Erlebniswelt Naturpark Hohe Mark – Unterwegs mit einem Guide
Der Naturpark Hohe Mark gehört für mich ganz klar zu den schönsten und vielfältigsten Regionen am Niederrhein und im Umland. Auf einer Gesamtfläche von 1.978 Quadratkilometer erwarten euch 1.530 Kilometer Radwege, 3.890 Kilometer Wanderwege, 350 Kilometer Wasserwanderwege und 720 Kilometer Reitwege. Aber das ist längst nicht alles… kennt ihr schon die Naturparkhäuser und wart ihr schon mal mit einem Natur-Guide unterwegs? Beides durfte ich heute erleben. Mein Ausgangspunkt: das Naturparkhaus am Pankok Museum in Hünxe und an meiner Seite: Natur- und Landschaftsführerin Ingeborg Deselaers-Pottgießer…
Unser Plan für heute steht – einfach Tasche packen, losziehen, die Natur genießen und dabei noch jede Menge erleben und erfahren. Wir starten dazu an einem Ort, den wir schon mal im September letzten Jahres besuchen durften – Haus Esselt bzw. das Pankok Museum in Hünxe. Das ehemalige, aus dem 17. Jahrhundert stammende Gut Esselt mit seinem großzügigen Herrenhaus und weitläufigen Außengelände ist nicht nur die letzte Bleibe der Künstlerfamilie Pankok, in der alten Scheune befindet sich auch das heutige Pankok Museum, das ab dem 6. Mai seine Türen öffnet.
Auf zum Entdeckerspaziergang
Als wir auf dem Gelände ankommen, werden wir schon von Marianne Teltrop, stellvertretende Geschäftsführung Naturpark Hohe Mark – Westmünsterland e.V., und unserem Natur-Guide Ingeborg Deselaers-Pottgießer begrüßt. Sie hat eine Entdeckertour für Kinder zwischen fünf und zehn Jahren entwickelt, die ich in Auszügen heute erleben darf – der Name „Ottos Garten – ein Entdeckerspaziergang durch Kunst und Natur rund um Haus Esselt“. Hier können die Kleinen allerlei Lebensgemeinschaften in zwei Stunden vor der eigenen Haustüre entdecken.
„Als Stadtentdeckerin Wesel biete ich aktuell zehn unterschiedliche lebendige Stadtführungen für Kinder & Erwachsene in der Hansestadt an. Aber über die Kooperation mit dem Naturpark Hohe Mark freue ich mich sehr. Allein dieser Ort ist eine echte Besonderheit. Hier trifft nicht nur Natur auf Kunst, sondern alles wirkt etwas verzaubert und verwunschen“, schmunzelt Ingeborg.
Zertifizierte Guides
Durch Natur-Guides wie Ingeborg und eine Vielzahl von weiteren Angeboten will der Naturpark Hohe Mark den Niederrheinern ihre Heimat näherbringen und deutlich machen, in welchem Kleinod sie leben. Auch der Schwerpunkt „naturnaher und nachhaltiger Tourismus“ rückt so mehr in den Fokus. „Unsere sieben Naturparkhäuser, darunter das Haus Esselt, sind feste Info-Punkte mit verschiedenen Themen. Unsere zertifizierten Naturparkführer sind sozusagen die mobile Info-Variante“, lacht Marianne.
Welche Touren mit einem Natur-Guide möglich sind, könnt ihr der Webseite des Naturpark Hohe Mark entnehmen. Die Spezialisten machen aus eurem Ausflug ein kleines Abenteuer und das Programm kann sich sehen lassen: Ob Kräuterexkursionen, Fledermausexpedition, mit dem Jäger auf der Pirsch oder Natur- und Kulturlandschaften genießen – für Jeden ist etwas dabei.
Natur trifft Kunst für Kinder
Jetzt freue ich mich erstmal auf meinen Entdeckerspaziergang und erfahre direkt, dass dieser normalerweise in zwei Teilen gesplittet ist. Wir starten mit dem zweiten Teil in der Natur neben dem Pankok Museum. „Normalerweise mache ich mit den Kindern erst einen Rundgang durch das Haus Esselt. Dort erfahren Sie mehr über die Künstlerfamilie Pankok und die sich verändernden „Lebensgemeinschaften“. Das ist auch das Stichwort für den zweiten Teil, den wir jetzt absolvieren“, erklärt mir Ingeborg.
