Heimatgenuss trifft Bierkunst in der Niederrhein-Westfälischen Braumanufaktur

03.07.2020

Habt ihr schon mal euer eigenes Bier gebraut? Ich durfte jetzt mein eigenes Niederrhein Fräulein-Alt kreieren und das in einem exklusiven Braukurs mit Biersommelier Wilhelm Kloppert in seiner Niederrhein-Westfälischen Braumanufaktur in Hamminkeln. Und genau das könnt ihr auch, bucht einfach einen Braukurs und habt genauso viel Spaß, wie ich ihn hatte. Und wer lieber Bier trinkt bzw. sich über eine große Auswahl freut, für den ist das integrierte „1852 Regionalitäten Fachgeschäft“ im gleichen Haus ein echtes Paradies. Wer ein besonderes Geschenk sucht, wird hier ebenfalls fündig.

Farben
Container

Durch das liebevoll gestaltete Fachgeschäft geht es für meinen Fotografen Malte und mich in die erste Etage in die „Brauküche“. Das Ambiente: gemütlich, charmant, aber trotzdem modern. „Da seid ihr ja, ich bereite gerade schon alles vor. Dann können wir auch direkt loslegen und ich weise euch in die Geheimnisse der Braukunst ein“, begrüßt uns Wilhelm Kloppert, Geschäftsführer und ausgebildeter Biersommelier. „Wer bei uns einen Braukurs bucht, hat entweder selber vor, künftig eigenes Bier zu brauen, das macht etwa 10 % unserer Besucher aus. Und 90 % unserer Gäste haben einfach mal Bock drauf, das generell mal auszuprobieren“. Ich gehöre zu den 90 % und bin als Bierneuling schon ganz gespannt, wie mein eigenes Bier entsteht und schmecken wird. Die erste Frage, die Wilhelm mir stellt: „Was für ein Bier willst du machen? Es gibt dreizehn verschiedene Malzsorten, soll es ober- oder untergärig sein, welche Hopfsorten sollen wir nehmen?“ Puh… gute Frage, da brauch ich definitiv Unterstützung. Es gibt so viele Biersorten wie Pils, Alt, Weizen, IPA… ich entscheide mich für eine typisch niederrheinische Sorte – Alt. Dann kann es auch schon losgehen und ich muss zunächst ein Formular ausfüllen und auch im weiteren Braukursverlauf alles durchgehend dokumentieren. „Das benötigen wir für den Zoll“, erklärt mir der Fachmann.

Das Niederrhein Fräulein-Alt entsteht

„Deine Sudnummer ist 384 und wir brauchen insgesamt 1.350 g von den Zutaten: 800 g helles Malz, 450 g Weizen, 50 g Caroma und 30 g Carafa, das kannst du schon mal eintragen“. Carafa kommt oft bei dunklen Bieren zum Einsatz und verleiht in dem Fall meinem Alt ein Schoko- und Kaffeearoma. Als nächstes darf ich die Zutaten dann abwiegen und anschließend das Ganze schroten. Zur Verfügung steht mir dafür eine mechanische Getreidemühle, die ich mittels eines Akkuschraubers in Gang bringe. Etwas gewöhnungsbedürftig und lauter, aber es funktioniert. „So brechen wir die Körner auf, um diese anschließend einzumaischen“, erklärt mir Wilhelm. „Jetzt können wir auch schon zur nächsten Station. Hier füllst du in die zwei Küchengeräte, die einem Thermomix ähneln, jeweils 2.000 ml Wasser und füllst das Schrot etwa zu gleichen Teilen in die kleine Öffnung dort. Dabei erhitzen wir das Gerät schrittweise immer weiter.“ Das bekomm ich hin, obwohl ich schnell feststellen muss, dass die Kunst darin liegt, das Schrot unfallfrei einzufüllen. Gar nicht so einfach, aber mit wenigen Aussetzern schaffe ich es. „Den Vorgang nennt man Maischen. Hierbei lösen wir die Stärke aus dem Malz und steuern die Temperatur etwa anderthalb Stunden lang“, beschreibt Wilhelm den nächsten Schritt. „Die Beta- und Alpha-Amylasen werden aktiv und vergärbarer und nicht-vergärbarer Zucker entsteht.“ Ganz schön chemisch, aber ich bin ja nicht alleine und Wilhelm ist stets unterstützend und erklärend an meiner Seite. Parallel baut er schon mal den Läuterbottich auf, spült ihn durch und wärmt ihn mit 80 Grad heißem Wasser an. Bevor wir alles umfüllen, machen wir noch einen Jodtest. Damit wollen wir herausfinden, ob noch Stärke vorhanden ist. Test bestanden!

