Besondere Wanderrouten – Teil 9: Erlebnispfad Kulturlandschaft Wachtendonk mit Niersblick
Ihr könnt es ruhig zugeben! Ihr habt meine Reihe „Besondere Wanderrouten“ vermisst…. ich natürlich auch und deswegen entführe ich euch heute nach Wachtendonk. Mein Ziel: Der Erlebnispfad Kulturlandschaft Wachtendonk mit Niersblick und die Suche nach dem Leuchtturm. Hört sich ein bisschen wie ein Indiana Jones-Titel an, aber gefährlich wird die Wanderung nicht, sondern eher entspannend. Was mir besonders gut gefallen hat, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest…
Die Niers durfte ich für euch ja schon öfters erkunden, aber habt ihr gewusst, dass der Fluss rund um Wachtendonk am schönsten ist? Auch das kleine Städtchen am nördlichen Niederrhein selbst ist mit den historischen Häusern und den süßen Läden einen Besuch wert. Das passiert ihr bereits teilweise auf dem Weg zur Burgruine Wachtendonk, der Ausgangspunkt der Wanderung. Gleich zwei Rundwanderwege des Erlebnispfades Kulturlandschaft Wachtendonkkönnen wir ab hier absolvieren – die Nord- oder die Südroute.
Nord- oder Südroute?
Die Südroute ist mit ca. drei Kilometer kürzer und angesichts Temperaturen über 30 Grad fällt unsere Wahl auf diese Variante. Aber was viel wichtiger ist, auf dieser Route befindet sich auch der berühmte Leuchtturm von Wachtendonk, auf den ich sehr gespannt bin.
Entscheidet ihr euch für die Nordroute erwarten euch neben zehn Kilometer Wandervergnügen aber auch ein ganz besonderes Highlight – die Selbstbedienungsfähre AIWA (= Anlage im Wasser). Und tatsächlich müsst ihr selber aktiv werden, um die andere Niersseite zu erreichen. Schritt eins – ihr betretet die kleine Fähre; Schritt zwei – ihr betätigt das Kurbelrad. Wenn ihr die Fähre erst zu euch heranziehen müsst, ist auch ein Kurbelrad zu bedienen. Platzt ist auf der Fähre für bis zu sechs Personen mit Fahrrädern und Gepäck. Die Idee zum Bau einer Fähre entstand übrigens im Rahmen der Vorbereitungen für den Wettbewerb Naturpark.NRW.2012 des Naturparks Schwalm-Nette, womit ein neuer Rundwanderweg möglich wurde.
Natürlich könnt ihr auch beide Routen miteinander verbinden und die volle Dosis Niersidylle genießen. Die Niers ist nebenbei bemerkt über 112 Kilometer lang und fließt durch den Niederrhein von Kuckum in Erkelenz bis zur Mündung in die Maas in den Niederlanden. Dabei fließt die Niers keineswegs immer geradeaus, sondern schlängelt sich durch die schöne niederrheinische Landschaft, kommt an einsamen Auen vorbei, fließt auch mal durch Wälder, vorbei an Wiesen, Kopfweiden und durch Städte.
Start einmal anders
Unser Weg beginnt also in der Nähe der Burgruine, allerdings drehen wir den Spieß einmal um und starten am Ende der Rundtour. Wir lassen die Burgruine links liegen und gehen erstmal an einem Sportplatz vorbei und da Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist, genießen wir zunächst die pure Natur auf dem Weg zur Niers.… okay, wir haben auf der Hälfte der Strecke gemerkt, dass wir falsch herumlaufen, aber da es sich um einen Rundweg handelt, ist das natürlich absolut unproblematisch. ;-)
Leichte.Wander.Welt
Eine große Hinweistafel in der Nähe des Sportplatzes informiert über den barrierefreien Erlebnispfad, also was den Besucher erwartet, dass es weitere Info-Tafeln entlang des Weges gibt und eben, dass ihr die Möglichkeit habt, die Süd- oder Nordroute zu wählen. Die schon bekannten kleinen braun-weißen Hinweisschilder mit dem „W“ weisen uns dabei den Weg. Der Erlebnispfad Wachtendonk ist nämlich gleichzeitig auch einer der zehn leichten, barrierearmen Wanderwege des Projektes Leichte.Wander.Welt. Das Ziel dieses Projektes, dass der Naturpark Schwalm-Nette gemeinsam mit der Biologischen Station Krickenbecker Seen e.V. ins Leben gerufen hat, ist Naturerlebnisse für alle zugänglich zu machen. Die neuen Routen erstrecken sich über den gesamten Naturpark und richten sich an Menschen mit und ohne Behinderung und ist somit auch für alle Altersgruppen geeignet.
