Die Kevelaerer Heißluft-Ballon-Woche – Hoch hinaus mit dem Wolkentaxi

23.07.2021

Wann habt ihr das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht? Bei mir war es am 9. Juli wieder Mal soweit. Ich durfte das erste Mal mit einem Heißluftballon fahren und das über unseren schönen Niederrhein. Möglich gemacht hat das Michael Krämer, der Organisator der Heißluft-Ballon-Woche in Kevelaer und Inhaber von Wolkentaxi.de aus Xanten. Was ich alles erlebt habe, warum ich jetzt eine Baronesse bin und warum am Ende meine Haarsträhne kurz gebrannt hat? Einfach weiterlesen…

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Seit 27 Jahren gibt es schon das weit über die Grenzen des Niederrheins bekannte Heißluft-Ballon-Festival in Kevelaer. 2020 ist dieses leider coronabedingt ausgefallen und in diesem Jahr ist es endlich wieder soweit – die bunten Riesen erobern wieder den niederrheinischen Himmel. Das Festival wurde allerdings in diesem Jahr umgetauft in die Kevelaer Heißluft-Ballon-Woche und vom 4. bis zum 11. Juli konnte man zusätzlich ein kleineres Rahmenprogramm u.a. mit einem „Ballon am Kran“ am Peter-Plümpe-Platz erleben.

Als ich vor ein paar Tagen die Anfrage bekommen hatte, ob ich mit in einem Ballon fahren will, habe ich kurz überlegen müssen. Ich habe nicht nur ein bisschen Respekt vor der Höhe, sondern bin auch von Natur aus ein kleiner Angsthase. Aber nach ein paar Telefonaten hat es der Organisator der Ballonwoche und Inhaber von dem Ballonunternehmen „Wolkentaxi“, Michael Krämer, geschafft, mich zu beruhigen und mir direkt den Ablauf genau erklärt. Er organisiert übrigens seit 2010 als technischer Leiter das Ballon-Event in Kevelaer und ist seit 20 Jahren auch selber Pilot.

Und dann war er auf einmal da – der 9. Juli. Treffpunkt ist um 18 Uhr hinter dem Solegarten St. Jakob mit dem beeindruckenden Gradierwerk, den ich ja schon mal im Rahmen einer Stadtführung mit Veronica Hebben näher kennenlernen durfte. Einige Fahrgäste tummeln sich schon auf dem Parkplatz vor dem Hallenbad und auch die Autos mit den Anhängern mit den Ballons befinden sich an diesem Ausgangspunkt. Hier treffe ich auch das erste Mal live auf Michael, der fleißig mit seinem Team dabei ist, alles zu koordinieren. „Und, aufgeregt?“ fragt er mich, als er mich entdeckt, was ich allerdings nicht richtig verneinen kann. Aber auch jetzt findet er genau die passenden Wort, um meiner Aufgeregtheit erfolgreich entgegenzuwirken. 

 

19 Ballons starten

Dann stellt Michael meinen Fotograf Malte und mich unserer Pilotin Ines und die drei anderen Fahrgäste Anika, Mario und Sonja vor. Da wir alle frisch getestet und teilweise schon geimpft sind, haben wir beschlossen, später ohne Maske zu fahren. „Insgesamt 19 Ballons starten gleich an verschiedenen Stationen. Wir gehen am Irrland Kevelaer in die Luft“, erklärt uns Ines und teilt uns in die Verfolger-Fahrzeuge auf, die uns dort hin führen. Wir fahren mit Verfolger Bernd, der uns nicht nur gleich, wie der Name schon sagt, „verfolgen“ wird und uns nach der Landung wieder einsammelt, sondern auch noch bei den Vorbereitungen und dem „Abbau“ am Ende hilft.

Auf der Autofahrt verrät Ines mir u.a., dass sie etwa 825 Ballonfahrten mit fast 1.000 Stunden absolviert hat: „1994 habe ich eine Ballonfahrt bei einem Preisausschreiben gewonnen und war so begeistert, dass ich zwei Jahre später den Privat-Piloten-Schein gemacht habe. Hauptberuflich bin ich aber Innenarchitektin und Designern und statte u.a. Banken & Co. mit Teppichboden aus“.

