Besondere Wanderrouten – Teil 17: Der Birgeler Urwald in Wassenberg

06.09.2024

Gigantischer Königsfarn, moosbewachsene Bäume, seltene Tiere, mystische Moorlandschaften und historische Relikte am Wegesrand – der Premium-Wanderweg Birgeler Urwald in Wassenberg ist ein ganz besonderes Fleckchen Erde. Ob für eine ausgedehnte Wanderung, eine kurze Auszeit in der Natur oder um die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu entdecken – dieses Waldgebiet bietet für jeden etwas. Ich bin für euch auf eine kleine Expedition gegangen und habe dabei meinen persönlichen Lieblingsplatz entdeckt. Wo dieser ist und welche Highlights euch auf der Strecke noch erwarten, das erfahrt ihr in meinem Blog…

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Kaum nähern wir uns Wassenberg, überrascht ein perfekt ausgeschildertes Parkplatzsystem zum Premium-Wanderweg Birgeler Urwald. Es gibt insgesamt fünf Parkplätze, mit jeweils 280 bis 1700 Metern vom Einstiegspunkt entfernt. Wir entscheiden uns für Parkplatz vier, der recht klein ist, aber für uns noch einen Platz bereithält.

Schon am Parkplatz erwartet uns ein erstes Informationsschild mit allen nötigen Informationen zum Birgeler Urwald, der zum Naturpark Maas-Schwalm-Nette gehört. Insgesamt misst die Strecke 13,8 Kilometer und ist in knapp fünf Stunden erwanderbar.

Seltene Tier- und Pflanzenwelt

Neben einer groben Streckenbeschreibung finde ich auf dem Schild noch Tipps und Besonderheiten und erfahre etwa mehr über die Tier- & Pflanzenwelt. Denn der Birgeler Urwald ist ein idealer Lebensraum für eine Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere. Besonders in der Morgendämmerung oder Abenddämmerung lohnt es sich, auf Beobachtungstour zu gehen. Zu diesen Zeiten sind dämmerungsaktive Tiere wie Waldkauz, Steinkauz, Dachs, Fuchs sowie Reh- und Schwarzwild zu sehen. Tagsüber können Habicht, Sperber, Milan, Mäusebussard und Feldhase beobachtet werden.

Seit einigen Jahren ist auch der Biber wieder in dieser Region heimisch. Sein beeindruckender Damm, der den Schaagbach zu einem großen See aufgestaut hat, ist von der Brücke über den Schaagbach gut zu sehen. In der Nähe des Wassers leben zudem Libellen, Frösche, Lurche und andere auf diesen Lebensraum angewiesene Arten.

Ich bin sehr gespannt, ob ich einer der Tiere entdecke und natürlich darauf, ob es wirklich Parallelen zum Urwald im eigentlichen Sinne gibt.

Erstes Highlight: Haus Wildenrath

Vom Parkplatz aus gehen wir zunächst einen wirklich sehr schmalen Weg entlang und sehen auch das erste Wegweiser-Schild. Rechts grenzen Gärten von Häusern an den Weg und links ist eine Wiese, die scheinbar auch mal tierischen Besuch hat.

An der ersten Gabelung erreichen wir ein Waldstück und sehen vor uns ein paar Fachwerkhäuser – das Haus Wildenrath, eine historische Hofanlage im Schaagbachtal und Sitz der Naturschutzstation. Wir machen einen kurzen Abstecher nach links und nähern uns der Naturstation, um uns das Ganze näher anzuschauen.

Seit über 300 Jahren existiert diese fränkische Hofanlage, und seit den 1960er Jahren werden die Gebäude und das Gelände für die Umweltbildung genutzt. Heute ist der denkmalgeschützte Hof die Heimat der NABU-Naturschutzstation, die ein vielfältiges Bildungs- und Veranstaltungsprogramm für Kinder und Erwachsene anbietet.

Auch rund um das Haus Wildenrath gibt es jede Menge zu entdecken. Zum Hof gehören Hühner, Esel, Schafe und Kühe. Das Naturerlebnisgelände bietet zahlreiche Spielmöglichkeiten und Inspirationen für naturnahe Gartengestaltung mit einem Weidendorf, Kescherteich und Themengärten.

Für uns geht es aber erstmal wieder zurück auf den Weg. Wir gehen von der Gabelung aus nach rechts. Kurze Randbemerkung: Ihr könnt an der Stelle auch links gehen und den Rundweg von der anderen Seite aus starten. Wir entscheiden uns, einer der schönsten Ecken direkt am Anfang zu genießen.

Wildes Schaagbachtal

Traumweg Wildes Schaagbachtal

So gehen wir nach ein paar Metern auch schon nach links und stehen vor einem großen hölzernen Hinweisschild mit dem schönen Titel „Traumweg Wildes Schaagbachtal“ – ein Teil der Wanderroute Birgeler Urwald und ein eigener Wanderweg, der 2,5 Stunden dauert. Auf dem Schild erfahre ich u.a., dass man auf naturnahen Pfaden ein Stück dem Schaagbach folgt, Teile des ehemaligen Westwalls überquert und vorbei an Niedermooren wandert.

