Schlösserliebe am Niederrhein: Meine vier Tipps
Spätestens wenn ihr den ZDF-Beitrag im Länderspiegel über den Niederrhein mit mir gesehen habt, wisst ihr, welches niederrheinische Schloss mein Lieblingsschloss ist – das Schloss Moyland in Bedburg-Hau. Aber es gibt noch so viele andere schöne Schlösser in der Region, die alle ihren ganz besonderen Charme und ihre eigene Geschichte haben. Kennt ihr die Geschichten rund um Schloss Ringenberg in Hamminkeln, Schloss Neersen in Willich oder Schloss Zweibrüggen in Übach-Palenberg? Dann lest einfach weiter…
Schloss Moyland in Bedburg-Hau
Das Wasserschloss im Kreis Kleve durfte ich jetzt schon mehrfach zu unterschiedlichen Anlässen, Events und Ausstellungen besuchen und bin immer wieder beeindruckt, was man hier alles erleben kann und wie sehr der Besucher im Fokus steht. Die Mischung aus Gartenanlage, Skulpturenpark, Kräutergarten, wechselnden Ausstellungen, Führungen, Workshops, Veranstaltungen und vielem mehr macht einen Besuch jedes Mal wieder spannend und interessant.
Wer auf der Suche nach moderner und zeitgenössischer Kunst ist, wird hier natürlich auch fündig. Bis zum 20. Februar könnt ihr euch noch die Ausstellung „BLICKFELDER – 35. Übersichtsausstellung des Westdeutschen Künstlerbundes“ anschauen. Rund hundert KünstlerInnen stellen im Innen- und Außenraum Werke der Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Medienkunst aus. Gleichzeitig findet die Ausstellung auch im Museum Goch statt und es können Kombitickets erworben werden.
Was ich auch besonders am Schloss Moyland finde, ist, dass das Museum auch internationales Forschungszentrum zu Joseph Beuys ist, einer der wichtigsten Protagonisten der Kunst des 20. Jahrhunderts. Mit annähernd 6.000 Arbeiten, vor allen Dingen frühe Werke, besitzt die Stiftung Schloss Moyland die weltweit größte Sammlung an Werken von Beuys.
Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde das Schloss übrigens im 14. Jahrhundert und wechselte oft den Besitzer. Im Zweiten Weltkrieg und nach einem Brand wurde es weitestgehend zerstört und glich einer Ruine. Ab 1987 baute man das Schloss langsam wieder auf. 1997 wurde dann das heutige Museum eröffnet.
Schloss Zweibrüggen in Übach-Palenberg
Wenn ich mir ein Schloss malen müsste, hätte es auf jeden Fall viele Elemente, die das Schloss Zweibrüggen in Übach-Palenberg hat. Das weiße Schloss liegt idyllisch inmitten grüner Wiesen und nur ein paar Meter von der Wurm entfernt. Schon die Zufahrt ist mit uralten Eichen und Linden flankiert und im Wassergraben schwimmen Schwäne, eben genauso, wie man sich das vorstellt. Kein Wunder, dass das Schloss auch ein beliebter Ort für Trauungen ist. Das Standesamt der Stadt Übach-Palenberg befindet sich im Seitenflügel des Schlosses und traut etwa 200 Brautpaare pro Jahr.
Das Schloss fungiert aber auch als kultureller Ort und ist fester Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt. Genutzt für Kunstausstellungen, Konzerte, Empfänge oder kleinere Messen, ist hier seit 1998 auch das Künstler-Forum Schloss Zweibrüggen Übach-Palenberg e. V. für bildende Kunst beheimatet.
Wenn ihr in der Nähe auf einer Radtour seid, lohnt sich eine Stippvisite definitiv. Merkt euch auch schon mal den „Tag des offenen Denkmals“ am 10. September, dann zeigt sich das Schloss von seiner besten Seite.
Kurz noch etwas zur Historie: Das Schloss hatte viele adelige Besitzer und kam 1786 durch Heirat an das Adelsgeschlecht Negri. Kurz nach dem Besitzerwechsel begannen auch die Neubauarbeiten, die 1788 abgeschlossen waren und das Schloss in seine heutige schlichte klassizistische Form brachten. 1993 erwarb und renovierte die Stadt Übach-Palenberg das Schloss Zweibrüggen.
