Mein kleiner Museumsguide: Kultur und Geschichte am Niederrhein

08.11.2024

Der Niederrhein ist nicht nur für seine idyllischen Landschaften bekannt, sondern auch für eine reiche kulturelle Vielfalt mit Museen, die Geschichte und Kunst auf spannende Weise erlebbar machen. Heute nehme ich euch mit auf eine Reise zu vier besonderen Museen – dem SiegfriedMuseum in Xanten, dem Niederrheinischen Museum in Kevelaer, dem Begas Haus in Heinsberg und dem Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath. Ob für Geschichtsinteressierte, Kunstliebhaber oder Familien – hier gibt es für jeden etwas zu entdecken. Lasst euch inspirieren!

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SiegfriedMuseum Xanten – Auf den Spuren der Nibelungen

Das SiegfriedMuseum in Xanten entführt euch in die sagenumwobene Welt der Nibelungen. Besonders für Fans der germanischen Mythologie ist dieses Museum ein echtes Highlight. Es zeigt eindrucksvoll, wie tief die Legenden um den Drachentöter Siegfried in der Region verwurzelt sind.

Dank der Museumsleiterin Anke Lyttwin durfte ich vor einiger Zeit für euch einen exklusiven Blick hinter die Kulissen werfen und mehr über die Ausstellung erfahren. Schon beim Betreten des Museums habe ich mich damals an meine Studienzeit erinnert, in der ich mich intensiv mit dem Nibelungenlied beschäftigt habe.

Das Museum sieht sich als ein „lebendiges Museum“, das regelmäßig neue Verbindungen zur Gegenwart schafft, zum Beispiel durch die Einbeziehung moderner Serien wie „Game of Thrones“. Besonders gut gefallen haben mir die interaktiven Stationen, die das Museum für Groß und Klein erlebbar machen. Man kann etwa selbst ausprobieren, wie schwer ein mittelalterliches Schwert war oder sich in einen Helm zwängen.

Highlights der Ausstellung sind unter anderem eine Faksimilehandschrift des Nibelungenliedes und der geheime Verbindungsgang zum mittelalterlichen Meerturm, der ursprünglich Teil der Stadtbefestigung war. Auch wird die politische Nutzung des Nibelungenliedes während der Weltkriege thematisiert, was zeigt, dass diese alte Geschichte bis heute nichts an Aktualität verloren hat.

Das SiegfriedMuseum ist ein spannendes Ziel für alle, die sich für Geschichte und Sagen interessieren – und für Familien mit Kindern bietet es eine interaktive und unterhaltsame Möglichkeit, das Mittelalter hautnah zu erleben.

Meine zwei Tipps

1.        Besonders beeindruckend ist der Siegfriedsaal, wo Programme wie eine „mittelalterliche Modenschau“ für Kinder stattfinden. Mit Handpuppen wie dem Drachen Faffi wird die Geschichte auch für die Kleinsten zugänglich gemacht.

2.        Ein Rundgang durch die Stadt Xanten, das selbst voller historischer Schätze steckt, bietet sich im Anschluss an.

Gut zu wissen

  • Das SiegfriedMuseum Xanten ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. 
  • Eintritt: Erwachsene zahlen 4 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.

BEGAS Haus in Heinsberg – Kunst in all ihren Facetten

Das BEGAS Haus in Heinsberg feiert in diesem Jahr nicht nur 10-jähriges Jubiläum, sondern ist ein echter Geheimtipp für Kunstliebhaber. Hier wird die Geschichte der Bildhauerfamilie Begas eindrucksvoll erzählt, die aus zehn bedeutenden Persönlichkeiten in der Bildhauerei und Malerei bestand.

Besonders interessant ist die Mischung aus traditioneller Kunst und moderner Präsentation. Besucher können schon im Eingangsbereich interaktive Medienstationen nutzen und digitale Ahnensuche betreiben. Ein großes Plus: Es gibt immer wieder neue Sonderausstellungen, die das Museum so abwechslungsreich machen.

Es zeigt auf zwei Etagen zehn Themenräume mit der größten Begas-Sammlung in Deutschland sowie zur Regionalgeschichte von Heinsberg. Der Rundgang beginnt mit einer Rekonstruktion des Wohnzimmers von Carl Joseph Begas' Eltern, als sie vor den Truppen der Französischen Revolution flohen.

Weitere Highlights des Museums umfassen die Kirchengeschichte von Heinsberg und einen Münzschatz, der bei Bauarbeiten entdeckt wurde. Hier können Besucher etwa Schubladen öffnen und historische Exponate entdecken.

Die künstlerische Ausbildung von Carl Joseph Begas wird ebenfalls behandelt, inklusive einer interaktiven Station, bei der Besucher eine historische Aufnahmeprüfung nachstellen können. Mein persönliches Highlight ist ein monumentales Bild von Fanny Elßler, einer Tänzerin, die von Carl Joseph Begas gemalt wurde.

Das Begas Haus in Heinsberg beeindruckt aber nicht nur mit seiner vielfältigen Kunstsammlung und einzigartigen Atmosphäre. Ein Besuch lohnt sich für Kunst- und Kulturinteressierte gleichermaßen.

Meine zwei Tipps

1.        Das BEGAS Haus ist nicht nur wegen der Kunstwerke einen Besuch wert. Im angeschlossenen Café könnt ihr bei hausgemachtem Kuchen entspannen und das Ambiente des historischen Gebäudes auf euch wirken lassen.

2.        Besonders empfehlenswert ist der Besuch an Tagen, an denen Kunstworkshops stattfinden – ihr könnt selbst kreativ werden und eure eigenen kleinen Kunstwerke mit nach Hause nehmen!

