Streetart am Niederrhein – Von Geldern bis Wesel

Was steckt dahinter?

Streetart hat mich persönlich schon immer fasziniert. Künstler nutzen Straßen, Gebäude und öffentliche Flächen als ihre Leinwände, um soziale Botschaften zu verbreiten, politische Statements abzugeben oder einfach nur ihre Kreativität auszuleben. Streetart ist vielfältig: Sie reicht von aufwändigen Wandgemälden und Stencils bis hin zu temporären Installationen und Guerilla-Knitting.

Ein großer Vorteil von Streetart ist ihre Zugänglichkeit. Sie ist für jeden sichtbar und zugänglich, ohne Eintrittskarten oder Galeriewände. Sie bringt Kunst direkt zu den Menschen und lädt dazu ein, die Stadt aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Obwohl Streetart oft als rebellisch und unkonventionell gilt, wird sie zunehmend anerkannt und gefeiert. In vielen Städten gibt es mittlerweile organisierte Streetart-Festivals und geführte Touren, die Besuchern die Werke und ihre Hintergründe näherbringen.

Aber an welchen Orten verbirgt sich Streetart am Niederrhein genau? Ich habe da ein paar Empfehlungen für euch…

Hansebilder in Kalkar…

In gleich drei Städten könnt ihr beispielsweis Hansebilder an Hauswänden entdecken. Diese entstanden als Teil eines grenzüberschreitenden Projektes von 14 deutschen und niederländischen Hansestädten in Emmerich, Wesel und Kalkar. Die großflächigen Wandgemälde erzählen Geschichten aus der Hansezeit und verbinden historische Elemente mit moderner Streetart.

Als ich für meinen Blog in Kalkar war, hatte ich die Gelegenheit, ein riesiges, beeindruckendes Hansegemälde live zu bewundern. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zwischen dem Städtischen Museum und dem Krankenhaus, mit Blick auf die Stadtwindmühle. Das 2022 entstandene Gemälde ist äußerst realistisch gestaltet und zeigt das Rathaus, eine Kauffrau und einen Künstler. Es verdeutlicht nicht nur die Verbundenheit zur Hanse, sondern macht auch die Geschichte von Kalkar sichtbar.

… Wesel und...

Das Hansebild in Wesel in unmittelbarer Nähe zur Fußgängerzone auf der Schmidtstraße stellt eine Handelsszene vor der Fassade des historischen Rathauses dar, die heute noch als ein Zeugnis der reichen Hansezeit in Wesel gilt. Etwa zwei Wochen lang wurde das Hansegemälde von niederländischen Künstlern gestaltet. Mit Hilfe einer Projektion wurde das wandhohe Motiv auf die Hausfassade übertragen. Bei optimalen Bedingungen soll das Hansegemälde zehn Jahre lang erhalten bleiben.

… Emmerich

Auch in Emmerich am Rhein reflektieren die Hansebilder eindrucksvoll die Geschichte der Stadt als bedeutender Handelsknotenpunkt. Erst im letzten Jahr wurde am Steintor ein neues Wandgemälde geschaffen. Das Besondere hier: Durch das Einscannen eines QR-Codes erscheinen Echtzeit-interaktive Elemente auf der Wandmalerei.

Streetart goes Begas Haus

Das Begas Haus in Heinsberg durfte ich bereits zweimal besuchen und finde es total spannend, dass das Museum jetzt auch Kunst im öffentlichen Raum ermöglicht. Zusammen mit Sponsoren, der Unterstützung der Stadt Heinsberg und dem Graffiti-Maler Andreas Valiotis wurden bereits vier Streetart-Projekte umgesetzt, weitere sollen noch folgen.

Damit erschließt das Begas Haus, das über eine umfangreiche Sammlung mit Hunderten von Werken der Künstlerdynastie Begas und zur Regionalgeschichte verfügt, innovative und außergewöhnliche Ansätze in der Kunstvermittlung, indem es den Schritt aus dem Museum hinaus in den öffentlichen Raum wagt. Damit möchte das Museum nicht nur auf das eigene kulturelle Angebot aufmerksam machen, sondern auf die Lust auf Kunst wecken. 

70 Quadratmeter Kunst

Die Original-Motive sind natürlich im Begas Haus zu bewundern. Eines der Motive ist übrigens nicht nur das bekannteste Gemälde des Begas Haus, sondern auch das Lieblingswerk von Museumsdirektorin Dr. Rita Müllejans-Dickmann „Amor und Terpsichore – Apotheose der Tänzerin Fanny Elßler“. Zu sehen ist die Wandmalerei auf einer Fläche von 70 Quadratmetern, wenn man von der Liecker Straße in die Innenstadt fährt, kurz vor dem Marktplatz.

