Mystischer Niederrhein – Teil 4: Der Teufelsteinweg in Hünxe
Wie kann man besser ins neue Jahr starten, als mit einem kleinen Spaziergang durch den schönen Niederrhein. Wenn es auch ein bisschen mystisch sein darf und ihr erfahren wollt, welche teuflische Sage sich u.a. auf meinem Weg im Naturpark Hohe Mark verbirgt, habe ich genau den passenden Wander-Tipp für euch. Das Beste: Der Teufelsteinweg ist nicht nur geheimnisvoll, sondern auch barrierefrei und die Entdeckungstour dauert keine Stunde.
Es ist trocken, etwas bedeckt, aber knackig kalt, als mein Fotograf Malte und ich uns auf dem Weg nach Hünxe machen. Eigentlich das perfekte Wetter, um dick eingemummelt, den Winter und die schöne Natur zu genießen.
Unser Start: Hoher Wardweg
Wir starten am Wanderparkplatz Wilhelmstraße/Ecke Hoher Wardweg. Von hier aus biegen wir erstmal rechts ab, um einer Seitenstraße noch ein Stück zu folgen. Nach einigen Metern sehen wir rechts ein altes Holzschild mit der Aufschrift „Teufelsteine/Kürbaum“ und genau das ist unser Ziel.
Wir gehen also rechts in einen Wald hinein, der wie eine mächtige Allee wirkt. Nach etwa fünf Minuten sehen wir das Schild „Zum Kürbaum“, der weiter geradeaus zeigt. Hier machen wir allerdings einen kurzen Zwischenstopp und biegen links ab. Schon ein paar Meter weiter passieren wir eine Schutzhütte und sehen von weitem auch schon einen mit Holzelementen markierten Bereich und ein ebenso aus Holz gefertigtes Schild.
Erstes Ziel: Die Teufelsteine
Wir haben unser erstes Ziel erreicht – die Teufelsteine. Aufmerksam lese ich zuerst, was auf dem Schild steht. Erstmal gibt es eine geologische Erklärung über die Steine. Es handelt sich um Tertiärquarzite, die gegen Ende der Braunkohlenzeit vor etwa 10 Millionen Jahre durch Verkieselung des Sandbodens entstanden sind. Einer Sage nach soll aber der Teufel höchstpersönlich die Steine hierhin geworfen haben, als er mit ihnen die Kirche von Hünxe zerstören wollte.
Der Zorn des Teufels
Aber dahinter steckt noch ein bisschen mehr bzw. habe ich nach meiner Wanderung noch weitere Dinge herausgefunden. Ausgangspunkt für die teuflische Aktion waren die Tester Bergen jenseits von Lippe. Hier wohnte der Teufel vor hunderten Jahren zusammen mit seiner Großmutter, denen die fortschreitende Christianisierung nicht gefiel. Wenn die Menschen zu fromm wurden und die Kirchtürme zu hoch in den Himmel wuchsen, war das dem Teufel ein Dorn im Auge. Er wurde so wütend, was seine Großmutter noch befeuerte, dass er mehrere Felsbrocken auf die beiden Hünxer Kirchen schleuderte. Die meisten Steine verfehlten das Ziel und landeten im Hünxer Wald, in dem wir uns gerade befinden. Es gab allerdings ein Querschläger, der die evangelische Dorfkirche traf. Übrigens sieht man den Stein dort auch heute noch. Allerdings munkelt man, dass die Hünxer selbst den Teufelstein in die Dorfkirche eingemauert haben, um den Teufel fernzuhalten.
Anfassen erlaubt
Jetzt muss ich mir die Steine mal näher anschauen. Was mir auffällt, die Steine haben Löcher. Auf der Informationstafel gab es dazu den Hinweis, dass sie wahrscheinlich von Baumwurzeln stammen. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Meinungen: Es könnte auch genauso gut sein, dass Menschen die Vertiefungen gebohrt haben, um die kleinen Felsen zu sprengen. Oder es wurden früher in den Löchern Opfergaben wie Blut, Milch oder Honig dargebracht.
