Besondere Wanderrouten – Teil 16: Die Millicher Halde in Hückelhoven

26.07.2024

Ihr wollt hoch hinaus, 400 Stufen sind kein Hindernis und ihr liebt eine perfekte Weitsicht? Dann ist meine nächste besondere Wanderroute genau das Richtige für euch! Denn die Millicher Halde in Hückelhoven ist nicht nur um Weihnachten herum mit dem Lumagica Lichterpark einen Besuch wert. Auch jetzt ist die Halde ein echter Geheimtipp für alle, die die Natur lieben und die einzigartige Landschaft des Niederrheins vom ganz oben erkunden möchten. Einst ein bedeutendes Relikt aus der Zeit des Steinkohlebergbaus hat sich die Halde heute zu einem vielfältigen Natur- und Erholungsgebiet entwickelt. Lest selbst…

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Bevor ich meine Wanderung starte, gibt es einen kleinen Blick in die Vergangenheit, was die Millicher Halde war und wofür sie steht.

Die Millicher Halde damals

Die Millicher Halde ist ein bedeutendes Überbleibsel aus der Ära des Steinkohlebergbaus im Rheinland. Ursprünglich war sie ein Abraumhügel, der durch die Ablagerung von Abraum aus den nahegelegenen Bergwerken entstanden ist.

Somit ist die Halde ein Symbol für die fast 100-jährige dynamische und lebendige Geschichte der Stadt Hückelhoven. Sie hat die bedeutendsten Phasen der städtischen Entwicklung miterlebt und ist nun selbst ein Teil davon geworden.

Die Errichtung der Millicher Halde begann im Jahr 1936. Bis 1972 wurden hier, direkt neben der ehemaligen Zeche „Sophia-Jacoba“, etwa 10,6 Millionen Kubikmeter Haldenmaterial abgelagert, praktisch im Herzen der Stadt. Der Haldenkörper erhebt sich 70 Meter hoch und erstreckt sich über eine Fläche von rund 32 Hektar.

Die Millicher Halde heute

Nach der Stilllegung des Haldenbetriebs wurde die gesamte Oberfläche der Halde gestaltet, mit Fahrwegen und Bermen ausgestattet, rekultiviert und vollständig begrünt. Seit 1968 wurden auf der Millicher Halde insgesamt 136.000 verschiedene Gehölze gepflanzt.

Im Frühjahr 2008 kam die imposante 120 Meter lange Himmelstreppe mit 400 Stufen dazu. Zusätzlich wurden Wanderwege und Aussichtspunkte angelegt. Eine elf Meter hohe stählerne „Himmelstreppe“ auf der Halde dient als Aussichtsplattform und bietet Ausblicke über die Jülicher Börde bis zum Eifelrand sowie über die Rurniederung.

Möglich wurden die Umgestaltungsmaßnahmen der Halde durch die Teilnahme an dem länderübergreifenden Projekt Pays des Terrils. So hat die Stadt Hückelhoven mit der Europäischen Union, dem Land NRW und dem Kreis Heinsberg die Kosten gemeinsam gestemmt.

400 Stufen voraus

Meine Wanderung beginnt am Fuß der Halde und wir parken ganz bequem direkt vor der imposanten Himmelstreppe (Roermonder Straße). Auf dem dortigen Informationsschild erfahren wir u.a., dass ehemals „Schlafende Schönheit“ spannende Perspektivenwechsel sowie interessante Ein- und Ausblicke in Natur und Umgebung verspricht.

Ich entscheide mich für den direkten Aufstieg zur Spitze via Treppen. Alternativ gibt es auch an einem anderen Startpunkt einen Weg (Gronewaldstraße), der sich in Serpentinen den Hügel hinauf schlängelt, dafür aber immer wieder herrliche Ausblicke auf die umliegende Landschaft bietet. Dieser Weg, der gegenüber dem Millicher Sportplatz startet, umfasst 1,7 Kilometer Fußweg bis hoch zur Himmelstreppe.

Dann geht es los und 400 Stufen liegen vor mir. Ich muss zugeben, dass ich auf den „Zwischenstationen“ immer wieder mal stoppen muss, weil meine Ausdauer gerade sehr zu wünschen übriglässt. Mit Pausen funktioniert das Ganze für mich und die letzten Stufen zu der elf Meter über dem Haldenplateau schwebenden Aussichtsplattform schaffe ich auch noch.

Atemberaubende Aussichten

Der Aufstieg ist zwar ein bisschen anstrengend, aber die Anstrengung lohnt sich auf jeden Fall. Oben angekommen, werde ich mit einem atemberaubenden Panorama belohnt. Von der Spitze der Millicher Halde aus hat man einen fantastischen Blick über das gesamte Hückelhovener Umland und bei klarem Wetter sogar bis hin zu den Ausläufern des Bergischen Landes. Die Aussicht ist wirklich spektakulär und lädt zum Verweilen und Genießen ein.

Naturerlebnis pur

Die Millicher Halde ist aber nicht nur wegen ihrer Höhe beeindruckend, sondern auch wegen der vielfältigen Flora und Fauna, die sich hier angesiedelt hat.

Wir starten unsere kleine Entdeckungstour, halten uns links und gehen in Richtung Wald. Nach ein paar Metern können wir auch die Aussicht links wieder genießen. Wir durchqueren eine kleine Birkenallee und folgen dem Weg weiter. Ich höre das Rauschen der Bäume, das Zwitschern der Vögel und ganz leise den Autoverkehr unten, immerhin befinden wir uns mitten in Hückelhoven.

Es ist erstaunlich zu sehen, wie die Natur diesen ehemaligen Industriebrachen erobert hat und nun in voller Blüte steht. Fast überall am Rand finde ich wilde Himbeeren, die aktuell leider noch nicht reif sind. Für Naturfreunde und Hobbyfotografen ist die Halde ein wahres Paradies.

Wenn ihr nur eine kleine Runde gehen wollt, haltet ihr euch an der nächsten T-Gabelung einfach links und geht dann nach ein paar Metern wieder rechts in Richtung Aussichtsplattform.

Kleiner Tipp

Auch für ein Picknick ist die Millicher Halde ein idealer Ort. Nutzt dafür einer der Bänke oder einfach eine Wiese – überall findet man ein Plätzchen, um die Ruhe und die frische Luft zu genießen. Dass ihr euren Müll anschließend mitnehmt, versteht sich von selbst.

Mein Fazit

Die Millicher Halde in Hückelhoven ist ein fantastisches Ausflugsziel für alle, die die Natur lieben und gerne wandern. Die Kombination aus historischen Relikten des Bergbaus und der beeindruckenden Natur macht diesen Ort zu etwas ganz Besonderem.

Also, schnappt euch eure Wanderschuhe, packt ein Picknick ein und entdeckt dieses wunderbare Stück Niederrhein.