbstständig aufziehen und den Inhalt entdecken könnt, befindet sich mein absolutes Highlight in der ersten Etage – eine interaktive Staffelei. Hier könnt ihr u.a. mehr über die Technik erfahren und sogar selbst eine Aufnahmeprüfung ablegen. Fünf Aufgaben müssen in einer bestimmten Zeit bewältigt werden, eine davon ist das Nachzeichnen des Borghesischen Fechters. Es geht also um Geschicklichkeit, Genauigkeit und Kreativität. Aber das ist noch längst nicht alles, was ihr im Begas Haus interaktiv erleben könnt.
Niederrheinisches Freilichtmuseum in Grefrath
Mein letzter Tipp befindet sich ganz in meiner Nähe in Grefrath – das Niederrheinische Freilichtmuseum. Auf den ersten Blick vermutet man auf den historischen Hofanlagen mit den Werkstätten, den Bauerngärten, den Streuobstwiesen, den Kopfweiden, dem Spielzeugmuseum, & Co. kein interaktives Angebot, aber weit gefehlt.
Ladet euch unbedingt die kostenlose Museums-App runter und nutzt einfach den Entdeckermodus der App, um euch interessante Objekte und Orte in eurer Nähe anzeigen zu lassen. Alternativ könnt ihr auch eine Dorfpflanzen-Tour starten und Pflanzen entdecken, die in der Vergangenheit in Dörfern und auf Höfen weit verbreitet waren und heute eher selten zu finden sind. Unter dem Titel „Freilichtmuseum Niederrhein“ ist die App für Android- und iOS-Geräte kostenlos in den entsprechenden App-Stores erhältlich.
Zusätzlich wurde dieses Angebot um zwei digitale Museumsspiele in Kooperation mit Actionbound ergänzt: „Dunkle Mächte – Magische Kräfte“ ab 16 Jahren und „Hexen, Räuber, wilde Biester“ für Kinder zwischen acht und 12 Jahren. Bei beiden Spielen könnt ihr euch auf eine digitale Schnitzeljagd über das Freiluftgelände des Museums begeben. Durch diverse Herausforderungen wie Multiple-Choice-Fragen, ein Textpuzzle oder Suchaufgaben ermöglicht das Spiel den Teilnehmern ein interaktives und unterhaltsames Lernerlebnis rund um das Thema Aberglaube.
Ihr könnt mit allen interaktiven Angeboten das Museum in einem geführten, jedoch individuellen Tempo erkunden und werdet gezielt auf einzelne Exponate aufmerksam gemacht. Insbesondere bei jüngeren Teilnehmern fördern die Spiele die Medienkompetenz und wecken Interesse für museale Themen.