Besondere Wanderrouten – Teil 12: Der Holtmühlenpfad in Wegberg
Am Niederrhein gibt es unzählige Mühlen – Windmühlen, Wassermühlen, Getreidemühlen, Ölmühlen… Allein im Naturpark Schwalm-Nette findet ihr rund 14 Stück. Eine davon ist die Holtmühle in Wegberg. Ein Besuch dieser könnt ihr mit einem besonders schönen und nur 1,2 Kilometer langen Wanderweg verbinden. Es handelt sich bei dem Holtmühlenpfad sogar um einen der barrierearmen Wege „Leichte.Wander.Welt des Naturparks. Habt ihr Lust mich zu begleiten?
Unser Startpunkt ist der etwas versteckt gelegene Wanderparkplatz Ellinghover Weg/Grenzlandring. Dass wir hier richtig sind, erkennen wir nach wenigen Schritten bis zu einer großen Hinweistafel, die mehr über den barrierearmen Weg „Leichte.Wander.Welt“ offenbart. Insgesamt zehn Stück gibt es davon im Naturpark Schwalm Nette, die konzipiert wurden, um Menschen mit und ohne Handicap ein Wandererlebnis bieten zu können.
Abwechslung pur
Weiter beschreibt das Infoschild kurz die vor uns liegende Strecke, gibt eine Übersicht über weitere Besonderheiten und verrät etwas über die Tier- und Pflanzenwelt. Der 1,2 Kilometer lange Holtmühlenpfad führt fast ausschließlich durch den Wald, aber bietet auch hier mit unterschiedlichen Bereichen Abwechslung. Neben ausgedehnten Kiefernwäldern gibt es kleinere Parzellen mit älterem und auch jüngerem Laubwald sowie kleinen Tümpeln. Das Ziel ist die ursprünglich 1397 als Öl- und Kornmühle angelegte Holtmühle. Was noch herausragend ist? Der Mühlenweiher, in dessen Mitte eine kleine Insel angelegt wurde. Mehr verrate ich an dieser Stelle aber noch nicht…
Kleine Wegweiser
Nachdem wir das Hinweisschild passiert haben, geht es geradeaus in ein Waldstück. Uns begleiten übrigens wieder die kleinen, an den Bäumen angebrachten, braunen Schilder mit dem weißem „W“, die wir schon von anderen Wanderrouten kennen und uns den Weg zeigen. Auf dem breiten Weg kommen wir an weiteren Schildern vorbei, die Informationen zu einer Baumart liefern, wie die Vogelbeere, die 1997 zum Baum des Jahres ernannt wurde. Auch Wigwams sehe ich, die ich ja auch schon bei meiner letzten Wanderroute in Straelen schon entdeckt habe.
An der ersten Kreuzung halten wir uns links. Kurz davor fällt mir eine riesige Baumscheibe auf, der Geschichtsbaum der Stadt Wegberg. 240 Jahre ist die Scheibe schon alt und ein kleines Schild erzählt mehr über die Hintergründe. Nachdem wir links abgebogen sind, müssen wir ein paar Schienen überqueren. Und da hier tatsächlich noch Züge fahren, schaut vor dem Rübergehen auf jeden Fall mehrfach nach links und rechts. Dann geht es wieder in ein Waldstück und wir halten uns, auch wenn man an zwei Stellen auch rechts abbiegen könnte, immer geradeaus. Kleiner Hinweis: Wenn es ein paar Regentage vorher gegeben hat, ist der Weg hier eine matschige Angelegenheit. Am besten alte Schuhe anziehen und ein Wechselpaar mitnehmen.
Neue Energie tanken
Ich genieße die Ruhe, atme ein paar Mal tief die frische Waldluft ein, lausche den Vögeln und beobachte alles um mich herum. Das holt mich immer ein bisschen runter und erdet mich irgendwie. Ein Stückchen weiter sehe ich auch wieder Wigwams und kleine Wasserstellen, der Weg hat auf jeden Fall einiges zu bieten. Als wir die rot-weißen Sperrbaken vor uns am Ende des Waldweges erreichen, haben wir wieder Asphalt unter den Füßen und biegen rechts ab. Von weitem sieht man schon, dass wir uns dem Weiher bzw. dem Mühlensee mit der kleinen Insel nähern.
Von Eisvögeln und Kanadagänsen
Der Holtmühlenweiher gehört zu den größten Mühlenweihern der Region. Auch hier herrscht absolute Ruhe, nur die Tiere sind zu hören und teilweise auch zu sehen. Nicht nur auf der Wasserfläche, sondern auch auf der Insel fühlen sich verschiedene Vogelarten sehr heimisch, wie uns das Schild am Anfang verraten hat: Kanadagänse, Nilgänse, Graugänse, Stock- und Reiherenten sind hier zu beobachten, aber auch der wunderschöne Eisvogel. Gerade für die Gänse ist die Insel ein idealer Brutplatz, da er vor Füchsen und anderen Bodenfeinden optimal geschützt ist.
Ich laufe ein paar Meter auf den Steg entlang, ein paar Ruderboote sind hier im Winterschlaf und ich genieße nochmal die Ruhe.
Die Holtmühle
Direkt hinter mir liegt jetzt die Holtmühle, die, wie wir schon erfahren haben, seit 1397 ursprünglich als Öl- und Kornmühle angelegt wurde. Diese und viele andere Wassermühlen im Raum Wegberg haben die Region vom 13. Jahrhundert an geprägt und stellten einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar.
Damals betrieb das Wasserrad noch ein Holzsägewerk, daher stammt vermutlich auch das Wort „Holt“ im Namen der Mühle. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Mühle umgerüstet und mit zwei Mahlgängen für das Mahlen von Brotgetreide und zur Herstellung von Viehfutter ausgestattet. Der umfangreiche Ausbau des Weihers 1826 diente dazu, den „Energievorrat“ zum Betrieb der Mühle zu vergrößern. Um die Wasserkraft optimal nutzen zu können, haben die Menschen Mühlteiche angelegt und damit den Wasserdruck auf die Mühlräder erhöht. So entstand auch der Holtmühlenweiher, der bis heute ein schönes Beispiel dafür ist. 2001 wurde das Mühlrad vom Sportanglerverein Wickrath und Umgebung e.V. restauriert.
Gastronomie mit Wohlfühlfaktor
In der Holtmühle befindet sich eine Gastronomie dessen Betrieb eine über hundertjährige Tradition hat. Schon 1889 erhielt der ehemalige Mühleneigentümer Karl Symes die Schankerlaubnis für eine Wein- und Kaffeewirtschaft. In einer schilfgedeckten Weinlaube wurden die Gäste im Sommer deftig bewirtet.
Seit 2021 wird das Traditionslokal von Johannes und Jennifer Kuhle betrieben. Es wurde gründlich renoviert und so zu einem charmanten Wohlfühlort zwischen Historie und Moderne. Neben verschiedenen Frühstücksvarianten erwarten euch hier Tapas, Flammkuchen, Ofenkartoffeln, Spätzle- und Nudelgerichte, Suppen, Salate, Burger und selbstgebackenen Kuchen. Vom ehemaligen Mahlraum habt ihr durch die großen Aussichtsfenster ein schönes Panorama auf den Weiher. Eine kleine Pause hier einzulegen, lohnt sich also.
Für uns geht es jetzt wieder zurück zum Parkplatz und geht den gleichen Weg, den ihr auch gekommen seid. Nicht vergessen zwischendurch nochmal tief einzuatmen, den Alltag etwas beiseite zuschieben und die Natur zu genießen.