
Themenführungen am Niederrhein: Rund ums Wasser
Habt ihr Lust eure Stadt, Gemeinde oder den Nachbarort auf eine ganz besondere Art und Weise zu erkunden? Dann bucht einfach eine der zahlreichen Stadt- und Themenführung am Niederrhein. Ich durfte schon diverse Führungen erleben und war jedes Mal überrascht, was es für tolle, oft versteckte, Ecken gibt und wie viel man einfach auch noch lernen kann. Heute dreht sich bei meinen Tipps für euch alles rund ums Wasser, ihr trefft auf historische Charaktere wie die Fährfrau Marieken und Hein von Rhein und wenn es mal regnen sollte, wartet eine digitale Stadtführung auf euch.
Unterwegs mit der Fährfrau Marieken von Emmerik
Habt ihr gewusst, dass das infoCenter Emmerich rund 30 Kostüm- und Themenführungen anbietet? Durchschnittlich absolvieren sieben GästeführerInnen über 250 Führungen. Seit Mai 2018 ist die Klever Gästeführerin Hildegard Liebeton in Emmerich neu an Bord und erzählt unterhaltsame Geschichten als Fährfrau Marieken, die Witwe von Casper Libeton.
Aufgewachsen ist die Gästeführerin in Griethausen und Recherchen in Sachen Ahnenforschung haben ergeben, dass sie mit dem Emmericher Fährmann tatsächlich verwandt war. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts pachtete besagter Fischer und Schiffer Casper Libeton (damals ohne „e“ geschrieben) die Emmericher Rheinfähre, die nach seinem Tod von seiner zweiten Ehefrau Marieken weitergeführt wurde. Also beste Voraussetzungen für Hildegard den Job als Fährfrau zu übernehmen und dabei keine Geschichte neu erfinden zu müssen. Natürlich trägt Hildegard bei den Führungen traditionelle „Fischerkleidung“ und hat einen Salm-Korb dabei, der nach einer Original-Vorlage geflochten wurde.
Rund zehn Stationen umfasst die Themenführung und dauert 90 Minuten. Beginn und Ende des Spaziergangs ist das infoCenter Emmerich an der Rheinpromenade. Ihr erfahrt dabei allerhand von der damaligen Zeit und von den alten Berufen wie den Fährleuten, den Flößern, den Schiffern, den Fischern und den Lotsen, die mit dem Rhein zu tun hatten. Am Ende gibt es übrigens einen „Denkzettel“ über die Inhalte der Führung und einen Löffel „Rheinwasser“ in Form eines hochprozentigen Töpfchens. Die humorvolle und informative Zeitreise für sieben Euro pro Person könnt ihr direkt im infoCenter Emmerich buchen oder euch vorab unter 02822-931040, tourismus@wfg-emmerich.de oder hier informieren.
Foto: Stadt Emmerich am Rhein
„Hein vom Rhein“ oder „ Rees - ein R(h)eines Vergnügen“?
Gleich zwei „wassernahe“ Führungen erwarten euch in Rees. Habt ihr schon mal von „Hein vom Rhein“ alias Gästeführer Heinz Wellmann gehört? Mit ihm zusammen erlebt ihr eine 90-minütige spannende Themenführung durch die Zeiten des längsten Flusses in Deutschland inklusive jeder Menge Informationen und Geschichten über den Strom. Dabei setzt ihr mit dem als Rheinschiffer gewandten Hein vom Rhein mit der Fähre „Rääße Pöntje“ zur Reeser Flutmulde über, besichtigt den künstlichen Rheinarm und erfahrt mehr über diesen.
Jahrhunderte lang hat der Rhein die älteste Stadt am Unteren Niederrhein geprägt und viel erlebt wie etwa das Hochwasser in der Stadt. Aber ihr erfahrt auch mehr zu den Schutzmaßnahmen, den Schifffahrten, den Fischen im Rhein, dem Leben am Strom und dem Warenverkehr. Infos zu den nächsten Terminen der Führung bekommt ihr bei der Touristinformation am Markt 41 in Rees, unter 02851-51555 oder unter tourist.information@stadt-rees.de. Treffpunkt ist dann am Brunnen „Erdkruste“ vor dem Reeser Rathaus (Markt 1) und die Kosten betragen sechs Euro pro Person zzgl. zwei Euro Fährkosten für Erwachsene. Geeignet ist die Führung für Kinder ab zehn Jahren und hier zahlen Kinder bis 12 Jahre nur drei Euro pro Person und darüber hinaus sechs Euro zzgl. der Fährkosten.
Eine alternative Themenführung rund um den die längste Wasserstraße Deutschlands erwartet euch mit „Rees - ein R(h)eines Vergnügen“. Auch hier geht es um den Rheinstrom, der seit Jahrhunderten die Geschichte der Stadt Rees und die Geschicke der Bewohner beeinflusst hat. Geführt werdet ihr hier von der zertifizierten Natur- und Landschaftsführerin Doris Baumann, die euch zu einem Spaziergang entlang des Rheinstroms einlädt und viel Wissenswertes und Amüsantes über Vater Rhein und seine Anwohner zu berichten weiß. Achtung: Als bekannte Märchenerzählerin verzaubert sie euch definitiv mit ihren Geschichten. Die Kosten betragen hier fünf Euro pro Person, Kinder unter 12 Jahren sind frei und Treffpunkt ist das Rathaus. Um Anmeldung wird hier gebeten unter tourist.information@stadt-rees.de oder telefonisch unter 02851 51555.