Step by Step zum perfekten Alt

Jetzt „maischen wir ab“ und der nächste Prozess beginnt – das Läutern. „Normalerweise geht es jetzt in den gemütlichen Teil über und je nach Kurs gibt es zum Beispiel jetzt hausgemachten Schweinebraten, Biernudeln und Sauerkraut. Dazu reichen wir natürlich das passende Bier“, verrät Wilhelm. Hört sich nach einem gemütlichen Abend an. Da ich aber heute in den Genuss eines ganz privaten Braukurse komme, überspringen wir den Teil und widmen uns weiter dem Läutern. Hier trennt sich das Flüssige vom Festen bzw. das Malzschrot trennt sich von der Würze durch ein gelochtes Blech am Boden des Läuterbottichs. Etwa anderthalb Stunden dauert der Prozess des „Abläuterns“. Jetzt kommt der Einkochkessel bzw. die Würzepfanne zum Einsatz. Hier wird die Würze gekocht und der Hopfen kommt hinzu. Aber welcher? „Wir nehmen einen typischen Bitterhopfen und zwar den ‚Northern Brewer‘“, empfiehlt mir Wilhelm. Die Bittereinheiten müssen ganz genau ausgerechnet werden, wobei ich allerdings Hilfestellung bekomme. Genau 11,3 g muss ich exakt auswiegen. Jetzt fehlen nur noch wenige Schritte, die ihr aber selbst erleben dürft und schon komme ich meinem ersten Niederrhein Fräulein-Alt ein großes Stück näher. Wilhelm holt schnell ein kleines Braumanufaktur-Fass und wenige Schritte später hängt mein Alt an einem Gärbügel in einem Kühlschrank. In etwa vier bis sechs Wochen kann ich das Ergebnis dann probieren.

Mein Braukurs-Fazit: Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und schreit nach einer Wiederholung mit der Familie oder Freunden.

Regionale Braukultur

Jetzt freue ich mich noch auf eine kleine Führung durch das „1852 Regionalitäten Fachgeschäft“, das ein oder andere alkoholische Getränk zu probieren und natürlich noch ein bisschen mit Wilhelm Kloppert zu quatschen. „Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer gemacht und auch ein Studium zum Diplom-Braumeister abgeschlossen. 2012 habe ich dann nochmal eine Ausbildung an der renommierten Brauakademie Doemens angefangen und als Biersommelier abgeschlossen.“ Hut ab! Das nenne ich mal einen durchdachten Lebenslauf. „Hier an diesem Standort an der Bauereistraße haben meine Vorfahren 1852 eine Brauerei gegründet. 2016 habe ich dann die Braumanufaktur inklusive Regionalitäten Fachgeschäft eröffnet und ein Jahr später mit den Braukursen angefangen“, erzählt mir Wilhelm weiter. „Mit der Braumanufaktur wollen wir die regionale Bierkultur kreativ wiederbeleben, neue Spezialitäten entwickeln und durch unsere Braukurse die alte Tradition des Hausbrauens wieder attraktiv machen.“ Ein tolles Konzept, das auch funktioniert, denn die Braukurse sind regelmäßig ausgebucht. Neben diversen Braukursen hat Wilhelm aber auch Whiskey- und Gin-Tastings im Angebot, die das Portfolio perfekt ergänzen. „Regionalität liegt mir schon immer am Herzen, deswegen verkaufe ich auch viele niederrheinische Produkte in meinem Fachgeschäft. Und die Gerste, die wir eben für dein Alt verwendet haben, kommt ebenfalls aus der Region vom Gutsbetrieb Kalbeck aus Weeze“, betont Wilhelm.

