Persönlichkeiten am Niederrhein: Peter van Nahmen – Der innovative Obstkelterer
Schon zweimal durfte ich Peter van Nahmen bzw. seine Obstkelterei van Nahmen in Hamminkeln besuchen und war jedes Mal davon begeistert, mit wie viel Leidenschaft er das Familienunternehmen führt und wie er es geschafft hat, aus der rheinischen Apfelkrautfabrik von seinen Vorfahren eine Marke mit Strahlkraft zu machen, die u.a. Spitzengastronomen und sogar der Bundespräsident schätzen. Daher freue ich mich sehr, diesen besonderen Menschen vom Niederrhein etwas mehr vorstellen zu dürfen.
Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich an meinen ersten Besuch in der Obstkelterei damals denke. Peter van Nahmen hatte sich jede Menge Zeit für mich genommen, mich durch den Betrieb geführt, viele spannende Anekdoten erzählt… und er ist mit mir über einen Zaun an einer Streuobstwiese geklettert, weil der Bauer das Tor irrtümlicherweise abgeschlossen hatte. Auch bei unserem zweiten Aufeinandertreffen bei einer der Kochveranstaltungen in seiner Hofküche, habe ich Peter als einen lockeren, offenen, sympathischen Menschen kennengelernt und bin sehr gespannt, was ich heute noch alles über ihn erfahren werde.
Kleiner Rückblick
Geboren ist der zweifache Familienvater, der mit seiner Frau und seinen Kindern in der Nähe der Obstkelterei wohnt, 1969 in Hamminkeln. Dort ist er auch in die Grundschule und später zur weiterführenden Schule nach Bocholt gegangen. Solange er aber zurückdenken kann, hat er, auch als Schüler, immer einen engen Draht zur Obstkelterei gehabt und dort fleißig mitgeholfen. „Besonders im Herbst konnte ich viel tun und das saisonale Obst verarbeiten. Als 18-Jähriger hat mir mein Großvater dann meinen ersten Lehrgang zum Fruchtsaft-Techniker finanziert“, erzählt Peter. „Danach hatte ich zwei Stationen in einem betriebswirtschaftlichen Studium in Siegen und in Wien und im Anschluss war ich neun Jahre lang bei einem Weinhändler in Deutschland.“ 2005 fiel dann der offizielle Startschuss und Peter hat angefangen, im elterlichen Familienbetrieb zu arbeiten.
Eine Marke entsteht…
Aber wie entstand die Idee, aus der rheinischen Apfelkrautfabrik ein Unternehmen zu machen, dass ganz besondere Obstsäfte kreiert? Und zwar so erfolgreich, dass selbst Spitzenköche van Nahmen-Säfte verwenden und diese beim Bundespräsidenten oder der Bundesbank kredenzt werden. „Die Idee aus Obst Säfte zu machen, hat mein Großvater bereits im Jahre 1930 gehabt. Aber das, was wir heute machen, hatte eigentlich seine Initialzündung im Jahre 2007“, erzählt Peter weiter. „Wir haben in Loikum, ganz in der Nähe von Hamminkeln, gemeinsam mit dem Naturschutzbund ein Streuobstwiesenfest veranstaltet und dort insgesamt 85 unterschiedliche, aber typisch niederrheinische Apfelsorten ausgestellt. Jeder Zweite hat dort gefragt, ob wird denn auch die rote Sternrenette hätten. Das war für uns die Initialzündung, weil wir gemerkt haben, dass die rote Sternrenette, der Ur-Niederrhein-Apfel, nicht einfach nur spannende Werte als Apfel hat, sondern auch Emotionen transportiert.“
… oder wie alles mit der roten Sternrenette begann
