Hotel Klostergarten – Barrierefreier Urlaub in Kevelaer

16.05.2024

Während meiner Zeit als Niederrhein Fräulein habe ich schon viele Hotels, Ihre Besonderheiten und Highlights kennenlernen dürfen. Das Hotel Klostergarten in Kevelaer, das ich heute besuchen durfte, überzeugt als Inklusionsbetrieb mit seiner ehrlichen Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit. Mit Hotelleiterin Nicole Grüttner durfte ich einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen, mehr über die Geschichte des Hotels erfahren und natürlich auch einen Rundgang durch die Anlage machen. Darf ich euch mitnehmen?

Farben
Container

Für unser Treffen mit Hotelleiterin Nicole Grüttner haben wir uns einen ganz besonderen Ort im Hotel Klostergarten ausgesucht – die Lounge, ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen, sich ein Getränk oder ein Snack nehmen und den Ausblick in den wunderschönen Innenhof genießen kann. Lange Zeit war die Lounge coronabedingt geschlossen und eine Teststation untergebracht, aber jetzt erfüllt sie wieder ihren ursprünglichen Sinn und Zweck.

Beim Betreten der im mediterranen Stil gehaltenen Lounge fallen mir nicht nur die warmen und gemütlichen Farben auf, sondern auch der Spruch an der Wand: „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Und genau dieser Spruch passt perfekt zum Hotel Klostergarten, der ein Teil eines großen Wohnquartiers ist, in dem viele Menschen ihr Zuhause gefunden haben. Aufgebaut ist die Anlage als Mehrgenerationenhaus, in dem sich eben das Hotel befindet, ein Altenheim mit Wohngemeinschaften, Wohngruppen für Demenzkranke sowie 104 Mietwohnungen.

Der Mensch zählt

Dann kommt auch schon Nicole im Foyer um die Ecke, die mit uns einem herzlichen Lächeln und den Worten „Herzlich Willkommen bei uns hier im Hotel Klostergarten“ begrüßt. Mit dabei Auszubildende Alida Baumanns und Dagmar Hegmans vom Housekeeping. Zusammen erklären sie mir das Konzept des Hotels, aber was noch viel wichtiger ist, was das Besondere an diesem Ort ist. „Das Hotel Klostergarten unter der Trägerschaft des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer e.V. ist ein Inklusionsbetrieb, in dem Menschen mit Beeinträchtigung gemeinsam mit nicht beeinträchtigtem Kollegen zusammenarbeiten. Eröffnet wurde das 3-Sterne-Superior-Hotel 2011 im ehemaligen Tagungs- und Exerzitienhaus der Clemensschwestern“, beginnt Nicole unser Gespräch. „Zwei von ihnen – Schwester Marlies und Schwester Hildegard – wohnen sogar noch hier im Komplex und kümmern sich um die Klosterkapelle und die seelsorgerische Betreuung.“

Fast wie abgesprochen oder besser gesagt, perfektes Timing, läuft Schwester Marlies den Flur entlang und begrüßt uns ebenso herzlich und erklärt uns ein bisschen mehr zu den Anfängen des Ganzen. „Wir hatten immer mehr Probleme mit dem Nachwuchsmangel und waren offen für neue Konzepte. Gleichzeitig stellte man sich die Frage, was in Kevelaer fehlt und war schnell einer Meinung, dass es an Übernachtungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze für beeinträchtige Menschen fehlt. So nahm alles seinen Lauf“, ergänzt Schwester Marlies, die aber leider schon wieder weiter muss.

„Einen wichtigen Gedanken der Clemensschwestern haben wir natürlich übernommen: Bei uns steht ganz klar der Mensch im Mittelpunk. Egal, ob mit oder ohne Beeinträchtigung, jeder bringt viel Herz und seine eigene Begabung mit ein, wodurch eine ganz besondere Atmosphäre der Achtsamkeit, Freude und Wertschätzung entsteht. Und genau diese herzliche Gastlichkeit, wissen auch unsere Gäste zu schätzen und fühlen sich hier rundum wohl“, erklärt Nicole weiter.

Dass sich Alida und Dagmar hier auch als Mitarbeiter sehr wohl fühlen, bestätigen die beiden mir natürlich auch, was auch Nicole sehr freut: „Wir sind alle Gastgeber aus Leidenschaft und unser Handeln ist kein Marketingkonzept. Es kommt einfach von Herzen und wir wollen ein Zuhause auf Reisen bieten.“

Vom Innenhof bis zur Klosterkapelle

Und das das auch genauso gemeint ist, merke ich auch schon in der kurzen Zeit, in der ich hier bin. „Soll ich euch das Hotel und den Komplex hier mal zeigen?“ lädt uns Nicole auf eine kleine Entdeckungstour ein. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und starten im Innenhof. Dabei erzählt uns Nicole, dass dies ein Ort der Spiritualität und Meditation ist, man hier aber auch zu bestimmten Zeiten etwa Bogenschießen erlernen kann, aber hier auch Events, wie zuletzt die Landpartie mit jeder Menge Kunst, stattfinden.