Auch die hübsche Begas-Ehefrau Wilhelmine ziert jetzt einen Teil der Heinsberger Stadtkulisse, genauso wie das Gemälde „Zwei Mädchen auf dem Berge“ von Carl Joseph Begas von 1834. Das Besondere: An den Hauswänden gibt es immer einen QR-Code, der u.a. darauf hinweist, dass es das Original im Begas Haus zu sehen gibt.

Fotos: Begas Haus

Streetart live erleben 

Wenn ihr Streetart live in Verbindung mit einem tollen Event erleben wollt, kann ich euch folgende Termine ans Herz legen:

Gelderner Straßenkunstfestival 

Seit 1979 verwandelt sich Geldern am letzten Wochenende der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen in ein lebendiges Kunstwerk. Beim weltweit größten Straßenmalwettbewerb zeigen Künstler aus aller Welt ihr Können auf dem Asphalt der Stadt. Neben den beeindruckenden Straßenmalereien sorgen über 400 Straßenmusiker, Künstler und Gaukler für eine lebendige Atmosphäre.

Zeitgleich zum Innenstadt-Festival findet am Sportgelände "Am Bollwerk" wieder das jährliche Streetart- & Graffiti-Festival "Paint on Walls" statt. In diesem Jahr sind 25 europäische Artists vor Ort, die das ganze Wochenende an der kreativen Transformation des Festivalgeländes zu einer riesigen Open-Air-Galerie arbeiten. 

Neben den Essens- und Getränkeständen auf dem Markt gibt es in diesem Jahr erstmals ein Straßenkunst-Café und eine Mitmach-Aktion in der Glockengasse, an denen sich auch ortsansässige Vereine beteiligen.

Wann: 17. - 18. August 2024, 8 bis 22 Uhr

Wo: Innenstadt, Sportgelände "Am Bollwerk", Geldern

Fotos: Stadt Geldern

Artlon in Rheinberg

Das Artlon ist sein vielen Jahren fester Bestandteil des MAP-Festivals in Rheinberg und gleichzeitig das bisher größte Event seiner Art. Ziel des Projekts ist es, das Stadtbild zu verschönern, insbesondere in der bislang eher trist wirkenden Reichelsiedlung. Während des Projekts verwandeln Künstler mehrere Wände in beeindruckende, farbenfrohe Wandgemälde, die Geschichten über Heimat und Identität erzählen.

Besucher können bei einem Rundgang durch das Areal einen Blick auf die Projektskizzen, Farbtöpfe, Spraydosen und die hohen Arbeitsbühnen der Künstler werfen. Besonders beeindruckend sind die Detailtreue und die Kreativität, mit der die Künstler ihre Werke gestalten.

Diese kreativen Murals (= großflächiges Wandgemälde, das direkt auf die Wand eines Gebäudes oder eine andere vertikale Fläche gemalt werden) sind so angelegt, dass sie auch nach Abschluss des Projekts bewundert werden können. Ein Besuch lohnt sich also nicht nur während der Projektphase, sondern auch darüber hinaus. Ein Muss für jeden Streetart-Fan!

Wann: 22. - 24. August 2024

Wo: Pulverturm (Alte Rheinstraße), Rheinberg

Gocher Sommer 2024 mit Streetart

Vom 1. bis 11. August 2024 verwandelt sich der Gocher Marktplatz in die Kulisse für den Gocher Sommer – ein buntes Festival voller Musik, Mode, Comedy, Kunst, Sport, Streetart, Kinderspaß und kulinarischer Highlights. Die Verantwortlichen der Gocher Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft GO! haben in Zusammenarbeit mit dem Team des Gocher Stadtmarketings ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.

Ein besonderes Highlight erwartet die Besucher am Sonntag, den 11. August, wenn Streetart im Mittelpunkt steht. In einem Workshop zeigt Benjamin Taag den Teilnehmern, wie sie mit der Spraydose zu Künstlern werden.

Für das leibliche Wohl ist an allen Tagen gesorgt: Die TikiBar aus Xanten bietet erfrischende Getränke, während Kai Tüffers, Udo Bruns sowie Slaven Federici und sein Team vom „Pasanini“ für kulinarische Genüsse sorgen.

Wann: 1. - 11. August

Wo: Innenstadt Goch

Ein Aufruf zum Entdecken

Wie ihr seht, ist der Niederrhein ein wahres Paradies für Streetart-Fans. Jede Stadt und Gemeinde hat ihren eigenen Charme und ihre eigenen Kunstwerke, die entdeckt werden wollen. Also schnappt euch eure Kamera, zieht bequeme Schuhe an und macht euch auf den Weg, um die bunte Welt der Streetart am Niederrhein zu erkunden. Ihr werdet begeistert sein von der Kreativität und dem Einfallsreichtum der Künstler, die unsere Region so einzigartig machen.