Mit dem alten, aber sehr besonderen Bollerwagen von Ingeborg, der mit einer Vielzahl von Utensilien gefüllten ist, geht es in Richtung Haus Esselt und stoppen kurz davor. Aus einem großen, handbemalten Holzpuzzle mit dem Motiv Haus Esselt und weiteren Stationen in der Nähe, dürfen Marianne und ich uns ein Puzzle-Teil herausnehmen. Unsere Aufgabe: die abgebildeten Bereiche oder Pflanzen unterwegs zu finden. Dazu bekommen wir noch drei, ebenfalls handbemalte, Steine mit Tiermotiven und einen kleinen Stoffbeutel, um die Sachen zu verstauen. Meine Wahl fällt auf die Biene, den Frosch und das Huhn. Damit erhalten wir auch schon die nächste Aufgabe: Es geht darum, zu beobachten, welches Tier sich uns heute zeigt.
Digitale Themen-Lehrpfade
Übrigens: Wer dieses schöne Naturparkhaus auf eigene Faust entdecken möchte, für den hat der Naturpark Hohe Mark einen digitalen Lehrpfad entwickelt. „Einfach auf unserer Webseite den QR-Code von unserem Gim-Guide einscannen und schon kann es losgehen. Der Parcour macht Lust auf Entdeckungstour zu gehen, eignet sich für Familien mit Kindern von sechs bis 12 Jahren und das GPS am Smartphone sollte eingeschaltet sein“, ergänzt Marianne, das können wir direkt mal ausprobieren.
Solche digitalen Lehrpfade gibt es an jedem Naturparkhaus und ihr bekommt allerlei Infos und Geschichtliches über den Ort. Direkt an der Issel, wo wir jetzt gerade sind, erfahre ich beispielsweise durch den digitalen Lehrpfad, wo der Fluss hinfließt und von wo er entspringt.
Ein paar Schritte weiter finden wir auch die Stelle von dem Puzzle-Teil, dass sich Marianne ausgesucht hat. Riesige Papeln säumen hier den Weg neben der Issel, über die ich ja schon mehr erfahren habe. Aber es gibt hier noch mehr zu entdecken – einen Holzrahmen. „Wenn sich die Kinder dahinter setzen und dadurch schauen, können sie das malen, was sie sehen – so wie Otto Pankok das gemacht hat“, lächelt Marianne. „Dazu bekommt man im Haus Esselt auch einen Landschaftsrucksack mit allem, was man zum Malen braucht.“
Von Bienen und Bäumen
Dann gehen wir ein Stück weiter und da sehe ich aus der Ferne Bienenkästen. Jetzt kann ich meinen bemalten Stein mit der Biene drauf quasi „einsetzen“ und Ingeborg erklärt mir, dass diese erst ab acht bis zehn Grad fliegen, weil bei der gleichen Temperatur sich auch erst die Blütenkelche öffnen. „Das ist wie beim Supermarkt. Da geht man ja auch nicht einkaufen, wenn zu ist“, lacht Ingeborg.
Über einen kleinen Steg gehen wir in ein Wäldchen und folgen dem liebevoll mit Baumstämmen ausgelegten Weg. „Unsere Wege im Naturpark Hohe Mark sind zu 80 % naturnah und angenehm zu laufen“, bestätigt Marianne.
Unterwegs fällt mir auch auf, dass die Bäume unterschiedliche Rinden haben, mal glatt, mal strukturiert. Nicht nur als Kind, sondern auch als Erwachsener geht man geht viel zu selten mit offenen Augen durch den Wald. Auch hier erklärt Ingeborg den Kindern, was es mit den unterschiedlichen Baumarten bzw. Baumrinden auf sich hat.
Der Lauschort
Langsam näheren wir uns mitten im Wäldchen zwei Bänken. „Das ist ein Lauschort. Setzt euch mal hin und schließt kurz die Augen, keiner spricht“, fordert uns Ingeborg auf. Nach ein paar Minuten öffnen wir wieder die Augen und Ingeborg fragt uns, was wir gerade gehört haben. Gleichzeitig hält sie uns einen Korb mit Figuren hin. Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Figuren auf ein Tuch auf den Boden zu legen, welche wir gehört haben. Mit dabei sind ein Vogel, ein Traktor, eine Kuh, eine Biene und vieles mehr. Auf jeden Fall haben wir Vögel und Blätter rascheln gehört, aber auch einen Traktor in der Ferne… aber sonst nichts.
Dann fragt Ingeborg uns genau das, was sie auch die Kinder fragen würde: Warum habt ihr zum Beispiel nicht die anderen Tiere gehört? Vielleicht waren wir zu laut, es ist die falsche Jahreszeit oder die Kühe sind im Stall, löst Ingeborg den Lauschort auf.