Besonders praktisch finde ich, dass man durch den Kreuzgang bis zur Kapelle trocken und geschützt, selbst bei Regen, spazieren kann. Auf dem Weg fallen mir noch ein paar Kunstwerke der Landpartie auf, die noch ein Weilchen hier im Innenhof bleiben dürfen. Ausgestellt ist die Fotoausstellung „Mensch sein“ von Mitgliedern des Issumer Fotoclubs Lichtstark. Ein sehr passendes Thema, was ideal auch zum Hotel Klostergarten passt.

Am Ende des Kreuzganges kommen wir an der Klosterkapelle an und dürfen einen Blick hineinwerfen. „Hier finden regelmäßig Messen, Hochzeiten und Beerdigungen statt, aber auch schon mal Konzerte, denn die Akustik ist wirklich beeindruckend. Und wenn man von hier aus rausgeht, ist man direkt am bekannten Pilger-Kreuzweg, zu dem man ebenfalls barrierefrei gelangt“, ergänzt Nicole.

Das große Ganze

Bevor wir uns das Hotel näher anschauen, machen wir einen kurzen Abstecher in den Trakt des Mehrgenerationenhauses. „Hier gibt es etwa ein Kaminzimmer mit einer kleinen Bibliothek gibt, das als Rückzugsort für Gäste gedacht ist und in dem auch schon mal Lesungen stattfinden. Weiter vorne befindet sich das Restaurant, in dem das Hotel das Frühstück für Hotelgäste, aber auch das Mehrgenerationshaus ehrenamtliche Angebote, wie z.B. die Nachbarschaftscafés, anbietet. Alles zusammen hält die Quartiersmanagerin Jessica Sieben, die wir kurz in ihrem Büro besuchen. Ihre Hauptaufgabe es ist, ein Zusammenhaltsgefühl zu schaffen. Sie ist auch Anlaufstelle für die Mieter und fördert den Kontakt untereinander.

„Das Hotel ist ein Multiplikator für das ganze Wohnquartier“, erklärt Nicole. Also nicht nur von außen bildet alles eine gelungene Einheit, sondern auch das Innere. Überall wird ein solidarischer Umgang miteinander gepflegt und jeder bringt seine Erfahrungen mit ein. Ein gelungenes Konzept, dass meiner Meinung nach auch in anderen Städten Anklang finden sollte.

Von der Kissenbar…

Jetzt geht es weiter in den Hoteltrakt. Insgesamt verfügt das Hotel über 29 Zimmer, 57 Betten, drei Einzelzimmer, zwei Familienzimmer, 24 Doppelzimmer – alle komplett barrierefrei – und fünf Tagungsräume“, erklärt uns Nicole auf dem Weg durch das Hotel zum ersten Zimmer. „Wir sind sogar „Reisen für alle“ zertifiziert und haben in der Woche viele Tagungsgäste und Geschäftsleute. Am Wochenende sind es die Pilger und Kurzzeittouristen, die in der Regel zwei bis drei Tage bleiben.“

Als wir am Empfang in Richtung des ersten Zimmers vorbeigehen, fällt mir eine ganz besondere Bar ins Auge – die Kissenbar. Wenn ich so zurückdenke, habe ich so eine Kissenbar noch nirgends gesehen. Aber es macht durchaus Sinn, auf jeden Fall für Menschen wie mich. Ich bin zum Beispiel gegen Daunen allergisch und dankbar, wenn ich eine allergikerfreundliche Variante im Hotel bekommen. Auch in der Kissenbar kann man wählen zwischen einem Federkissen, einem Kissen für Allergiker, einem Seitenschläferkissen und vielem mehr.

… bis zu den Familienzimmern

Direkt um die Ecke befindet sich das erste Zimmer, was wir uns anschauen – die Nummer 31, eines der Doppelzimmer mit breiteren Türen und einem barrierefreien Bad mit einem herunterfahrbaren Waschbecken, dezenten Haltegriffen, einem absenkbaren Spiegel und vielen weiteren Kleinigkeiten, die den Aufenthalt so angenehm, wie möglich machen sollen. „Wir haben bei allem Komfort für beeinträchtige Gäste aber trotzdem darauf geachtet, dass dieser nicht auffällt und sich optisch perfekt in das Bild eines modernen Bades integriert. So fühlt sich jeder Gast wohl und hat nicht das Gefühl im Krankenhaus oder in der Reha unterbracht zu sein“, betont Nicole. Und diese Symbiose ist perfekt gelungen.

