Meine erste Eselwanderung – Zu Besuch auf dem Klappboomshof

16.05.2025

Wenn ihr euch nach einer Pause sehnt, die Körper, Geist und Seele gleichermaßen guttut oder ihr einfach nur etwas Besonderes erleben wollt, ist der Klappboomshof in Sonsbeck ein echter Geheimtipp. Mitten in der idyllischen Landschaft von Stadtveen gelegen, vereint der Hof gelebte Geschichte und spürbare Herzlichkeit. Und genau hier durfte ich eine ganz besondere Erfahrung machen: meine erste Eselwanderung und das mit weißen Zwergeseln.

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Als mein Fotograf und ich auf dem Klappboomshof ankommen, spüre ich sofort die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt. Schon kurz nach der Einfahrt sehe ich auf der linken Seite die Esel, die friedlich in ihrem Stall und Gehege auf ihren Einsatz heute warten. Kaum haben wir geparkt, werden wir vom Hofhündin Cara begrüßt und kurz darauf kommt auch schon Brigtte Krebber-van Betteray mit einer wunderschönen, alten Kutsche um die Ecke, die später noch eine wichtige Rolle einnimmt. „Herzlich willkommen bei uns auf dem Klappboomshof“, begrüßt uns die Dame des Hofes und auch ihr Mann Johannes kommt um die Ecke und empfängt uns ebenso freundlich.

Vom Schweinestall zum Herzensprojekt

Bevor unsere kleine Wanderung mit den Eseln losgeht, erzählt uns das Ehepaar mehr über die Anfänge des Hofes und wie es zu diesem besonderen Angebot gekommen ist: „Bis 2021 war der Klappboomshof ein klassischer Bauernhof mit Schweinezucht, den wir mittlerweile in sechster Generation führen. Doch mit der Zeit veränderten sich die Werte – die Tierhaltung haben wir dann aufgegeben und Platz für neue Ideen geschaffen.“

Aber die Idee zur Eselwanderung entstand nicht über Nacht und war eine Mischung aus Tradition und Intuition. Denn die Eltern von Brigitte hatten schon seit 18 Jahren zwei weiße Zwergesel. Mit dem Gespür dafür, dass sich viele nach echten Naturerlebnissen sehnen, und ermutigt durch die positive Rückmeldung, nahm das Projekt ‚Eselwanderung‘ im Jahr 2021 offiziell seinen Anfang.

Schnell wurde klar, dass die beiden alten Esel die steigende Nachfrage nicht dauerhaft bewältigen können. So zog 2022 frischer Wind in den Stall ein: Die weißen Zwergesel Bruno und Beate, beide acht Jahre alt, haben Brigitte und Johannes in Hannover gefunden. Kürzlich stieß dann auch die junge Milky aus Unna dazu – gerade einmal zwei Jahre alt. „Weiße Esel sind eine Seltenheit, da hatten wir echt Glück. Und weil wir in der Familie auch schon immer Schimmel (= weiße Pferde) hatten, blieben wir diesem besonderen Merkmal einfach treu“, bestätigt Brigitte. So wurde der Hof zu einem Ort, an dem Mensch und Tier auf ganz neue Weise zusammenfinden.

Eine Begegnung auf Augenhöhe

Unsere Wanderung beginnt direkt am Stall. Brigitte geht voraus, begrüßt ihre Tiere ruhig und vertraut und legt ihnen Halfter an. Dann dürfen wir dazu – und schon startet der erste Kontakt: das Striegeln. Ich bekomme Bruno zugeteilt und mit zwei verschiedenen Bürsten fahre ich über sein Fell, löse so Staub und eventuell kleine Verfilzungen. „Das ist wie eine Massage für die Esel, die mögen das total gerne“, lacht Brigitte. Auch die Hufe werden sorgfältig ausgekratzt – in V-Form, damit sich keine Steinchen darin festsetzen, die später beim Laufen drücken könnten.

„Esel sind ursprünglich Steppentiere – also gewohnt, längere Strecken zu laufen, um auch Futter zu suchen“, erzählt mir Brigitte mehr über mein Gegenüber. „Sie sind neugierig, genügsam und ihr Ruf, stur zu sein, ist nur teilweise gerechtfertigt. Vielmehr sind sie klug, wägen Situationen ab und handeln aus Selbstschutz. Was aber noch viel wichtiger ist: Ihre Ruhe überträgt sich schnell auf den Menschen – und genau das macht die Wanderung so besonders.“

Wandern mit einem tierischen Therapeuten

Dann geht es los und schnell wird klar: Bruno hat seinen eigenen Kopf. Er will am liebsten alle paar Meter grasen. „Es ist wichtig, dass ihr die Leine kurzhaltet und die Führung übernehmt“, empfiehlt mir Brigitte. „Esel sind keine Tiere, die man drängt – man führt sie mit Respekt. Wer sich auf sie einlässt, erlebt aber eine tiefe, stille Verbindung.“

Während der Wanderung hören wir das leise Rascheln der Blätter, das Zwitschern der Vögel und das gleichmäßige Tappen der Hufe auf dem Boden. Ein leichter Wind sorgt für frische Luft, die Sonne scheint ab und zu durch die Bäume und mit jedem Schritt wird der Kopf klarer. Der Alltag rückt in den Hintergrund, die Gedanken kommen zur Ruhe. Die Welt wirkt plötzlich ruhiger, aufgeräumter und einfacher.