Naturbildung trifft Spaß
„Mein Ziel ist es, den Kindern die sie umgebende Natur nahezubringen und durch die unterschiedlichen „Lebensgemeinschaft“ einen ersten Einblick darin bekommen, wie alles sie Umgebende zusammenhängt, auch mit ihnen“, erklärt Ingeborg das Konzept.
Sie spricht also auf besondere Art und Weise die verschiedenen Sinne der Kinder an. Es geht u.a. um bewusstes Hören, aber auch um Bewegung, Haptik. „Die Kinder sollen einfach Spaß haben. Wir nennen diese Art von Angebot auch Naturbildung hintenrum“, lacht Marianne.
Ein weiteres Ziel dieses Angebotes, finde ich total wichtig: Kinder sollen die Natur unbeschwert kennenlernen. Denn was sie kennen, lernen sie auch zu schützen. So begreifen sie, dass sie selbst aktiv etwas tun können.
Auf zum Hohe Mark Stieg
Dann heißt es schon Abschied nehmen von dem Naturparkhaus, aber am Ende meines Blogbeitrages verrate ich euch noch, wo sich die anderen Naturparkhäuser befinden.
Ingeborg begleitet Marianne und mich noch ein Stück, denn wir haben noch etwas vor. Das Haus Esselt bzw. das Pankok Museum befindet sich direkt an der zweiten Etappe vom Hohe Mark Steig, den ich auch schon zum Teil für euch erwandern durfte.
Er führt euch über 140 Kilometer in sechs Etappen quer durch den Naturpark Hohe Mark von Wesel nach Olfen oder umgekehrt. Die abwechslungsreichen Etappen haben eine Länge zwischen 19 und 27 Kilometern und wenn ihr alle Etappen erwandern wollt, könnt ihr wunderbar in den einzelnen Zwischenstopps übernachten.
Wenn ihr nicht so weit wandern wollt, eignen sich die sogenannten LandStreifer – das sind Rundwege, die ebenfalls jede Menge Abwechslung bieten.
Schnell abstimmen
Übrigens ist der Hohe Mark Stieg vom „Wandermagazin“ nominiert worden und hat bis zum 30. Juni die Chance, zum schönsten Wanderweg Deutschlands ausgezeichnet zu werden. „Wir haben es von fast 100 Tages- und 25 Mehrtagestouren in die Nominierungsliste geschafft und schon das erfüllt uns mit Stolz“, schwärmt Marianne. Also stimmt gerne fleißig noch ab und erzählt es gerne weiter. Hier könnt ihr eure Stimme abgeben.
Was mir direkt wieder auffällt, als wir ein paar Schritte die zweite Etappe in Richtung Bärenschleuse gehen, sind die pinken Hohe Mark Steig-Hinweisschilder, die ich immer noch toll finde. Dazu überzeugen die übersichtlichen Wegweiser, die zeigen, in welcher Richtung was zu finden ist. Besser kann man sich auf dem Hohe Mark Steig nicht orientieren – ein großer Pluspunkt.
Neue Schutzhütten
„Ich wohne übrigens an der 4. Etappe“, verrät mir Marianne und auch, dass sie am Naturpark Hohe Mark besonders schätzt, dass dieser nicht nur durch den Niederrhein, das Münsterland und das Ruhrgebiet führt, sondern man dabei auch auf unterschiedliche Mentalitäten trifft.
Ein paar Schritte weiter kommen wir an eine der neu errichteten Schutzhütten vorbei, die in Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr entstanden sind und sehr viel Platz bieten. Die optimale Gelegenheit eine kleine Rast einzulegen oder sich gut geschützt bis zur nächsten Regenpause unterzustellen.
Wie es von hier aus weitergeht, verrate ich euch nicht und dürft ihr selbst entdecken. Welche weiteren Naturparkhäuser es gibt, bekommt ihr, wie versprochen, aber noch als kleine Häppchen serviert.
Die Naturparkhäuser
Kurz vorab: Jedes der sieben Naturparkhäuser hat unterschiedliche Handlungsansätze und Konzepte, alle haben aber die Verbindung zur Natur und zur Region Naturpark Hohe Mark.
Ich beginne kurz nochmal mit dem Haus Esselt bzw. Pankok Museum. Sobald im Mai die Eröffnung stattfindet, wird hier wieder ein altbewährtes, aber auch neues Programm angeboten. Als Begegnungs- und Bildungsstätte für Jung und Alt soll der humanitäre Geist von Otto, Hulda und Eva Pankok, ihre tiefe Verbundenheit mit der Natur und ihr soziales Engagement für Gruppen und Einzelbesucher spürbar werden.Geplant sind künftig auch Sonderveranstaltungen, wie Konzerte, Lesungen, Filmabende, Gruppenführungen (auch mit Bewirtung), Workshops für Groß und Klein und eine Cafeteria.