Auch von der Einrichtung und der Farbwahl sind auch die anderen Zimmer, die ich mir anschaue, sehr stilvoll ausgestatte und gefallen mir sehr gut. Neben einem größeren Doppelzimmer mit der Nummer 36 schaue ich mir auch eines der Familienzimmer mit der Nummer 43 auf der Ebene -2 an. Das Besondere hier: Es gibt nicht nur ausreichend Platz, sondern auch einen direkten Zugang zum Spielplatz vor der Tür. Von hier aus können die Eltern die Kleinen beim Toben perfekt beobachten.

Verpflegung auf Wunsch

Als klassisches Hotel Garni hat der Hotel Klostergarten keine eigene Küche, die Gäste werden aber dennoch gut versorgt. Neben einem reichhaltigen Frühstücksbuffet gibt es mittags einen offenen Tisch durch die Großküche der Caritas, die an dieser Stelle die Versorgung übernimmt. Dann gibt es das Hauptgericht, meist gut bürgerliche Hausmannskost, für 7,90 Euro, was nicht nur von den Leuten aus der Nachbarschaft, sondern auch Geschäftsleuten mit umliegenden Büros gerne genutzt wird. Ist abends Essen gewünscht, ist auch das mit Voranmeldung möglich. Alternativ empfehlen die Mitarbeiter auch gerne die lokale Gastronomie. Mir würde spontan schon das Alt Derp direkt im Herzen von Kevelaer an der Hauptstraße einfallen, dass mein Herz damals mit einer Dry Aged Currywurst im Sturm erobert hat.

Corona-Zeit gut genutzt

„Wir haben den Lockdown übrigens dazu genutzt, um dem Hotel einen neuen Anstrich zu verpassen und eine digitale Gästemappe mit allen wichtigen Informationen zum Aufenthalt zu schaffen“, verrät mir Nicole. Unterstützung hatte ich während der ganzen Corona-Zeit von meinem zehnköpfigen Team. Besonders durch Alida, die bei uns ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau im dritten Lehrjahr macht, hatte ich eine tolle Erleichterung, die viele organisatorischen Dinge übernommen und erledigt hat.

Aber wir haben alle nach dem Lockdown gemerkt, wie schön es ist, dass das Haus wieder voller und lebendiger ist, das hat schon gefehlt“, erinnert sich Nicole. „Aber wir sind sehr froh mit dem Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V. einen so starken Partner an unserer Seite zu haben, der uns auch in der schweren Zeit sehr unterstützt hat. Sei es die zentrale Steuerung der Einkäufe oder die Marketing- oder auch die Hygienefachleute, die wir nutzen dürfen. Nicht nur die Expertise ist für uns Gold wert, sondern der Caritasverband ist auch ein menschlicher Arbeitgeber, der sehr darauf bedacht ist, dass sich die Menschen an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen.“

Grund zum Feiern

Gerade im September durfte das Hotel Klostergarten auch ein besonderes Jubiläum feiern und zwar das zehnjährige Bestehen. Die Veranstaltung war zwar coronabedingt „nur“ für geladene Gäste, aber im nächsten Jahr wird es auch wieder einen „Tag der offenen Tür“ geben.

Eine Woche vorher fand ebenfalls eine Jubiläumsfeier vom Caritasverband statt, zu der nur die Mitarbeiter geladen waren. Und die Worte dieser Einladung sind der ideale Abschluss für diesen Blogbeitrag: „#DasMachenWirGemeinsam lautet das diesjährige Leitmotiv der Caritas in Deutschland. Dieser Gedanke ist auch im Klostergarten fest verankert. Seit 10 Jahren wohnen, leben und arbeiten viele Menschen in diesem einzigartigen Quartier, das sich durch ein gemeinsames Miteinander, gegenseitige Toleranz und nicht zuletzt einer großen Herzlichkeit auszeichnet. Zuallererst die Mitarbeiter sind es, die den Klostergarten auszeichnen und zu etwas Besonderem gemacht haben.“ Besser hätte ich meine Eindrücke im Hotel Klostergarten nicht formulieren können.

Wer es jetzt kaum erwarten, kann im Hotel Klostergarten in der Wallfahrtsstadt zu übernachten, findet hier weitere Infos:

https://niederrhein-tourismus.de/gastgeber/hotel-klostergarten

https://hotel-klostergarten.eu