Gut zu wissen

  • Das Begas Haus ist dienstags bis samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Montags ist geschlossen.
  • Eintritt: Erwachsene zahlen 5 Euro, Kinder unter 12 Jahren und Schüler aus dem Kreis Heinsberg mit Ausweis haben freien Eintritt.

Niederrheinisches Museum in Kevelaer – Tradition und Moderne im Einklang

Das Niederrheinische Museum in Kevelaer bietet eine faszinierende Zeitreise durch die Kultur- und Alltagsgeschichte der Region. Es liegt zentral in der Innenstadt, zwischen zwei Einkaufsmeilen, und beeindruckt mit seiner vielfältigen Sammlung, die das bürgerliche, bäuerliche und adlige Leben am Niederrhein anschaulich macht. Besonders sehenswert ist das historische Adelszimmer, das seit 2019 sogar für standesamtliche Trauungen genutzt wird – eine außergewöhnliche Location für besondere Anlässe.

Auch die liebevoll gestalteten Räume mit einer bäuerlichen Küche, einem Friseursalon und einem alten Tante-Emma-Laden entführen die Besucher in vergangene Zeiten. Ein Highlight sind zudem die historischen Handwerkswerkstätten, die detailgetreu den Arbeitsalltag früherer Generationen zeigen.

Neben der Dauerausstellung gibt es immer wieder spannende Sonderausstellungen sowie Führungen und Workshops, etwa zur historischen Schreibkultur. Schulklassen und Familien können im historischen Klassenzimmer die Schreibkunst der 1920er-Jahre kennenlernen, während in der Museums-Kneipe aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei besonderen Veranstaltungen sogar Bier gezapft wird.

Mit seinen 4.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche und abwechslungsreichen Angeboten gehört das Niederrheinische Museum zu den größten der Region und bietet Besuchern jeden Alters spannende Einblicke in die Geschichte.

Das Niederrheinische Museum ist für jeden, der sich für die Geschichte des Niederrheins interessiert, ein Muss.

Meine zwei Tipps

1.        Schaut euch unbedingt die Sonderausstellungen an, die oft überraschend moderne Themen behandeln und das Museum immer wieder neu erlebbar machen.

2.        Es gibt immer wieder spannende Workshops und Führungen. Einfach öfters auf die Webseite des Museums unter „Aktuelles“ schauen.

Gut zu wissen

  • Das Niederrheinische Museum ist täglich (außer montags) von 10 bis 17 Uhr geöffnet. 
  • Eintritt: Erwachsene zahlen 4 Euro, Kinder zahlen ab sechs Jahren nur 2,50 Euro.

Freilichtmuseum Grefrath – Zeitreise ins Landleben vergangener Zeiten

Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath ist einer meiner Lieblingsplätze hier am Niederrhein. Schon seit meiner Kindheit fasziniert mich das Museumsgelände rund um die Dorenburg. Es zeigt in seiner Dauerausstellung auf einer Fläche von 4,5 Hektar insgesamt 21 historische Bauwerke aus der Region. Zusammen mit verschiedenen Nutzgärten, Streuobstwiesen und Kopfweiden spiegelt es die traditionelle Kultur- und Naturlandschaft des Niederrheins wider.

Kultur und Geschichte wird hier lebendig und das Museum bietet über das Jahr hinweg viele Veranstaltungen und Workshops. Besonders schön für Kinder: An der Kasse gibt es Futter für die frei herumlaufenden Hühner.

Orte, die ihr hier besuchen solltet? Zum einen ist das die Miertzkate, die das Leben in ländlicher Armut um 1900 thematisiert. Das ursprünglich aus Kleve stammende Häuschen wurde in Grefrath wieder aufgebaut und veranschaulicht das einfache Leben der Familie Miertz.

Auch die Flachsdarre, in der Flachs getrocknet wurde, ist ein Besuch wert. Flachs war eine der wichtigsten Kulturpflanzen am Niederrhein, aus der Leinenstoff hergestellt wurde. Interessierte können in der Museumsweberei live zuschauen, wie früher Leinen gesponnen wurde. Ein weiterer Höhepunkt ist der nostalgische Tante-Emma-Laden, der Kräutergarten und das Spielzeugmuseum mit Spielzeugen der letzten 200 Jahre.

Das Niederrheinische Freilichtmuseum ist das ganze Jahr über einen Besuch wert, besonders zu den zahlreichen Veranstaltungen wie dem Erntedankfest oder dem Treckertreff. Direkt daneben befindet sich das Pannekookehuus, ein Restaurant im alten Postgebäude, für den perfekten Abschluss.

Meine zwei Tipps

1.        Ladet euch unbedingt die kostenlose Museums-App herunter und aktiviert den Entdeckermodus, um spannende Objekte und Orte in eurer Umgebung zu entdecken. Die App "Freilichtmuseum Niederrhein" ist kostenlos für Android- und iOS-Geräte in den jeweiligen App-Stores verfügbar. Nach der vollständigen Installation der Inhalte ist keine Internetverbindung mehr erforderlich.

2.        Regelmäßig finden besondere Führungen sowie Back- und Kräuterseminare statt. Hier auch regelmäßig auf die Webseite schauen.

Gut zu wissen

  • Das Niederrheinische Freilichtmuseum ist täglich (außer montags) im April bis Oktober von 10 bis 18 Uhr und im November bis März von 10 bis 16 Uhr geöffnet. 
  • Eintritt: Erwachsene zahlen 4,50 Euro, Kinder von 6 bis 17 Jahren zahlen nur 1,50 Euro. Am Wochenende haben Kinder freien Eintritt. Oder nutzt einfach die Abendkarte ab 60 Minuten vor Schließung für nur zwei Euro oder die Jahreskarte für 15 Euro pro Person.