Naturparkhaus Tiergarten Schloss Raesfeld
Das nächste Naturparkhaus befindet sich im Tiergarten Schloss Raesfeld und wurde 2005 in unmittelbarer Nähe der historischen Schlossanlage errichtet. Das Naturparkhaus beherbergt gleich mehrere Institutionen wie etwa die Geschäftsstelle des Naturpark Hohe Mark.
Ein paar der Highlights hier? Die Ausstellung „Der Natur auf der Spur“ für Familien mit Kindern im Alter von vier bis 12 Jahren mit vielen interaktiven Stationen und das 5.000 m² große Naturerlebnisgelände mit Kletter- und Balancierpfaden, Niedrigseilgarten, Zapfenweitwurfanlage, Astbaustelle und vielem mehr.
Naturparkhaus Biologische Station Kreis Recklinghausen
Auch das Naturparkhaus in der Biologischen Station Kreis Recklinghausen auf dem ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb „Hof Punsmann“ bietet mit seinem Hofgelände und der umliegenden Waldflächen ideale Voraussetzungen für eine umfassende Entdeckungstour.
Neben der barrierefreien Dauerausstellung „Mein grünes Land – über die Natur- und Kulturlandschaften im westlichen Münsterland“ ist das ca. 2,8 ha großes Außengelände besonders schön. Historische Hofstrukturen mit Trockenmauern und Teichen treffen hier auf einen Hofbrunnen und einen barrierefreien Bauerngarten.
Naturparkhaus „Biologisches Zentrum Kreis Coesfeld“
In der „3-Burgen-Stadt“ Lüdinghausen liegt das Naturparkhaus am Klutensee und dient als Lernort für die Umweltbildung im Kreis Coesfeld und als Regionalzentrum im Landesnetzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung NRW. Das Gartengelände mit Seminargebäude und Ausstellungspavillon misst über 2,5 Hektar.
Der Naturgarten des Biologischen Zentrums ist von April bis Oktober besonders sehenswert: bunte Blumenwiesen, insektenfreundliche Stauden und Gehölze, Wildbienenhotels und Fledermausstollen lassen die heimische Artenvielfalt erleben. Für Kinder sind im Gelände Erlebnisstationen mit Rate-, Beobachtungs- und Bewegungsangeboten verteilt.
Naturparkhaus Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.V.
Habt ihr gewusst, dass es im Kreis Coesfeld allein 107 Naturschutzgebiete, zwei europäische Vogelschutz- und 20 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete gibt? Um diese lebenswerten Naturräume zu erhalten, leistet das Naturschutzzentrum auf dem Alten Hof Schoppmann in Nottuln-Darup einen wichtigen Beitrag.
Im dortigen Naturparkhaus werden wechselnde Ausstellung zu Natur- und Kulturlandschaft der Region gezeigt und auf dem Hof finden verschiedene Events wie Lesungen und Konzerte statt. Garten und Naturspielplatz befinden sich in unmittelbarer Nähe der Gebäude und laden neben dem Café zum Verweilen ein.
Naturparkhaus Waldkompetenzzentrum Heidhof
Das Waldkompetenzzentrum Heidhof ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Kirchheller Heide für Radler und Wanderer, hier treffen mehrere Wanderrouten aufeinander und der Hof lädt zu einer gemütlichen Pause ein. Kinder können sich auf dem großen Waldspielplatz austoben.
Im Naturparkhaus Waldkompetenzzentrum Heidhof gibt es eine kindgerechte und interaktive Dauerausstellung zum Thema „Wald – Baum – Holz“. Zu den Programmhighlights zählen das Herbstfest und der Weihnachtsmarkt „Wild & Weihnacht“. Ganzjährig erwarten die BesucherInnen der Wild- und Holzverkauf.
Naturparkhaus Steveraue
Hier findet ihr nicht nur jede Menge Informationen aus Olfen, Umgebung und dem gesamten Naturpark Hohe Mark, sondern könnt auch E-Bildes und Scrooser ausleihen oder eine Floßfahrt oder eine Steverauenführung buchen.
Wenn ihr auf der Suche nach einem kleinen Souvenir seid, werdet ihr hier ebenfalls fündig und könnt z.B. das "Olfener Stevertröpfchen", den Olfener Plüschesel als Schlüsselanhänger oder ein kuscheliges Kissen mit Olfen-Motiven erwerben.