Veranstaltungen bei der Privatkelterei van Nahmen: Kochkunst trifft Saftkunst
Die Privatkelterei van Nahmen in Hamminkeln durfte ich vor gut einem Jahr schon mal für euch besuchen und war damals schon mehr als begeistert, wie heimatverbunden, nachhaltig, innovativ und herzlich das Familienunternehmen ist und agiert. Für meinen heutigen Besuch habe ich mir sogar das perfekte Timing ausgesucht. Ich bin nicht nur zu Gast bei einer besonderen Veranstaltungsreihe in der Hofküche mit den Profiköchen Ann-Kathrin Hoogen und Jan-Niklas Nytus, sondern durfte auch den im Frühjahr offiziell eröffneten angrenzenden Obst-Lehrgarten besuchen.
Es ist kurz vor 18 Uhr, als mein Fotograf Malte und ich uns dem van Nahmen-Gelände in Hamminkeln nähern. Ich meine sogar, schon einen leichten Apfelgeruch wahrzunehmen, dann sehe ich den wunderschönen, beleuchteten Hofladen auf den wir geradewegs zu steuern und ich kann mein breites Lächeln nicht mehr verstecken. Ich freue mich wirklich sehr, wieder hier sein zu dürfen und natürlich auf den bevorstehenden Abend.
Der Hofladen
Im Hofladen angekommen, muss ich mich erstmal wieder in Ruhe umschauen. Neben den allein zehn verschiedenen Apfelsäften gibt es eine Vielzahl anderer sortenreiner Säfte und Seccos, die mich an meinen letzten Besuch erinnern. Damals habe ich das erste Mal Bekanntschaft mit der roten Sternrenette gemacht, eine typisch niederrheinische Apfelsorte, die auch in Saftform sehr zu empfehlen ist. Auch einer der neuesten Kreationen des Hauses – den Sparkling Juicy Tea – entdecke ich in den Regalen. Den habe ich bei meinem ersten Besuch probieren dürfen und war besonders von der Sorte Rose-Darjeeling-Rhabarber angetan.
Zum Sortiment gehören im Hofladen allerdings noch eine Vielzahl von tollen Feinkostartikeln von regionalen und befreundeten Manufakturen, darunter auch Produkte von den regionalen Produzenten von „Feines vom Land“, verschiedene Marmeladen und sogar das Malzbier Feldschlösschen von der Niederrhein-Westfälischen Braumanufaktur. Da es nicht mehr sooo lange bis Weihnachten ist, findet ihr hier auch direkt ein paar schöne Präsentkörbe oder könnt euch diese individuell zusammenstellen lassen.
„Das Schönste vom Herbst“
Bevor es zur Hofküche in die erste Etage geht, treffen wir auf Marianna Dietsch vom Marketing, die uns Gäste empfängt und den Abend organisiert und koordiniert. Sie überprüft kurz, wie auch bei den anderen Gästen, ob wir geimpft, genesen oder getestet sind und dann geht es auch schon hoch. Von der Hofküche war ich das letzte Mal schon ganz begeistert – offen gestaltet, lichtdurchflutet und sehr clean und modern, was total meinen Geschmack trifft. Erst vor vier Jahren, ist der Hofladen samt Küche eröffnet worden. Lange war nicht klar, wofür die Küche genutzt wird. Saft als Essensbegleitung war aber schon immer ein großes Thema und die Idee, mit Veranstaltungen Saft und Essen miteinander zu verbinden, schnell geboren.
Einige Gäste sind bereits eingetroffen und wir suchen uns auch einen schönen Platz mit Blick auf die Kochinsel. Dort stehen schon Ann-Kathrin Hoogen und ihr Bruder Jan-Niklas Nytus vom Cookies Partyservice, die in Kooperation mit van Nahmen schon für einige genussvolle Abende in der Hofküche gesorgt haben. Und tatsächlich kenne ich Ann-Kathrin, die schon seit elf Jahren selbstständige Köchin ist, auch schon von einem Kochkurs bei „Die Küche“ in Kempen, den ich dort vor etwa zwei Jahren besucht hatte.
Fleißig bereiten die beiden alles vor und ich nutze die Gelegenheit ihnen ein bisschen auf die Finger zu schauen. Es riecht auch schon sehr lecker und ich bin gespannt, was die beiden da heute für uns zaubern. Ich weiß nicht, ob ich euch das schon mal verraten hatte, aber leider kann ich nicht wirklich kochen und bin immer fasziniert, das andere Menschen das so gut können.
Dann begrüßt uns auch schon Sabine van Nahmen, die uns und 20 weitere Gäste herzlich willkommen in ihrem „Saftladen“ heißt. Charmant stellt sie alle Akteure des Abends vor und erklärt, dass das Essen heute gepaart mit den Säften im Vordergrund steht. Passend zur Saison gibt es fruchtige Menü-Variationen rund um den Apfel – das Schönste vom Herbst eben. Auch ihr Mann Peter kommt später noch dazu und verrät mehr zu den einzelnen Säften, die zu den Gängen serviert werden.