Was man auch sagt, wenn man den Teufelstein in einer Vollmondnacht besucht, dass seine Oberfläche im Mondschein gespenstisch glänzt. Und wer den Stein berührt, würde ein Stück seiner Kraft in den Fingern spüren. Natürlich muss ich das kurz ausprobieren und kann nur empfehlen, dass auch zu tun, mehr verrate ich nicht. ;-)
Zweites Ziel: Der Kürbaum
Um von hier aus zum nächsten mystischen Ziel zu gelangen, gehen wir wieder auf den Weg und halten uns konsequent rechts, auch an der nächsten Möglichkeit, wo sich der Weg teilt. Kurze Zeit später kommen wir an einen Wanderparkplatz an der Bergerstraße, den wir überqueren. Bevor es wieder in den Wald geht, entdecken wir rechts einen großen Plan, der zeigt, wo wir uns gerade im Naturpark Hohe Mark befinden.
Jetzt dauert es nicht mehr lange und wir steuern direkt auf den Kürbaum bzw. auf einen alten, eingezäunten Baumstumpf zu. Wie schon bei den Teufelsteinen offenbart eine große hölzerne Tafel mehr über die Hintergründe dieses mystischen Ortes: „.. bis 1937 stand an dieser Stelle eine uralte, mächtige Eiche, die mit einer Buche zusammengewachsen war. Nach der Überlieferung war hier in vor- und frühgeschichtlicher Zeit eine Wahl-, Opfer- und Gerichtsstätte. Hier kürten (wählten) unsere Urahnen ihre Ältesten (ihre Anführer), hier opferten sie ihren Göttern und hier hielten sie Gericht. Die junge Blutbuche wurde anstelle des zusammengebrochenen alten Kürbaumes gepflanzt.“
Sagenumwobene Kultstätte
Es handelt sich also um eine magische und sagenumwobene Kultstätte, die auch heute noch eine gewissen Aura hat. Bäume waren den Germanen heilig und in der Krone des verwobenen Baumes vermuteten sie den Wettergott Donar. Es gibt aber auch hier noch eine weitere Sage, denn ein Mönch wollte den Ahnen der Hünxer den göttlichen Glauben ausreden und bat Gott als Beweis seiner Existenz, den Baum zu zerstören. Kurz darauf wurde der Heidenbaum von einem Blitz zerschmettert. Allerdings starb die Eiche 1937 einfach nur an Altersschwäche.
Heute steht an ihrer Stelle bzw. kurz dahinter eine Blutbuche. Der Baumstumpf ist aber noch klar erkennbar und mit Efeu bewachsen. Komischerweise wächst drumherum kein weiterer Efeu. Allein diese Tatsache hat für mich schon etwas Magisches.
Genau vor dem Kürbaum biegen wir jetzt wieder rechts ab und befinden uns erneut auf der Allee, die wir am Anfang schon betreten haben. Ich genieße auf dem Weg zurück zum Auto noch die frische Waldluft und denke über die mystischen Eindrücke nach. Am Ende des Waldes biegen wir wieder links auf die Straße Hoher Wardweg ab und erreichen unseren Ausgangspunkt.
Mehr Teufelsteine in Schermbeck
Ihr wollt mehr? Dann findet ihr weitere Teufelsteine in Schermbeck im Ortsteil Weselerwald zehn Kilometer bzw. 15 Minuten mit dem Auto von unserem aktuellen Standort in Hünxe entfernt. Hier ist der Ausgangspunkt die Kreuzung Marienthaler Straße/Malberger Straße. Verlasst ihr dort den Parkplatz, müsst ihr der Straße links auf dem Weg folgen, die ihr nach etwa 400 Metern überquert. Dann findet ihr auf der anderen Straßenseite das Schild „Zum Teufelstein“ und nach etwa 300 Metern liegt mitten auf der Wiese ein Steinklotz. Auch dieser Quarzitblock ist, wie in Hünxe, etwa zehn bis 25 Millionen Jahre alt. Auch dieser Stein wurde aus lauter Wut vom Teufel geschleudert, der ursprünglich den Hünxer Kirchen bestimmt war und auch nicht sein Ziel erreichte.
Eine weitere Sage dreht sich auch um Teufeleien. So soll der Spielteufel und der Trinkteufel sich über ihren Bruder, den Jagdteufel, geärgert haben. Als dieser von der Bärenjagd kam und auf besagter Wiese eine Pause einlegte, brachen die Brüder einen Felsbrocken aus den Alpen ab und schleuderten diesen auf den Schlafenden. Da ein Teufel aber unsterblich ist, soll der Jagdteufel noch heute unter diesem Teufelstein poltern.