Die Lindenallee
Nach wenigen Schritten hinter der Hinweistafel halten wir uns links und gehen einen Weg entlang, bis wir bei der nächsten Abzweigung noch einmal links auf eine Allee in Richtung Wankum abbiegen. Wie wir nach ein paar Metern und dem ersten Infoschild erfahren, handelt es sich um die Lindenallee. Sie spendet uns ein wenig Schatten an diesem heißen Tag und laut Schildl finden hier auch viele Tiere einen günstigen Lebensraum. Was die Allee noch schafft? Alleebäume dämpfen den Straßenlärm und leisten durch die Umwandlung von Kohlendioxid in Sauerstoff einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Sie reinigen die Luft und filtern Schadstoffe heraus. Nicht zuletzt verschönert die Linde auch das Landschaftsbild und wird über 1.000 Jahre alt.
Von Kopfbäumen bis zum Eichenwald
Zwischen den Feldern, immer weiter geradeaus und vorbei am nächsten Infoschild zum Thema „Waldrelikt“ erreichen wir eine Abzweigung mit dem nächsten Schild, bei dem es um die für den Niederrhein typischen Kopfbäume geht, die es hier auch direkt zu bestaunen gibt. Hier erfahren wir auch, dass die zurückgeschnittenen Äste früher vor allem als Bau- und Brennmaterial genutzt wurden.
Rechts geht es zum Café Kälberstall – eine Möglichkeit, um eine kleine Rast zu machen – und links führen uns die nächsten Schilder in den Laerheider Weg und in einen kleinen Wald nach rechts. Hier befinden wir uns im Eichenwäldchen – ein kleinerer Laubwaldbestand, der ein häufiges Element der bäuerlich geprägten Kulturlandschaft darstellt und früher u.a. für die Fertigung von Möbeln, Gerätschaften und Weidepfählen genutzt wurde. Weitere Informationen, auch über das dort angesiedelte, giftige Adlerfarn, das hier bis zu zwei Meter hoch wird, finden wir auf einer eigenen Infotafel dort.
Freier Niersblick
Ab hier können wir schon von weitem endlich die Niers sehen. Ich genieße nicht nur den Wasserblick, sondern auch die Tiere und Insekten zu beobachten, die sich in ihrem Lebensraum tummeln. Auch entlang dieses Weges dauert es nicht mehr lange und die nächsten Infotafeln erzählen uns mehr über die hiesigen Besonderheiten wie etwa die Pappeln, die ebenfalls wichtige Elemente in der niederrheinischen Kulturlandschaft sind. Dann erscheint vor uns eine Brücke, über die wir seitlich hoch gehen können, aber es gibt links auch einen Weg daran vorbei.
Der berühmte Leuchtturm
Und dann sehen wir ihn auch schon – den berühmten Leuchtturm, den ich mir doch etwas größer vorgestellt hatte, aber auch in kleiner Form zum Hochklettern einlädt. Genau das wird auch gerade von zwei Kindern genutzt. Der Leuchtturm gehört übrigens zum Holleshof, bei dem man u.a. Kanus mieten, aber auch ein riesiges Maislabyrinth unsicher machen kann. Als wir uns langsam dem Leuchtturm näher, sehe ich ein Pärchen, dass gerade mit dem Kanu anlegt. Ein Schild weist darauf hin, dass hier auch die offizielle Anlagestelle der Gemeinde Wachtendonk ist, an der es sogar eine Toilettenanlage und Rastmöglichkeiten in Form von Bänken gibt.