Der Aperitif: Apfel-Flammkuchen
Dann ist es auch schon soweit! Wir versammeln uns alle um den Küchenblock und als Aperitif gibt es den alkoholfreien Frucht-Secco Apfel-Quitte oder wahlweise einen Apfel-Cidre mit 4 % vol. kombiniert mit einem Apfel-Flammkuchen mit roten Zwiebeln, Rucola, Parmaschinken und einer Apfel-Vinaigrette. Die perfekte Kombi aber auch jeder Part für sich ist schon sehr lecker. In den Apfel-Flammkuchen habe ich mich spontan verliebt. Den muss ich definitiv versuchen, zu Hause nachzumachen. Praktisch, dass alle Rezepte die Gäste am Ende mit nach Hause nehmen dürfen, wie Sabine schon verraten hat.
„Der Frucht-Secco ist erst vor ca. fünf Jahren entstanden“, erzählt uns Sabine während wir den Flammkuchen genießen. „Wir haben bei der Produktion reinen Quittenmuttersaft verwendet. Normalerweise ist die Quitte von sich aus sehr säurebetont, aber der Fruchtzuckeranteil ist mit 85 % gleichzeitig sehr hoch. So ist unser Frucht-Secco die ideale Alternative zu Sekt & Co., beschert aber trotzdem ein prickelndes Geschmackserlebnis. Es gibt ihn auch noch in weiteren Sorten: Apfel-Rote Johannisbeere-Himbeere, Traube und Apfel-Heidelbeer-Kirsche.“
Die Vorspeise: Indische Apfelsuppe
Bevor es mit dem nächsten Gang weiter geht, haben wir Zeit uns mit unseren netten Tischnachbarn zu unterhalten, ein Paar aus der direkten Nachbarschaft, die öfters zu Gast in der Hofküche sind. Das ist auch genau das, was einen solchen Abend ausmacht: neue Leute kennenlernen, tolle Gespräche führen, leckeres Essen, feine Säfte und ein tolles Ambiente genießen. Solche Abende habe ich echt vermisst und weiß man erst dann richtig zu schätzen, wenn man an die Lockdowns und die ganzen Corona-Verbote zurückdenkt.
Die Zeit vergeht auf jeden Fall wie im Flug und in der Zwischenzeit haben Ann-Kathrin und Jan-Niklas den nächsten Gang gezaubert, der zum Tisch gebracht wird – die indische Apfelsuppe. Schon allein optisch ist sie ein echtes Highlight und sehr farbintensiv. Auch als ich den ersten Löffel nehme, erlebe ich eine kleine Geschmacksexplosion, in der eine feine Currynote auf eine angenehme Schärfe trifft.
Passend dazu, um die leichte Schärfe abzumildern, bekommen wir zwei verschiedene van Nahmen-Säfte gereicht. Zum einen der Scheurebe Traubensaft, der als Artenkreuzung aus der Riesling- und der Buketttraube entstanden ist. „Wir beziehen die Trauben für unseren Saft aus einem Anbaugebiet in Rheinhessen, die zwei Wochen früher als normalerweise geerntet werden“, erklärt uns Peter. „Auf dem Etikett steht sogar der Jahrgang drauf, denn jeder schmeckt wirklich anders und die Säure ist jedes Jahr anders.“
Zusätzlich bekommen wir den Stromberger Pflaume Pflaumensaft gereicht. „Dieses Produkt ist aus einer tollen Beziehung zum östlichen Münsterland entstanden. Dort wird die Stromberger Pflaume ausschließlich angebaut und kommt bei uns sortenrein in die Flasche. Das Aroma ist etwas weihnachtlich mit einer leichten nussigen Marzipan-Note“, ergänzt Peter.
Kleiner Spaziergang zum Obst-Lehrgarten
Die kleine Pause, bis die Hauptspeise serviert wird, nutzen wir, um mit Peter einen kleinen Spaziergang zum Obst-Lehrgarten „Streuobstwiese“ zu machen, der direkt um die Ecke ist. Letztes Jahr habe ich diesen schon im Aufbau gesehen, aber im April diesen Jahres wurde er von NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser offiziell eröffnet. „Die Idee dahinter ist, die Streuobstwiese als Erlebnisraum zu gestalten, um die Bedeutung dieser einzigartigen Biosphäre und die besondere Lebensqualität für uns Menschen anschaulich zu machen“, erklärt Peter das Konzept. „Rund 25 verschiedene, auch selten gewordene Kulturobstsorten, darunter Apfel-, Birnen- und Pflaumenarten, haben wir hier angebaut und mit kleinen Informationstafeln versehen. Zwei zusätzliche große Informationstafeln veranschaulichen u.a. welche Tiere in einer Streuobstwiese leben.“
Direkt in und neben dem Obst-Lehrgarten gibt es u.a. einem schönen großen Holztisch mit Stühlen um eine kurze Pause zu machen. „Es führt auch eine Radtour an unserem Obst-Lehrgarten vorbei, die wir zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) entwickelt haben. Natürlich gibt es auch eine kostenlose E-Bike-Ladestationen unter dem Motto „Saft für Ihr Rad“ direkt auf unserem Firmengelände“, ergänzt Peter. Selber „auftanken“ können die Radfahrer, aber auch Wanderer oder einfach nur Besucher im Lehrgarten auch bei einem kleinen Picknick. Dafür hat van Nahmen zwei Picknickkörbe mit regionalen Produkten zusammengestellt, die man direkt im Hofladen erwerben kann. Geöffnet ist der Obst-Lehrgarten vom 1. April bis 31. Oktober von Montag bis Samstag von 9 bis 18 Uhr und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.