Außerdem eröffnet der Traumweg dem Wanderer „die Schönheiten der Natur im Schaagbachtal mit seinen unterschiedlichen Lebensräumen. Der Königsfarn und die seltene Sumpfcalla sowie Fledermäuse und Eisvögel gehören hier mit zu den entdeckbaren Naturerlebnissen.“

Wasser.Blick voraus

Voller Vorfreude, wie es weitergeht, setzen wir unseren Weg fort und nach ein paar Schritten, entdecke ich auf der rechten Seite einen Wasser.Blick – einer von 25 Stück im Naturpark Schwalm-Nette, der besonders interessante Aussichtspunkte markiert.

Den ein oder anderen Wasser.Blick durfte ich für euch in diversen Blogbeiträgen ja schon entdecken. Auf der Metallplatte gibt es auch wieder einen QR-Code und eine Telefonnummer, die weitere Infos zum Standort verraten.

Natürlich stelle ich mich auch auf die Platte und kann, über einen Weiher hinweg, nochmal einen Blick auf das Haus Wildenrath genießen. Wenn ich mich umdrehe, schaue ich auf eine Feuchtwiese, die am Anfang auch einen kleinen Steg bereithält, um ein paar Schritte hineinzuwagen. Hier wachsen übrigens Sauergräser und feuchteliebende Arten wie Engelskraut und Kuckucks-Lichtnelke.

Urwaldfeeling

Bevor wir rechts dem Birgerler Urwald-Weg weiter folgen, mache ich noch einen kurzen Abstecher zu einer Schutzhütte, die bei Regenwetter wie gerufen kommt. Dann folgen wir dem ursprünglichen Weg und nach ein paar Metern gehen wir wieder über einen Bohlensteg. An der nächsten kleinen Gabelung halten wir uns links und mir wird immer bewusster, warum der Birgeler Urwald seinem Namen alle Ehren macht. Großer Farne und tiefliegende Äste machen den Weg abwechslungsreich, aber auch charmant. Ab und zu den Kopf einzuziehen, macht auf jeden Fall Sinn.

Zwischen Farn und Moorlandschaften

Dann geht es rechts etwas runter bzw. hier weist uns ein Schild wieder den Weg. Da es ein paar Tage zuvor geregnet hat, ist der Weg teilweise was schlammig. Und so bahnen wir uns den Weg über ein paar Baumstümpfe, bevor wieder ein Bohlensteg sowie eine kleine Brücke auf uns wartet. Kleiner Hinweis: Achtet auf die Wurzeln im Boden, es besteht Stolpergefahr.

An einer weiteren Gabelung geht es rechts. Auch hier ist Matchgefahr, festes Schuhwerk ist also dringend zu empfehlen. Überall, wo man hinschaut, sind moosbewachsende umgestürzte Bäume, Sumpfgebiete bzw. Moorlandschaften und das Farn wird immer höher – wer jetzt noch Zweifel hat, warum der Birgeler Urwald so heißt, dürfte spätestens jetzt Klarheit haben.

Mein Lieblingsplatz

Ein paar Meter weiter erreichen wir meine Lieblingsstelle. Das Sumpfgebiet ist hier deutlich größer als die vorher gesehenen und sogar ein paar Enten fühlen sich an dieser Stelle scheinbar sehr wohl. Jetzt führt der Weg einen kleinen Hügel hoch, damit ich oben in der Mitte dem Weg weiter folgen kann. Links schaue ich in den Wald bzw. in eine sogenannte Wildruhezone und rechts kann ich jetzt den vollen Blick in das Sumpfgebiet genießen.

Der nächste Bohlensteg, dieses Mal in rot, lässt nicht lange auf sich warten und etwas weiter folgt auch eine Brücke über fließendes Gewässer. Hier halte ich mich besonders gerne auf und schaue mir das Naturschauspiel in aller Ruhe an.

Von hier aus gehen wir den Weg bis zum Ende und halten uns links, wie uns das Schild am Wegesrand verrät. Hier befindet ihr euch kurz in einem Wohngebiet….. wie es von hier aus weiter geht, dürft ihr selbst herausfinden.

Weitere Highlights

Auf dem weiteren Verlauf des Weges entdeckt ihr auch noch das „Birgelener Pützchen“, eine kleine, charmante Wallfahrtskapelle, die ich auch schon mal besuchen durfte. Von hier aus führt ein Kreuzweg, gesäumt von Heiligenfiguren, zu den nächsten Etappen. Aber das ist noch nicht alles… ihr findet historische Relikte des Westwalls, die an die bewegte Vergangenheit der Region erinnern und passiert den alten Bahndamm der stillgelegten Strecke Jülich-Dalheim, welcher den höchsten Punkt der Route markiert.

Mein Fazit

Für mich war der Besuch im Birgeler Urwald eine wunderbare Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und neue Energie zu tanken. Die frische Luft und die unberührte Natur haben mir unglaublich gutgetan und mich daran erinnert, wie wichtig es ist, regelmäßig Zeit draußen zu verbringen. Ich kann euch einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Lasst euch von der Schönheit und Ruhe dieses einzigartigen Ortes verzaubern und genießt die Natur in vollen Zügen.

Tipps auf einem Blick

  1. Anreise: Am besten erreicht ihr den Birgeler Urwald mit dem Auto. Parkplätze sind in der Nähe des Eingangs vorhanden.
  2. Ausrüstung: Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sind empfehlenswert, da die Wege teilweise uneben und feucht sein können.
  3. Verpflegung: Nehmt ausreichend Wasser und Snacks mit, da es im Wald keine Einkehrmöglichkeiten gibt.
  4. Respekt vor der Natur: Haltet euch an die markierten Wege und hinterlasst keinen Müll, um die Natur zu schützen.