Mehr über die Niers
Ein paar Meter weiter plumpst nach und nach eine Entenfamilie in die Niers und begleitet uns ein Stück bei unserem weiteren Weg, aber auch weitere Infotafel über die Niersniederung und die Niers an sich säumen den Weg. Habt ihr gewusst, dass der Fluss damals „Rio Tinto“ im Volksmund genannt wurde? Der Hintergrund: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Niers durch erhebliche Schmutz- und Abwassermengen aus Haushalten und besonders von der Textilindustrie stark belastet. 1927 wurde daraufhin der Niersverband gegründet, der sich für ein sauberes Gewässer einsetzt.
Unser Erlebnispfad Süd-Weg entlang der Niers neigt sich langsam dem Ende zu und schlängelt sich bis zur Burgruine, die ursprünglich unser Ausgangspunkt war. Kurz bevor wir diese aber erreichen, zeigt sich die Niers in einer besonderen, asymmetrischen Form mit einem Prall- und Gleitufer. Was es damit auf sich hat, verrät euch die nächste Infotafel.
Die Burgruine
Dann stehen wir endlich vor der Burgruine, die gerade als Treffpunkt für Hundebesitzer und ihre Vierbeiner genutzt wird. Die letzte Infotafel an dieser Stelle hält historische Fakten über die Burgruine bereit, denn Wachtendonk wurde damals hart umkämpft und wechselte wiederholt den Besitzer.
Kleiner Tipp an dieser Stelle, weil mir das große Banner an der Burgruine aufgefallen ist: Heute (29.7.) findet genau hier die Lost Place Comedy statt. Vielleicht bekommt ihr hier noch Rest-Tickets und weitere Informationen.
Ihr wollt mehr Wander-Tipps rund um das Thema Wasser?
Der Niederrhein hat so viele Möglichkeiten zu bieten und die Wanderwege führen an Flüssen wie den Rhein, die Niers, die Rur und die Lippe, aber auch an schönen Seen vorbei. Hier weitere Tipps für euch:
Da wäre zum einen die „Wanderung rund um den Auesee“ auf einer Länge von 13,8 Kilometern. Der Ausgangspunkt der Tour ist an der Stadtinformation Wesel (Großer Markt 11). Von dort aus geht es von der Innenstadt aus in die Weseler Rheinaue und einmal rund um den Auesee. Der ca. 250 ha große See entstand übrigens zwischen 1963 und 1993 durch Kiesabbau und ist heute ein beliebtes und überregional bekanntes Ausflugsziel. Der See bietet Platz für Badegäste, Surfer, Segler und Taucher, aber auch zahlreichen seltenen und geschützten Tier- und Pflanzenarten eine Heimat.
Im Kreis Heinsberg gibt es etwa den „Premium-Wanderweg 6 – Rode Beek“. Nördlich von Wassenberg führt diese Wandertour vom Rothenbach am niederländischen Nationalpark „De Meinweg“ vorbei zum Effelder Waldsee. Das Heidemoor „De Turfkoelen“ und die typischen Flusslandschaften an Rur und Rothenbach prägen diesen Ausflug in die Natur. Eines der Highlights hier ist die Gitstapper Mühle, die als Wassermühle seit über 1.000 Jahren genutzt wird. Direkt anschließend an dieser gibt es einen Laden, in dem ihr Mehl und Brot kaufen könnt, sowie süße Cafés und Spielplätze.
Oder wie wäre es mit einer dreitägigen Tour „Stille Wunder im Wanderparadies“? Gleich neun zertifizierte Premium-Wanderwege im Wanderparadies „Wasser.Wander.Welt“ warten im grenzüberschreitenden Naturpark Maas-Schwalm-Nette auf euch. Die namensgebenden Flüsse Maas, Schwalm und Nette sowie zahlreiche Seen und Bachläufe prägen auch hier die niederrheinische Landschaft. 25 ausgewählte Lieblingsplätze, sogenannte „Wasserblicke“, bieten besonders beeindruckende Ausblicke auf die Gewässer im Naturpark. Die Premium-Wanderwege sind zwischen sechs und 19 km lang und im Arrangement sind zwei Übernachtungen inkl. reichhaltigem Frühstück, ein 3-Gang-Menü, einmal Kaffee und Kuchen und natürlich Kartenmaterial zu den Premium-Wanderwegen enthalten. Preislich geht es ab 159 Euro pro Person los.