Besondere Wanderrouten – Teil 8: Der Prinz-Moritz-Weg in Kleve
Bereit für die nächste besondere Wanderroute am Niederrhein? Dann freue ich mich sehr, euch den Prinz-Moritz-Weg in Kleve vorstellen zu dürfen. Von dem Wahrzeichen der Stadt Kleve, die Schwanenburg, führt euch dieser Wanderweg vorbei am Kermisdahl-Ufer bis zum beeindruckenden Grabmal des damaligen Fürsten Johann Moritz von Nassau-Siegen. Auf einer Strecke von knapp 3,5 Kilometer lang bietet er die perfekte Kombination zwischen Kultur, Historie und Natur. Neugierig? Dann erfahrt ihr hier mehr…
Startpunkt: Schwanenburg
Die 3,5 Kilometer lange Wanderroute beginnt direkt an dem Wahrzeichen von Kleve – der Schwanenburg. Habt ihr gewusst, dass die Klever Schwanenburg 1020 erstmal erwähnt wurde? Oder dass sich im Schwanenturm ein kleines geologisches Museum befindet und ihr von hier aus ein eindrucksvolles Panorama über die Rheinebene bis in die Niederlande genießen könnt?
Rund um die Schwanenburg habt ihr übrigens auch die Möglichkeit bequem zu parken und könnt direkt im Schatten der Schwanenburg starten. Genau das machen mein Fotograf Malte und ich jetzt auch und gehen über ein paar Stufen den „Bleichenberg“ hinab. Das Schild „Prinz-Moritz-Weg“ direkt darüber verrät euch zusätzlich, dass ihr auf dem richtigen Weg seid. Am Fuß der Stufen angekommen sehen wir schon das Kermisdahl-Ufer und folgen noch einige Meter der Laufrichtung. Vor der Brücke halten wir uns einfach scharf rechts und befinden uns jetzt direkt an der Uferpromenade.
Auf den Spuren von Prinz Moritz
Nach wenigen Schritten gibt es eine Wegeteilung, aber wir folgen dem linken Pfad, weiter direkt am Ufer entlang. Kurz darauf informiert uns ein großes, grünes Schild mit dem Titel „Historischer Landschaftspark – Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen“, wo wir genau lang müssen und was uns auf dem Weg alles erwartet. Gleichzeitig erfahren wir auch mehr über den Prinzen, der als leidenschaftlicher Gartenplaner das nach mehreren Kriegen zerstörte Kleve mit Alleen, Parkanlagen, Gärten und großzügigen Sichtachsen nach seinem Motto „Soweit der Erdkreis reicht“ neu gestaltete. Er war ab 1647 brandenburgischer Statthalter im Herzogtum Kleve und einer der ersten Fürsten, der Gärten und Parks für die Bürger öffnete.
Der Kermisdahl
Wir folgen also weiter der Uferpromenade und ich kann gar nicht aufhören aufs Wasser zu schauen und die Natur, aber auch die Tierwelt drumherum zu beobachten. Der Kermisdahl ist übrigens ein Altarm des Rheins. Nach dem Tod von Johann Moritz wuchs dieser aber immer mehr zu bzw. verlandete. Aber auch Aussichtspunkte überwucherten und Wege wurden unpassierbar. Erst der „Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering“ setzte sich ab 2003 dafür ein, das historische Erbe wiederherzustellen, zu bewahren und den Prinz-Moritz-Weg begehbar zu machen.
Auf dem Weg findet ihr an vielen Punkten Bänke mit einem perfekten Blick aufs Wasser und in die Natur. Apropos – die teilweise noch erkennbaren Terrassen entlang der Uferpromenade boten schon um 1900 zahlreichen Kurgästen schöne Aussichtsplätze am Kermisdahl.
Neben einer Brücke geht es weiter geradeaus. Nicht wundern, der Weg wird jetzt sehr schmal und ihr fragt euch sicherlich, ob es der richtige Weg ist, aber das ist er. Ich habe auch kurz überlegt, aber es hat sich nach einer gewissen Zeit als korrekt herausgestellt.