Besondere Geschenkideen

Es macht richtig Spaß sich das Sortiment einmal genauer anzuschauen und ich entdecke auch die ein oder andere Geschenkidee, die ich mir unbedingt merken muss. Honig aus Neukirchen-Vluyn reiht sich da neben Käse aus der Dingender Heidemilch, aber auch Bierwurst, Biernudeln und eine große Auswahl an Whiskey und Gin sind hier zu finden, alles liebevoll arrangiert und in Szene gesetzt. Natürlich darf da der Fleuth Gin aus Willich nicht fehlen, den mein Fotograf Malte mit zwei Partnern letztes Jahr auf den Markt gebracht hat. Wer also ein schönes, regionales Geschenk sucht, wird hier definitiv fündig und es sind Besonderheiten, die man nicht überall findet. Ebenfalls besonders ist auch die große Auswahl von über 80 verschiedenen Bieren, die ich so noch nirgends gesehen haben. Allen voran natürlich das eigene Feldschlösschen und die alkoholfreie Braumeister-Limonade frux, die es in verschiedene Sorten gibt. Und genau die, darf ich jetzt eisgekühlt genießen. „Du musst aber auch noch einen unserer Besteller probieren – das Flanell-Läppchen von der Dorfschönheit“, lacht Wilhelm und holt direkt zwei Gläser zum Probieren. Schon allein der Name ist speziell und bin gespannt, wie er schmeckt. Der Likör auf Gin-Basis mit heimischen Säften aus Schwarzer Johannisbeere, Äpfeln und Holunderblütensirup ist mega lecker und hat nur angenehme 15 Umdrehungen. Den muss ich mir auch merken und ich weiß schon, wen ich damit beschenken kann. „Da du mir am Anfang ja verraten hast, dass du noch Bierneuling bist, stelle ich dir mal für zu Hause ein Sixpack mit verschiedenen Bieren zusammen, dann kannst du dich mal durchprobieren.“ Dankbar nehme ich das Angebot an und freue mich zu Hause u.a. auf einen Ingwer Pale Ale von Mücke aus Essen, ein Alt von der Hensen Brauerei aus Mönchengladbach, ein Boltens Ur-Alt und ein Triple Cherry Sour bei dem Sauerkirche auf ein suffiges Pale Ale trifft und aus dem Hause Brauprojekt 777, mit dem Wilhelm schon viele tolle, alkoholische Ideen umgesetzt hat.

Die ideale Rast-Station

Was mir hier übrigens noch besonders gut gefällt bzw. ich total originell finde, ist der liebevoll gestaltete Innenhof mit zwei Automaten und selbstdesignten Möbel aus Europaletten. Hier könnt ihr euch auch nach Geschäftsschluss ein kühles Bier holen und habt dabei eine große Auswahl. Im Snack-Automat nebenan gibt es neben den klassischen Süßigkeiten auch Bratwurst von Hof Schäfer, eine Brotbackmischung, Gummibierchen, handgemachte Bonbons von Ehren, Hopfenzapftee, Feldschlösschen’s Malzbiergelee und vieles mehr. Wenn ihr also noch Lastminute ein cooles Geschenk sucht, könnt ihr euch schnell am Automaten eins ziehen. Der Innenhof bietet übrigens auch Toiletten und ist somit der ideale Zwischenstopp für Fahrradtouren. Also nicht vergessen, wenn ihr in Hamminkeln oder in der Umgebung seid, besucht unbedingt die Niederrhein-Westfälische Braumanufaktur – es lohnt sich!

Ihr braucht mehr Infos? Hier findet ihr mehr:

https://niederrhein-tourismus.de/genuss/niederrhein-westfaelische-braumanufaktur

 

 

 

 

Kleiner Aufruf

Wenn mein Alt gut geworden ist, gehen wir in Produktion und vielleicht gibt es schon bald das erste Niederrhein Fräulein-Alt als Sixpack zu kaufen. Schreibt mir gerne an die nicole@niederrhein-fraeulein.de, wie ihr die Idee findet. Und ich denke in der Zwischenzeit darüber nach, ob man das Ganze mit einem guten Zweck verknüpfen kann.