Fotos: Stadt Übach-Palenberg, Stadtarchiv
Schloss Ringenberg in Hamminkeln
Das Schloss Ringenberg in Hamminkeln durfte ich während einer Radtour besuchen und war schon damals von dem im wahrsten Sinne des Wortes sehr kunstvoll präsentierten Schlosspark begeistert. Damals wurden hier diverse Skulpturen und Werke in Szene gesetzt. Der Schlosspark ist aber auch Heimat von selten gewordenen Störchen und es gibt sogar einen vom Heimatverein initiierten Obstbongert.
Aktuell wird das Schloss Ringenberg saniert, ist aber im Rahmen von „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ für Ortsansässige, Gäste und kulturinteressierte Touristen geöffnet. Der 120 Quadratmeter große Rittersaal wird gerne für Feierlichkeiten, Lesungen und kleine Konzerte genutzt. Das Kunst- und Kulturangebot wird auch in den kommenden Jahren weiter ausgebaut, aber nicht Hochkultur, sondern Kultur auf breiter Ebene.
2021 kamen von Mai bis Dezember bereits 3.500 BesucherInnen ins Schloss und nutzten dort die unterschiedlichen Angebote wie die (Nacht-)Konzertreihe „Wilde 13“ in Kooperation mit der Musikschule Hamminkeln. Im Sommer finden auch wieder die „Ringenberger Kulturtage“ im Schlosspark statt.
Vor nicht allzu langer Zeit hat auch der ADFC seine Geschäftsstelle im Schloss Ringenberg bezogen und bietet für alle Freunde des Fahrrades auch einen Ort der Begegnung. Mit regelmäßigen Öffnungszeiten freitags von 16 bis 18 Uhr können die Besucher hier Radwanderkarten & Co. bekommen. Gleich um die Ecke gibt es das Land-Café Alpakas am Schloss. Hier könnt ihr u.a. nicht nur leckeren Kaffee und Kuchen genießen, sondern auch die Alpakas beobachten.
Schloss Neersen in Willich
Vielen ist das Schloss Neersen im kleinsten Stadtteil von Willich sicherlich im Zusammenhang mit den Schlossfestspielen ein Begriff. Das Freilichttheater vor historischer Kulisse lockt pro Jahr über 20.000 Besucher nach Willich und wird auch in diesem Jahr wieder zahlreiche ZuschauerInnen aus Nah und Fern anlocken. Das erste Stück „Maja“ über Freundschaft, die Natur und ihre vielen Bewohner wird am 21. Mai uraufgeführt und ist für kleine und große Kinder ab drei Jahren geeignet. Die Komödie „Der Geizige“ mit Kalle Pohl in der Hauptrolle feiert am 27. Mai Premiere und enthält auch einige nachdenkliche Passagen über unser Verhältnis zu Besitz und Geld bereit. Aber das Programm hört hier noch längst nicht auf.
Aber wusstet ihr, dass das Schloss Neersen auch ein Rathaus ist, das vielleicht Schönste am Niederrhein? Umgeben von einem traumhaften Park mit jahrhundertealtem Baumbestand, entstand das Schloss Neersen um 1200 als „Motte“ – eine von Wasser umgebene Insel. Heute erinnert ein multifunktioneller, unter anderem für Konzerte und Ausstellungen genutzter Raum im zweiten Obergeschoss des Westflügels mit dem Namen „Motto“ an den historischen Ursprung. Im Ostflügel wird geheiratet und das in einem modernen, eleganten Trauzimmer.
Das war aber nicht immer so. Im Laufe der Jahre erfuhr das Schloss Neersen verschiedenste Nutzungen. Nach 1744 diente es als Sitzung der kurkölnischen Verwaltung, Baumwollweberei und Wattefabrik. Ein Brand im Jahre 1859 vernichtete das Schloss bis auf die Umfassungsmauern. Teile wurden wieder aufgebaut und als Erholungsstätte für Kinder und Ausbildungsstätte des DRK genutzt. 1970 kaufte die Stadt das Schloss inklusive Parkanlage und auch der Westflügel wurde wieder aufgebaut.
Fotos: Andreas Baum, Stadt Willich