Außergewöhnlicher Niederrhein – Von der Draisine bis zur Selfkantbahn

16.05.2024

Dass der Niederrhein besonders ist, habe ich euch ja schon mehrfach in meinen Blogbeiträgen berichtet. Dass er auch außergewöhnlich sein kann, beweist er mit vielen verrückten Übernachtungsmöglichkeiten und Bauten, aber das ist noch längst nicht alles. Deswegen starte ich heute meine neue Reihe „Außergewöhnlicher Niederrhein“. Ihr könnt euch nämlich auch außergewöhnlich am Niederrhein fortbewegen…

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Draisine fahren – Kreis Kleve

Starten wir mit einem Fortbewegungsmittel, dass ich erst kennengelernt habe, seitdem ich das Niederrhein Fräulein bin und unbedingt in diesem Jahr ausprobieren möchten – die Draisine. Das Ganze müsst ihr euch so vorstellen, dass ihr wie auf einem Fahrrad in die Pedale tretet, aber das nicht auf der Straße, sondern auf historischen Gleisen zwischen Kleve, Kranenburg und Groesbeck. Ihr rollt quasi von Stadt zu Stadt und könnt auf ganz andere Art und Weise die niederrheinische Landschaft erradeln.

Eine „normale“ Draisine eignet sich für zwei bis vier Personen, also die richtige Größe für einen schönen Familienausflug. Zwei strampeln und zwei können es sich auf der Bank dazwischen bequem machen. Die Stahlkonstruktion verfügt allerdings über komfortable Fahrradsattel, die ihr in der Höhe verstellen könnt, Lenken ist nicht nötig. Wechseln könnt ihr unterwegs natürlich auch. Zwei unabhängig voneinander bedienbare Handhebelbremsen sorgen für die nötige Sicherheit, um ohne Probleme auf- und absteigen zu können.

Wenn ihr mehr Personen seid, könnt ihr euch für eine Clubdraisine entscheiden. Hier haben neun bis 14 Personen Platz und neben den Sitzbänken gibt es noch einen Tisch – ideal für eine Geburtstags- oder Betriebsfeier.

Ich überlege noch, welche Route es bei mir werden soll. Es gibt da zum einen „Die Ausgiebige“, die auf einer zehn Kilometer langen Strecke von Kranenburg nach Kleve führt oder umgekehrt. Auf dem Weg passiert ihr das Niedermoor Kranenburger Bruch, die 1821 erbaute Mühle Dornsbrüggen, das Schloss Gnadenthal bis hin zu den historischen Gartenanlagen in Kleve.

Etwas kürzer ist die Route „Die Grenzenlose“, die nur etwa 5,5 Kilometer durch die Gemeinde Kranenburg bis ins niederländische Groesbeek führt. Highlight ist hier neben der deutsch-niederländischen Grenzregion das romantische Städtchen in den Niederlanden mit seinem außergewöhnlichen nationalen Befreiungsmuseum.

Es gibt natürlich von dem Anbieter Grenzland-Draisine noch weitere Routen und Programme inklusive Verpflegung, da findet ihr sicherlich die Passende für euch. Spaßiger und abwechslungsreicher kann man den Niederrhein nicht erkunden. Mehr Infos gibt es hier.

Fotos: Grenzland Draisine GmbH

 

 

Treckermuseum Pauenhof – Kreis Wesel

Habt ihr gewusst, dass der Pauenhof Deutschlands größtes Traktoren- und Landtechnikmuseum ist? Hier gibt es in insgesamt zehn Hallen auf einer Ausstellungsfläche von über 5.000 Quadratmeter zeigen über 400 Traktoren ab 1924 und über 400 Landmaschinen vom Kleingerät bis zum Mähdrescher. Die Traktoren stammen teilweise vom Niederrhein, aber auch aus dem Münsterland, aus Bonn, Bernkastell & Co. Zu gucken gibt es hier definitiv jede Menge und alle Traktoren sind sogar funktionstüchtig mit wenigen Ausnahmen. Auch für die Kleinen gibt es im Pauenhof einen Spielplatz inklusive Traktoren zum Besteigen.