So wie mir, geht es scheinbar vielen Besuchern und so sollte es auch sein. „Wir hatten mal ein Kind mit ADHS zu Besuch und man konnte zusehen, wie sowohl das Kind als auch der Esel während der Tour immer ruhiger wurden. „Der Esel war wie ein Therapeut und sogar die Mutter hatte Tränen in den Augen“, erinnert sich Brigitte.

Pause mit Schorle, Plätzchen & Eselquiz

Nach einer großen Runde nähern wir uns dem Hof wieder von hinten, wo auch der Campingstellplatz zu finden ist. Hier dürfen die Esel grasen und ihr persönliches Stück „Schokolade“ genießen, wie Brigitte betont. Sie brauchen allerdings auch Laub, Kräuter und Äste – eine bunte Mischung für eine gesunde Ernährung.

Zurück auf dem Hof, mache ich es mir auf der am Anfang drapierten Kutsche bequem, an die auch die Esel zum erneuten Grasen festgemacht werden. Es gibt Saft von van Nahmen als Schorle, dazu ein Eselplätzchen – mit viel Liebe von Brigittes Mutter gebacken. Dann wird mein Eselwissen in einem Quiz getestet. Ich habe zehn Minuten Zeit, um spannende Fragen über die Langohren zu beantworten. Wusstet ihr, dass Esel aus Afrika stammen, nachts nur etwa drei Stunden schlafen und am liebsten zu zweit leben? Ich habe viele Fragen richtig beantworten können und werde mit einem Goldtaler aus Schokolade belohnt. Auch hier gibt es wieder Parallelen zum Esel. Erinnert ihr euch noch das Märchen der Gebrüder Grimm „Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“?

Mehr als eine Wanderung – eine Philosophie

Doch der Klappboomshof hat noch viel mehr zu bieten – und viele Ideen in petto. Schon bald soll es Yoga mit Eseln geben, ebenso wie Weinyoga – direkt an der Eselwiese, mit eigenem Wein aus der Region. Dafür kooperiert die Familie van Betteray mit dem niederrheinischen (!) Weingut Viniazzi aus Geldern, wo bereits die ersten Reben wachsen. Auch geführte Weinwanderungen stehen dann an. Bevor es soweit ist, steht aktuell erstmal eine spannende Kräuterführungen mit einer Expertin am 25. Mai 2025 an.

Die Familie van Betteray denkt „anders“ – das ist in jeder Ecke des Hofes spürbar. Es geht um echte Erlebnisse, gemeinsames Innehalten und kreative Ideen, die Natur, Mensch und Tier verbinden. Für Familien oder Betriebsausflüge gibt es sogar eine liebevoll gestaltete Bauernolympiade u.a. mit Gummistiefelweitwurf oder dem Aufhängen bunter Socken als Wettkampf.

Gerade weil der Klappboomshof so nah liegt, entfaltet er seine besondere Wirkung: Man muss nicht weit reisen, um gemeinsam Zeit zu verbringen, neue Eindrücke zu sammeln und als Gruppe oder Familie zusammen etwas zu erleben. „Zu Hause ist es auch schön“ – dieses Gefühl stellt sich hier ganz von selbst ein.

Übernachten auf dem Hof – Tiny House oder Campingplatz

Wer länger bleiben möchte, hat zwei Möglichkeiten: der eben schon erwähnte idyllische Stellplatz direkt an der Eselwiese oder das moderne Tiny House im kleinen Wäldchen – gebaut vom Sohn der Familie. Das Tiny House bietet alles, was man braucht: ein gemütliches Bett, eine kleine Küche, ein Bad mit Dusche und WC, ein Sofa und weitere Sitzmöglichkeiten. Das Beste: Es hat große Fenster, von denen aus man wunderbar den Sonnenuntergang genießen kann. Auch draußen gibt es verschiedene Möglichkeiten Platz zu nehmen wie etwa eine alte Kutsche. „Mein Vater hat Kutschen gesammelt und das ist ein weiteres Unikat aus seinem Fundus. Hier am Tiny House ist er ein perfekter Ersatz für einen Strandkorb und auch hier lässt sich der Sonnenunter- oder aufgang bei einem Glas Wein bzw. einer Tasse Kaffee bestens beobachten“, schwärmt Brigitte.

Oder wie wäre es mit dem Campingstellplatz? Strom steht per Kabelrolle bereit, WC und Dusche befinden sich rund 120 Meter entfernt am Hof. Auch Brunnenwasser ist verfügbar – allerdings nicht als Trinkwasser. Grillen ist ebenso erlaubt, sogar Lagerfeuer auf Anfrage. Kurz: Der perfekte Rückzugsort für Naturliebhaber – mit etwas Glück seht ihr Hasen, Rehe oder Fasane über die Felder ziehen.

Fazit: Eselglück statt Alltagsstress

Egal, ob mit oder ohne Übernachtung – der Klappboomshof ist ein Ort, der mit viel Liebe, Kreativität und Sinn für das Wesentliche geführt wird. Man merkt sofort: Hier geht es nicht um Masse, sondern um echte Begegnungen – mit Menschen, Tieren und der Natur.

Die Wanderung mit Bruno war für mich weit mehr als ein Spaziergang – sie war eine kleine Auszeit für die Seele. Wenn ihr also Lust habt, dem Alltag für ein paar Stunden oder Tage zu entfliehen, dann schaut unbedingt vorbei. Eine Eselwanderung auf dem Klappboomshof ist ein Erlebnis, das euch noch lange begleiten wird. Buchen könnt ihr das besondere Erlebnis von Donnerstag bis Samstag. Weitere Infos findet ihr auf der Webseite.