 

Der Countdown läuft

Als wir auf einer Wiese am Irrland ankommen und einen Startplatz gefunden haben, gehen auch direkt die Vorbereitungen los. Alle dürfen mithelfen und wir werden direkt bei den meisten Vorgängen mit einbezogen. Wir Mädels rollen den Ballon aus und Mario unterstützt Ines beim Aufpusten des Ballons mit einem Ventilator, der durch einen Verbrennungsmotor betrieben wird. „Wir drücken jetzt Umgebungsluft in die Hülle und erhitzen diese gleich auf 70 Grad. Warme Luft steigt nach oben und dehnt sich dann – ganz einfache Physik“, erklärt Ines. Da es am Ende etwas schneller gehen muss, bekommen wir alle noch gezeigt, wie man am besten in den Korb einsteigt. „Ihr müsst auch keine Bedenken haben, dass der Korb kippt oder so, wenn ihr euch oben in der Luft von einer in die andere Ecke bewegt. Und wir haben neben einem iPad, wo wir sehen können, wo wir uns befinden, auch ein Funkgerät mit an Bord“, ergänzt Ines. Gut zu wissen und sehr beruhigend für einen Angsthasen, wie mich. Auch Michael schaut ein letztes Mal, wie es mir geht und wünscht mir „Glück ab, gut Land“, ein Spruch, den sich Ballonfahrer kurz vor dem Start zurufen.

 

Live im WDR

Heute ist auch das WDR mit der Lokalzeit Duisburg und dem Moderator Tim Köksalan vor Ort und berichtet mit einer Live-Schalte von unserem Ballon aus und interviewt kurz Michael, Ines und Anika. Kurz vor dem Start werden alle Piloten nochmal von Michael gebrieft, der Meterologe Michael Noll gibt sein „Go“ und dann kann es auch schon fast losgehen. Rundherum sind die anderen Heißlufballons fast soweit, sind kurz davor aufzusteigen oder befinden sich schon in der Luft. Ein wahnsinnig beeindruckendes Bild und auch einige Zuschauer haben sich um die Wiese und an der Straße versammelt und beobachten das bunte Treiben.

 

Ab nach oben

So, jetzt tief durchatmen, einsteigen und hoch geht’s. Der erste Augenblick, wo der Ballon abhebt, ist merkwürdig, das gebe ich zu. Und ja, ich klammere mich etwas an Malte und an den Streben des Korbs und schaue erst nach gefühlt einer Minute nach unten. Dann werde ich immer entspannter und es macht mir immer mehr Spaß. Mitfahrer Mario hat übrigens auch Höhenangst, aber ist jetzt auch total glücklich, dass er so mutig war und sich getraut hat.

Hier oben ist so eine unglaubliche Ruhe und die Temperatur sehr angenehm und schon etwas zu warm durch den Brenner am Ballon. Es ist auch etwas kuschelig mit sechs Personen und vier großen Gasflaschen, man kann sich aber immer etwas drehen oder die Positionen tauschen. Mittlerweile kann ich auch gar nicht genug davon bekommen, nach unten zu schauen und die wunderschöne Landschaft zu genießen. Es gibt so viel zu gucken und zu entdecken und die Landschaft wirkt wie ein riesiges Wimmelbild. „Jedes Mal, wenn ich oben bin, kann ich alles, was mich beschäftigt, fallen lassen. Ich genieße die Ruhe und die Aussicht, aber gleichzeitig bin ich auch voll konzentriert, weil ich ja auch Verantwortung für meine Fahrgäste trage“, verrät uns Ines, während wir immer weiter nach oben fahren.

 

400 Meter hoch

Aktuell steigen wir einen halben Meter pro Sekunde auf, passieren ein paar Blumenfelder und fahren Richtung Geldern. Unsere Geschwindigkeit beträgt ca. 18 km/h und von aktuell 300 Metern Höhe peilen wir die 400 Meter an. Mich interessiert natürlich, ob Ines etwas von ihren zahlreichen Ballonfahrten nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. „Ja, tatsächlich. Ich musste damals 36 DM für eine Ultraschall-Untersuchung für ein schwangeres Pferd bezahlen. Das ist bei einer ungeplanten Landung durchgegangen. Aber mit dem Pferd und dem ungeborenen Fohlen war alles gut“, lacht Ines. Auch von einem blinden Passagier in Form einer Taube berichtet Ines mir, die wohl ganz oben auf dem Ballon gesessen hat und ganz benommen war, als der Ballon wieder gelandet ist.