Durch seine Arbeit in der Wein-Branche kam Peter dann der Gedanke, dass man vielleicht das Prinzip der Sortenreinheit wie beim Cabernet Sauvignon, Grauburgunder, Weißburgunder, Riesling usw. auch auf Säfte übertragen kann. Gesagt, getan, getestet und für gut befunden, wurde im Herbst 2007 das erste Mal die rote Sternrenette sortenrein gekeltert. „Der Saft schmeckte ganz außergewöhnlich“, erinnert sich Peter. „Sowohl der Frucht-Zuckergehalt als auch die Frucht-Säure und die Aromen waren sehr ausgeprägt. Das hat dann zu der Zeit damals die Firma Manufactum in Waltrop auch mitbekommen und hat sich, weil sie die Bäume der roten Sternrenette schon verkauft haben, dazu entschlossen, auch den Saft der roten Sternrenette in ihrem Verkaufsprogramm aufzunehmen. Heute ist es so, dass wir wirklich froh und glücklich sind, wenn wir von Jahr zu Jahr einige Flaschen keltern können, weil diese Bäume sehr selten sind. Deswegen sind wir sehr dankbar, wenn es wieder so weit ist.“
Aber… durch Obstbaum-Pflanzaktionen, die zweimal im Jahr stattfinden, hat es Peter geschafft, dass die rote Sternrenette am Niederrhein wieder mehr angepflanzt wird, damit dieser Ur-Niederrhein-Apfel, auch bekannt als klassischer Weihnachts-Apfel, auch in Zukunft noch da sein wird.
Seine Ziele
Mega spannend zu hören, wie die Erfolgsgeschichte der Obstkelterei begann und was sich daraus bis heute alles entwickelt hat. Im 100. Jubiläumsjahr kam zum Beispiel ein Hofladen dazu, den ich auch schon besuchen durfte. Von der Auswahl an eigenen Produkten und ausgewählter Feinkost & Co. von Partnern war und bin ich immer noch mehr als begeistert. Auch die Hofküche direkt über dem Laden ist beeindruckend, in der sich Besucher über spannende, unterhaltsame und kulinarische Veranstaltungen freuen können.
Auch die Corona-Zeit hat Peter mit seinem Team gut genutzt, um direkt am Betrieb einen Obstlehrgarten mit 25 typischen niederrheinischen Apfelsorten zu pflanzen. „Dieser wächst und gedeiht und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Hier kann man hervorragend mit dem Fahrrad vorbeifahren, picknicken und sich von April bis Oktober an Schautafeln dann über die einzelnen Apfelsorten und über den Lebensraum Streuobstwiese informieren“, ergänzt Peter. Mit diesem Projekt setzt er seinem 25-jährigen Streuobstwiesen-Engagement sozusagen die Krone auf, aber es gibt noch viel mehr Themen und Ziele, die der Unternehmer verfolgt.
Eines davon, was ihm auch persönlich sehr am Herzen liegt, ist die Nachhaltigkeit. Er verrät mir, dass er etwa die Produktionsabläufe im Betrieb immer nachhaltiger ausrichten wird, was er aber klar als kontinuierlichen Prozess sieht. „Bereits im Januar haben wir eine Photovoltaikanlage auf den Dächern in Betrieb genommen, die bereits 58 % unseres Strombedarfs selbst produziert, und auch unsere Gabelstapler wurden von Gas auf Elektro umgestellt“, fügt Peter hinzu. „In diesem Jahr lassen wir zudem unseren CO2-Footprint auszurechnen, um dann zu sehen, an welchen Stellen wir noch weitere Maßnahmen durchführen können. Unser großes Ziel ist es, dass die Obstkelterei in einiger Zeit dann tatsächlich auch klimaneutral produzieren kann.“
Sein Alltag
Bei so vielen Projekten und Herausforderungen, gleicht logischerweise kein Arbeitstag dem anderen. In der Regel startet er aber aktuell morgens mit einem Spaziergang von zu Hause aus durch den neu entstandenen Obstlehrgarten. In der Obstkelterei selbst verbringt er dann gerne viel Zeit mit den KollegInnen – sei es in der Abfüllung oder in der Produktion. „Dabei ist die schönste Zeit eigentlich im September und Oktober, wenn tatsächlich Obst frisch verarbeitet wird. Oder im Oktober der Hof voll mit Quitten ist, die hier von privaten Obstwiesen-Besitzern angeliefert werden. Das ist ein ganz wunderbarer Augenblick im Jahr“, schwärmt Peter.