Nach einem kleinen Schlenker über das Firmengelände, wo wir an einem riesigen Apfelberg vorbeikommen und einen Blick in das Presslager werfen, in dem es wunderbar nach frischem Apfel duftet und in dem die Äpfel per Hand sortiert und frisch gepresst werden, bleibt Peter kurz an drei riesigen Behältern mit Quitten stehen. „Die Quitte ist meine absolute Lieblingsfrucht und zweimal im Jahr haben wir das große Glück eine Lieferung zu bekommen und genau heute ist einer dieser Tage, also perfektes Timing“, lacht Peter.
Der Hauptgang: Zweierlei vom Duroc Schwein
Dann geht es auch schnell pünktlich zum Hauptgang zurück in die Hofküche und zu Ann-Kathrin, Jan-Niklas und den anderen Gästen. Es gibt jetzt als Hauptgang Zweierlei von der alten Hausschweinrasse Duroc mit Apfel-Chutney, Drillingen, Möhren, Lorbeer-Äpfeln und einer feinen Calvados-Soße. Das habe ich auch noch nie in der Kombination gegessen, aber auch dieser Gang ist wieder mega lecker und perfekt angerichtet. Auch mein Fotograf ist so begeistert, dass er sich der ein oder anderen übriggebliebenen Portion auch noch annimmt.
Dazu gibt es natürlich wieder zwei sortenreine Säfte: der Schöner von Boskoop Apfelsaft und der Rote Sternrenette Apfelsaft – Jahrgang 2021. „Der erstgenannte Apfelsaft ist etwas säurebetonter und passt ideal zu herbstlichem Essen und die Rote Sternrenette ist einer meiner Lieblingssäfte und eine Kulturapfelsorte, die damals als klassischer Weihnachtsapfel auch gerne zu Dekozwecken genutzt wurde“, erklärt Peter.
Der Nachtisch: Apfeltarte mit Schmecklecker-Eis
Während die anderen Gäste jetzt einen kleinen Abstecher in Richtung Hof machen, nutze ich die Gelegenheit kurz mit Ann-Kathrin und Jan-Niklas zu quatschen und ihnen bei den weiteren Vorbereitungen zum Nachtisch über die Schulter zu schauen. Es gibt Apfeltarte mit rosa Pfefferbeeren, Vanillesauce und selbstproduziertes Eis. „Da durch Corona und den Lockdown der Partyservice leider weitestgehend auf der Strecke geblieben ist, habe ich mir mit meinem Bruder Jan-Niklas ein neues Standbein aufgebaut und ein Startup gegründet: Schmecklecker – handgemachtes, natürliches und ehrliches Eis vom Niederrhein“, erzählt mir Ann-Kathrin. „Insgesamt haben wir fünf Basissorten und vier saisonale Sorten. Heute haben wir Apfelsorbet und Vanilleeis mitgebracht. Beide Sorten haben wir, wie auch unsere anderen Eisvariationen mit Fleur de Sal verfeinert und verwendet werden nur Zutaten von hiesigen Partnern“, ergänzt Jan-Niklas. Ihr bekommt das Eis übrigens unkompliziert direkt an zwei Eisautomaten an der Butzenstraße und an der Schauteshütte in Kempen, die direkt an zwei Radtouren liegen. Auch beim Obsthof Unterweiden in Tönisvorst und im Rahmer Lädchen in Aldekerk gibt es das Eis in praktischen Portionsbechern zu kaufen.
Jetzt bin ich gespannt, wie das Eis schmeckt, denn auch die anderen Gäste sind wieder da und der leider letzte Gang kann serviert werden. Kurz vorab: Ich muss dazu sagen, dass ich nicht der größte Eis-Fan bin, aber das Apfelsorbet und das Vanilleeis, das noch ein Topping aus Kürbiskernöl und Kürbiskernen bekommen hat, sind unfassbar lecker. Da habe ich mich wohl das zweite Mal heute Abend verliebt. Natürlich schmeckt die Apfeltarte und der dazu gereichte Frucht-Secco Apfel-Heidelbeere-Kirsche auch sehr lecker. Für mich ist der Nachtisch das perfekte i-Tüpfelchen für den schönen Abend.
Ein großes Kompliment an die tollen Gastgeber Sabine und Peter van Nahmen und an die Köche Ann-Kathrin und Jan-Niklas vom Cookies Partyservice. Wir sehen uns auf jeden Fall wieder!!!