Der Pauenhof bietet aber nicht nur Nostalgie pur zum Anschauen, sondern auch zum Fahren. Das bedeutet, dass ihr mit einem alten Traktor mit oder ohne Anhänger den vier Hektar großen Park unsicher machen. Die Traktoren sind Mittfünfziger, haben kein Dach und haben einen breiten, federnden Sitz, der auch als Sattel durchgehen würde. Eingewiesen werdet ihr von Geschäftsführer Norbert Stapper, der 1999 das Museum von Gründer Johannes Troost übernommen hat.

Preislich kostet eine halbe Stunde pro Traktor 18 Euro, egal, ob mit oder ohne Anhänger. Fahren dürfen übrigens nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Die einzige Voraussetzung ist, dass ein Erziehungsberechtigter (mindestens 18 Jahre alt) mit ihnen fährt. Es gibt auch sogenannte Geschicklichkeitsfahren für erwachsene Gruppen ab 15 Personen auf Voranmeldung. Hier beträgt der Preis 50 Euro pro Stunde für die gesamte Gruppe. Los geht die Saison ab März.

 

Patschel am Hariksee – Kreis Viersen

Habt ihr schon mal vom Ausflugsboot Patschel gehört? Beheimatet am Hariksee in Schwalmtal gibt es zwei Ablegestellen, von denen der kleine Kutter hin und her pendelt – an der Mühlrather Mühle und am Inselschlösschen. Da man kaum ans Ufer des Hariksees kommt, ist Patschel die ideale Möglichkeit die Idylle des 20 Hektar großen Sees zu genießen. Der Hariksee ist übrigens künstlich beim Abbau von Torf entstanden, wird von der Schwalm gespeist und ist etwa 12.000 Jahre alt.

Dass die Fahrt mit dem Patschel ein ganz besonderes Erlebnis wird, dafür sorgt Kapitän Emil Langer, der auch einige See-Anekdoten auf Lager hat. Die Abfahrtszeiten – jeweils ab mittags – variieren nach Wetterlage. Hunde sind übrigens erlaubt und dürfen mit.

Wer selbst auf Erkundungstour auf dem Hariksee gehen will, kann sich auch ein Elektro- oder Tretboot, ein Kanadier, ein Kajak, ein Ruderboot oder ein SUP leihen. Und wenn ihr danach Hunger habt, kann ich euch an einer der Anlegestellen das Café & Restaurant „Notre’s“ mit seiner frischen, griechisch-mediterranen Küche empfehlen. An der Anlegestelle Mühlrather Mühle ist das gleichnamige Restaurant-Steakhouse ansässig und ebenfalls zu empfehlen.

Fotos: hariksee.com und Beate Esser/Sign+Design GmbH

 

 

Die Selfkantbahn – Kreis Heinsberg

Ein weiteres außergewöhnliches Fortbewegungsmittel ist die letzte schmalspurige Eisenbahn in NRW – die Selfkantbahn. Sie fährt den letzten noch verbliebenen Abschnitt der Strecke von Gillrath nach Schierwaldenrath mit einer Länge von 5,5 km.

Die Selfkantbahn ist als Kleinbahnmuseum konzipiert, möchte aber kein Museum im herkömmlichen Sinn sein. Steigt ihr als Besucher oder Fahrgast in den Zug, betretet ihr schon eines der Museums- und Ausstellungsstücke. Jeder Wagen, die Lokomotive vor dem Zug, aber auch die Strecke selbst und ihre Bahnhöfe sind Teil des Kleinbahnmuseums Selfkantbahn. Als lebendiges Geschichtsbuch soll auch den jüngeren Zeitgenossen ein authentischer Einblick in das Transportwesen vor der Massenmotorisierung gegeben werden.

Die Dampfzüge der Selfkantbahn fahren in  der Saison 2023 an allen Sonn- und Feiertagen ab der Saisoneröffnung am 9. April bis zum 1. Oktober. Zusätzlich verkehren die Züge der Selfkantbahn auch an allen Samstagen innerhalb der Saison um 15 Uhr und an Samstagen mit Ehrenlokführerseminaren zusätzlich um 17 Uhr ab Schierwaldenrath nach Gillrath und zurück. Zum Saisonanfang am 9. und 10. April können die kleinen Gäste zusätzlich auf Ostereiersuche gehen, die Spargelfahrten finden vom 23. April bis zum 18. Juni statt und auch Frühstücksfahrten am 7. Mai, 4. Juni, 9. Juli, 6. August und am 9. September sind buchbar.

Fotos: WFG-Heinsberger Land und Markus Kaiser (Eisenbahnnostalgie.de)