 

Einmal Pizza to go

Apropos Landung… wir sind vorab auch gebrieft worden, dass wir uns bei der Landung etwas hinhocken und uns an einem Tau im Inneren des Korbes festhalten sollen. Und genau das können wir gleich leider schon umsetzen. Während Ines sich bereits nach einem geeigneten Landeplatz umschaut und wir uns weiter ganz leicht dem Boden nähern, können wir auch mit ein paar Anwohnern unten kommunizieren. „Guck mal da vorne, da ist eines unserer Lieblingsrestaurants in Geldern“, zeigt Anika nach unten. „Wenn ihr auf einfache, aber gute italienische Küche steht, müsst ihr da unbedingt mal hin.“ Dann greift ihr Freund Mario zum Smartphone und ruft den Italiener an, der kurz darauf nach draußen kommt und uns zuwinkt. Wir hatten kurz überlegt uns Pizza zu bestellen und mit einem Seil hochzuziehen, aber wir essen lieber mal vor Ort. ;-)

 

Die Feld-Landung

Dann wird es langsam ernst und wir nähern uns bedrohlich einem kleinen Wald, fliegen aber über diesen Hinweg und entdecken dabei noch ein Reh. „Mit das Spannendste an einer Ballonfahrt ist es, nie zu wissen, wohin es geht und wo man am Ende landen wird. Manchmal dauert es fünf Minuten bis ein Landeplatz gefunden ist, manchmal 20 Minuten. Ideal zur Landung sind abgemähte Felder, aber niemand darf uns eine Landung verwehren“, erklärt uns Ines. Wir bewegen uns langsam einem freien Feld in Geldern-Veert zu, setzen auf, eine kleine Windböe packt uns und lässt uns zwei weitere Mal auf dem Boden aufsetzen, bis wir am Rande eines Rübenfeldes landen. „Das war anderes gedacht, aber so ist das einfach manchmal“, lacht Ines.

Unser Verfolger Bernd steht schon am Straßenrand und fährt mit dem Anhänger zu uns auf das Feld. Jetzt heißt es, alles wieder einpacken. Wir helfen alle tatkräftig mit und beim Zusammenlegen der Ballonhülle gerate ich kurz unter dem ganzen Nylonstoff, kann mich aber schnell wieder aus meiner Lage befreien. Stück für Stück wandert die Hülle wieder in einen großen Sack und zwischendurch schmeiße ich mich mit den anderen Ladies auf diesen, um weiter Luft entweichen zu lassen. Als wir fertig sind, bringt uns Bernd wieder zum Ausgangspunkt zum Solegarten St. Jakob.

 

Die Taufe

Dort erwartet uns noch eine ganze besondere Zeremonie – die Taufe. Wir müssen uns alle nebeneinander aufstellen und Ines erzählt uns etwas von der Geschichte der Ballonfahrt. Dann müssen wir ihr einen Spruch nachsprechen: „Ehre der Natur, die alles hat erschaffen. Sie schuf als schönsten Teil der Welt für uns das weite Himmelszelt. Sie hat das Feuer uns gegeben, mit dessen Kraft wir uns erheben und über Wald und Wiesen schweben. Drum soll uns auch das Feuer taufen, zum Löschen soll der Sekt dann laufen.“

Feierlich verleiht mir Ines meine Taufurkunde mit dem schönen Adelstitel „Baronesse Nicole, sympathische Mitfahrerin mit weitschweifendem Blick auf bedrohliche Wolkenformationen“, aber das ist noch nicht alles. Ines holt tatsächlich ein Feuerzeug heraus, zündet eine Haarsträhne von mir an und Bernd löscht diese mit dem Sekt. Kurz vorab: Ich habe es überlebt und meine Haare auch… auch die der anderen Mitfahrer, um das vorwegzunehmen.

Dann stoßen wir natürlich noch mit einem Glas Sekt an und haben immer noch alle ein breites Grinsen im Gesicht. Ich glaube, ich kann an dieser Stelle für alle Mitfahrer sprechen: Es war ein einmaliges Erlebnis und ein gutes Team für unsere erste Heißluftballonfahrt. Auch Ines ist sichtlich glücklich und freut sich sehr über unser Dauergrinsen und dass die Faszination einer Ballonfahrt, die sie auch jedes Mal wieder erlebt, auf uns übergeschwappt ist.

Wer dieses tolle Gefühl von grenzenloser Freiheit und Leichtigkeit auch mal erleben möchte, dem kann ich eine Heißluftballon-Fahrt bei Wolkentaxi unbedingt ans Herz legen.

 

Mehr dazu erfahrt ihr hier:

https://niederrhein-tourismus.de/wolkentaxi-ballonfahren-am-niederrhein