Etwa auf der Hälfte kommt ihr an einer Kaskade vorbei, das ist ein treppenförmiges Bauwerk von 1930, welches das Regenwasser der Klever Oberstadt in den Kermisdahl leitet. Im letzten Stück des Altarm ist dieser übrigens verlandet und bietet ein vielfältiges Feuchtgebiet, vor allem für Wasservögel. Und genau die kann ich gerade perfekt beobachten. Am Ende des „Waldwegs“ am Ufer begegnet euch noch ein Hinweisschild mit Infos zum Altarm des Rheins bzw. wie dieser entstanden ist.
Das Flak
Jetzt führt der Weg vor einer Bundesstraße nach links und unter der Straße her. Hier findet ihr an der Wand urbane Kunst – sprich bunte Graffitis – und direkt um die Ecke verrät euch das nächste Hinweisschild, dass ihr auf dem „Flak“ seid. Flak bedeutet „flach“ und bezeichnet ein ruhiges, breit ausströmendes Gewässer mit glatter Oberfläche. Am Flak tritt das Gewässer des Kermisdahls, stromaufwärts übrigens die Wetering genannt, ins Freie.
Der Freudenberg
Wir befinden uns als nächstes auf einem Parkplatz, gehen durch ihn hindurch und kommen an eine Hauptstraße (Uedemer Straße). Wir halten uns links, können aber nach etwa 120 Metern die Straße wieder nach links in den „Prinz-Moritz-Weg“ verlassen, Direkt fällt mir auf einer kleinen Anhöhe eine bewachsene Metallkonstruktion auf, die den Sitz vor Freudenberg darstellt. Ein passendes Hinweisschild klärt uns auf, was es mit diesem auf sich hat. Keine zwei Kilometer entfernt von der Stadt Kleve baute Johann Moritz von Nassau-Siegen um 1652 seinen Landsitz Haus Freudenberg oberhalb eines Hangs. Zusätzlich ließ er dort ein Trophäenobjekt mit einem Sessel errichten, in dem er seinen Blick über das Freudental schweifen ließ. Die Metallkonstruktion erinnert an diesen Aussichtstuhl und tatsächlich könnt ihr hier auch Platz nehmen und euch ein bisschen wie der Fürst einst fühlen. Das muss ich natürlich auch ausprobieren.
Das Grabmal
Aber bevor ich es mir zu gemütlich mache und mich in dem Blick in die Ferne verliere, geht es weiter. Am T-Stück geht es rechts weiter, nach einer Weile nochmal nach rechts und durchqueren ein kleines Waldstück. Hier geht es kurz bergauf nach links und wir nähern uns, vorbei an einer Streuobstwiese und einem Haus, wieder einer Hauptstraße. Von hier aus geht es etwa 100 Meter in die gleiche Richtung, biegen aber schnell wieder nach links ab, um dem Schild „Prinz-Moritz-Weg“ weiter zu folgen.
Und hier erreichen wir unser Ziel – das einzigartige Prinz-Moritz-Grabmal am Papenberg. Der Leichnam ist hier allerdings nicht mehr zu finden und schon 1680 nach Siegen in die Familiengruft überführt worden. Was euch hier erwartet, müsst ihr einfach selbst erleben. Ich fand es sehr beeindruckend und sehr besonders – eine Art Open-Air-Mausoleum, das sich der Prinz ein Jahr vor seinem Tod als Begräbnisstätte errichten ließ.
Ein kleiner Bonus erwartet euch, wenn ihr vom Grabmal aus dem geraden Weg ein paar Meter weiter hoch noch zu einem Aussichtspunkt folgt. Belohnt werdet ihr oben mit einem großartigen Blick auf Kleve, die Schwanenburg und die Stiftskirche.
Der Voltaire-Weg
Unser Weg endet hier, aber wenn ihr noch Lust habt, könnt ihr vom Wanderparkplatz aus auch die Tour fortsetzen. Denn der Prinz-Moritz-Weg geht in den Voltaire-Weg über, der bis ins Schloss Moyland führt. Das sind weitere 6,5 Kilometer bis dorthin, aber das Ziel lohnt sich. Ich durfte das Schloss bzw. das dortige Museum schon mehrfach besuchen und die tollen Ausstellungen schlendern. Geht einfach wieder die Straße hinunter und haltet euch links. Auch dieser Weg ist mit Infotafeln ausgestattet.
Wollt ihr den Weg von dort aus zurück zur Schwanenburg und die 10 Kilometer nicht mehr zurücklaufen, könnt ihr auch die Buslinie 44 benutzen, die zwischen Schwanenburg und Schloss Moyland fährt.