So oft wie es geht, versucht er tatsächlich draußen in der Natur zu sein und unter anderem zu beobachten, wie sich die zum 100-jährigen Jubiläum angelegte Streuobstwiese, die er „100 Jahre – 100 Bäume“ nennt, entwickelt. Sie umfasst 100 unterschiedliche alte, typisch niederrheinische Apfelsorten, quasi eine Arche der niederrheinischen Apfelsorten, damit diese auch in hoffentlich vielen Jahrzehnten immer noch in der Form existieren.
Sein Lieblingsprodukt
Was sein eigenes Lieblingsprodukt ist, darüber muss Peter nicht lange nachdenken. „Ich persönlich liebe Quitten und ich liebe auch unseren Konstantinopeler Apfelquitten-Nektar. Das ist auch Sommer mein absolutes Lieblingsgetränk. Einfach 1/3 von dem Nektar mit 2/3 Mineralwasser (Medium) aufgießen und eiskalt genießen. Da lässt man jedes andere Soft-Getränk für stehen“, lacht Peter. Aber es gibt noch ein weiteres Produkt, das gerade ganz frisch auf den Markt gekommen und noch ein Geheimtipp ist, bei dem die Quitte auch eine Rolle spielt – der Sparkling Juicy Tea „Weißer Tee – Tahiti Vanille – Quitte in Bio-Qualität“.
„Kurz vor der Pandemie haben wir angefangen, auch kalt gepressten Tee in Verbindung mit Obstsäften zu bringen. Das erfreut sich großer Beliebtheit, weil wir so aus zwei Welten schöne Dinge zusammenbringen. Neben den drei bekannten Sorten, die wir bereits hatten, haben wir auch hier die Lockdown-Phase und die Pandemie dazu genutzt, gemeinsam mit unserem Tee-Sommelier Niklaus Schmeink eine neue Variante zu entwickeln. Für mich war dabei vollkommen klar, dass Quitte als Frucht gesetzt ist. Dazu haben wir uns dann für einen speziellen weißen Tee entschieden und mit Vanille verbunden. Vanille und Quitte passen auch sehr gut zusammen und harmonisieren sehr schön mit dem weißen Tee. Ich bin schon sehr auf das Feedback der Kunden gespannt“, freut sich Peter.
Seine Freizeit
So viel Arbeit verlangt natürlich auch einen Ausgleich und den genießt er mit seiner Familie gerne beim Wandern direkt vor der Haustür rund um den Heideweiher „Schwarzes Wasser“ oder in das ehemalige Wildgatter im Diersfordter Wald. „Da gibt es diesen Steg, der über die Landschaft führt. Das ist so schön dort, dass ich jedes Mal total schnell runterkomme und die Natur einfach nur genieße“, erzählt Peter. „Das kann ich absolut empfehlen, weil sich dort zu jeder Tageszeit und zu jeder Jahreszeit die Natur in einem anderen Licht zeigt und präsentiert. Um abends einfach mal abzuschalten, gehe ich auch gerne kurz spazieren, lese einfach die Zeitung online oder spiele Klavier.“
Seine Heimat
Seine Heimat, den Niederrhein schätzt er sehr, und auch die Menschen dort, die er mir als sehr verlässlich und offen beschreibt, aber auch einen guten Humor haben. Besonders angetan ist er von der Weite der niederrheinischen Landschaft, die eine gewisse Ruhe ausstrahlt. „Immer, wenn ich in größeren Städten wie Düsseldorf oder Berlin unterwegs bin und dann zurückkomme, merke ich, wie gut mir auch die Ruhe hier am Niederrhein tut“, beendet Peter unser Gespräch. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen und ich bedanke mich sehr für die vielen tollen Einblicke, die ich bekommen durfte. Viel Erfolg weiterhin und bis ganz bald!