Foto: gaestefuehrungen-rees.de
Märchenhafte Radtour
Im Heinsberger Land bietet Westblicke e.V. spannende Führungen auch via Rad an. Eine davon ist die „Märchenhafte Radtour“ mit Gästeführerin Anette Tanz, die ca. 20 Kilometer misst und etwa zwei Stunden dauert. Von Heinsberg aus geht es durch Felder und Wiesen an die Rur. Dann radelt ihr flussabwärts auf dem RurUferRadweg bis Orsbeck, den ich auch schon für euch erradelt habe, und am „Lago Laprello“ vorbei geht es wieder zurück nach Heinsberg. Auf dem Weg begegnen euch in schaurig schönen Märchen und Sagen Fabelwesen wie Hexen und Teufel, Zwerge, Waldgeister und Elfen. Geeignet ist die Tour auch für Familien mit Kindern ab dem Grundschulalter. Weitere Informationen bekommt ihr unter 02452-64839.
Eine ebenso spannende und informative Radtour erwartet euch unter dem Titel „Kleine Dörfer mit großen Spuren“. Hier führt euch Annette Tanz ca. 25 Kilometer (ca. 3,5 Std.) ins idyllische Wurmtal mit seiner weiten typischen Flusslandschaft.
Noch ein Tipp, bei dem zwar nicht das Wasser, aber dafür der Genuss im Vordergrund steht: Am 21. August findet ab 17 Uhr die dreistündige „Schlemmer-Tour“ in Wassenberg (35 Euro pro Person) statt. Bei einem kurzen Spaziergang durch die Stadt kehrt ihr in verschiedene Lokale ein. Dort erwartet euch ein köstliches Menü und leckere Getränke. Gästeführerin Theresa Wasch erzählt euch dazu Unterhaltsames und Wissenswertes. Anmelden könnt ihr euch unter 02452-939455.
Ein historischer Spaziergang durch Orsoy
Wenn ihr lieber wieder zu Fuß unterwegs seid und Lust auf einen historischen Spaziergang in Rheinberg habt, dann empfehle ich euch diesen durch Orsoy. Der kleine Stadttteil direkt am Rhein ist weit über 700 Jahre alt und mit der fachkundigen Begleitung vom Heimatverein Rheinberg e.V. erfahrt ihr mehr über diesen. Gebucht werden kann die Führung ab einer Teilnehmerzahl von mindestens fünf Personen, Kinder zählen hierbei nicht mit. Kostenpunkt sind drei Euro pro Person. Weitere Informationen zu dieser Stadtführung gibt es hier.
Wer lieber auf eigene Faust unterwegs ist, nimmt als Ausgangspunkt am besten den Platz vor der Ev. Kirche mit dem Fährmannbrunnen. Der erste Punkt neben der evangelischen Kirche, die die älteste ev. Kanzel am Niederrhein ist, wäre dann das Rathaus, das nach der vollständigen Zerstörung Orsoys durch die Spanier 1586 um 1600 wieder neu aufgebaut wurde.
Dann folgt das größte Bürgerhaus in Orsoy von 1765 – die Präparandie an der Fährstraße 16 und der Friedrichplatz mit dem Rheintor. Im 16. Jhd. lag das Zollhaus innerhalb eines Festungswerkes auf einer Rheininsel und der heutige Friedrichplatz war bis Ende 17. Jhd. Zollhafen, der 1945 beim Einrücken der Amerikaner zerstört wurde. Das Rheintor wurde im Jahre 1937/38 zur Verstärkung der Rheindeiche am Niederrhein erbaut, ist in den 1990er komplett saniert worden und wird heute bei Hochwasser durch die Freiwillige Feuerwehr Orsoy verschlossen.
Die Rheinpromenade ist der nächste Punkt, der natürlich einen herrlichen Blick über den Rhein gewährt und auch den neuen Anlegesteiger offenbart. Auf dessen Höhe befindet sich das ehemalige Fahrkartenhäuschen, in dem ihr interessante Informationen über Orsoy und Rheinberg bekommt.
Tierisch wird es beim folgenden Punkt, aber nur mit dem Namen. „Der Bär“ ist ein massives Stauwehr an der Spitze des ehemaligen Festungsbollwerk, das 1611 erbaut wurde und von der Schleifung der Festung 1672 verschont blieb. An dieser Stelle könnt ihr den Rundgang in Richtung Ortsmitte über die Wälle fortsetzen, kommt an der Grundschule von Orsoy und dem schön angelegten Spielplatz vorbei und passiert dann den katholischen Friedhof auf einem ehemaligen Bollwerk der Festung Orsoy. Die ehemalige Tabakfabrik am Südwall und eine Streuobstwiese sowie der Pulverturm bilden die letzten beiden Punkte bei eurem Spaziergang durch Orsoy.
Digitale Stadtführung
Sollte es regnen und ihr wollt trotzdem eine Stadtführung machen, könnt ihre eine digitale Stadtführung in Wesel erleben. Aktuell gibt es acht ein- bis dreiminütige Episoden, in denen jeweils eine Sehenswürdigkeit der Hansestadt im Mittelpunkt steht. Mit dabei sind die Innenstadtkirche Mariä Himmelfahrt, das Schilldenkmal, der Willibrordi-Dom, die Zitadelle, das Berliner Tor, die Historische Rathausfassade, der Klever-Tor-Fries und der Kornmarkt. Ergänzt wird das moderne Angebot von weiteren acht kurzen Videos, in denen u.a. Dr. Veit Veltzke, Leitung LVR-Niederrheinmuseum Wesel, die facettenreiche Geschichte der Hansestadt beleuchtet. Viele der Inhalte sind gezielt für Kinder und Jugendliche aufgearbeitet. So könnt ihr vor dem heimischen Bildschirm einen Ausflug mit der ganzen Familie genießen.