Backstage im Theater Krefeld Mönchengladbach: Neue Spielzeit, neue Premieren

16.05.2024

Wann wart ihr eigentlich das letzte Mal im Theater? Bei mir ist es schon ein bisschen her und auch wegen Corona war ein Besuch natürlich lange nicht möglich. Aber das Warten hat jetzt ein Ende und ich freue mich sehr auf einen entspannten Abend mit guter Unterhaltung. Passend zum Thema „Warten“ habe ich mir das Ballettstück „Während wir warten“ mit Musik von Barock bis Rock angeschaut. Vorab durfte ich mich Backstage umschauen und sogar kurz mit trainieren. Was ich persönlich mit Ballett verbinde und was mich besonders beeindruckt hat, erfahrt ihr hier…

Farben
Container

Kennt ihr das, wenn man sich schon darauf freut, sich mal endlich wieder schick anziehen und aufbrezeln zu dürfen? So ging es mir kurz vor meinem Besuch beim Theater in Mönchengladbach. Meine Outfit-Wahl fiel da natürlich auf das schon im Schrank versunkene „Kleine Schwarze“, was mir beim Training Backstage zwar etwas zum Verhängnis geworden ist, aber dazu später mehr.

Der erste Weg führt uns zum Seiteneingang des Theaters, wo Marketingreferent Dirk Wiefel schon auf uns wartet. Ihn kenne ich schon aus meiner Zeit als Journalistin und bin gespannt, was er zu berichten hat und was Backstage auf mich zukommt. Er ist seit 2008 im Theater, hat dort als Theaterpädagoge angefangen und ist dann in den Bereich Marketing gewechselt. Nachdem wir uns beim Pförtner eingetragen und den Impf- und Testnachweis vorgelegt haben, beginnt unsere Tour auch schon. „Kommt, wir gehen direkt hinter die Bühne, da wird gerade fleißig trainiert“, lädt uns Dirk ein. Kurz bevor wir dort ankommen, begegnen wir aber Luca Ponti, der an seinem Arbeitsplatz jede Menge Knöpfe, einen Monitor und Tabellen vor sich hat, was nach jeder Menge Koordinationsarbeit aussieht. „Das ist unser Kapitän Luca“, stellt mir Dirk einer der wichtigsten Personen hinter den Kulissen vor. „Er steuert die Beleuchtung, das Bühnenbild und vieles mehr und ist dafür verantwortlich, dass nicht nur beim Ballettabend heute hinter und auf der Bühne alles reibungslos funktioniert.“

Letzte Trainingseinheiten

Dann gehen wir ein paar Schritte weiter und ich sehe einen Teil der Tänzer*Innen, die gerade mit der Trainings- und Ballettmeisterin Sheri Cook letzte Tanzschritte & Co. durchgehen. Alle sind vollkommen konzentriert und im Hintergrund spielt am Flügel Pianist André Parfenov. „Ich könnte hier stundenlang stehen und zuhören, das ist schon beinahe meditativ“, lächelt Dirk. Und das kann ich nur bestätigen, denn für einen kurzen Moment vergesse ich auch, dass ich gerade Backstage bin und nicht schon im Publikum sitze. „Unseren Pianisten wirst du auch gleich während des Ballettabends noch hören, er hat für ein Stück eine eigene Komposition geschrieben und es wird ein Solo geben“, verrät mir Dirk.

Vier Stücke in einem

Bei unserem weiteren Rundgang sehe ich auch schon die ersten Bühnenbilder und Requisiten. Da vorne das Bett spielt im ersten Stück eine zentrale Rolle und da hinten die blauen Bänke gehören zu einer U-Bahn-Station, die im letzten Part zum Einsatz kommen“, erklärt mir Dirk. Der Ballettabend besteht nämlich aus vier Stücken mit unterschiedlichen Choreographien und Ansätzen. Nicht nur der Ballettdirektor Robert North hat für „Während wir warten“ eine Choreographie entwickelt, auch die Tänzer*Innen, darunter Teresa Levrini, Amelia Seth, Francesco Rovea, Radoslaw Rusiecki und Alessandro Borghesani.

Das Thema „Warten“

Von Robert North habe ich vor meinem Besuch heute übrigens schon jede Menge gehört. Seit 2007 ist er Choreograph hier am Theater, seit der Spielzeit 2010/2011 Ballettdirektor und hat seinen Vertrag gerade bis 2025 verlängert. Mit über 95 Ballettcompagnien hat er schon zusammengearbeitet und dabei über 100 Choreographien erschaffen. Ich bin auch schon sehr gespannt, eines seiner Werke gleich zu sehen, aber auch ebenso gespannt, wie die Tänzer sich mit dem Thema „Warten“ auseinandergesetzt und dieses umgesetzt haben.

„Eine Tanzgruppe hat sogar einen Kurzfilm gedreht, der heute Abend auch gezeigt wird. So konnte man das Problem in einer großen Tanzgruppe nicht trainieren zu dürfen, perfekt lösen und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich durfte „Während wir warten“ schon zweimal sehen und bin jedes Mal wieder begeistert. Das ist auch mein Lieblingsstück der aktuellen Spielzeit“, bestätigt Dirk. „Da steckt so viel Kreativität und Gefühl drin und die Tänzer*Innen sind wie eine große Familie, das überträgt sich auch auf das Stück.“

Weiter geht‘s Backstage

Jetzt bin ich erst recht neugierig auf den zweiten Teil der Tänzer*Innen-Truppe und genau die besuchen wir jetzt ganz oben. Dafür gehen wir weiter durch den Backstage-Bereich und kommen auch an riesigen Türen vorbei. Ich muss kurz stehen bleiben, denn so riesige Türen habe ich noch nie gesehen. „Wir haben auch große Bühnenbilder, die wir angeliefert bekommen und die ja auch nach Krefeld müssen. Das kann auch mal nur eine Harfe oder 180 Kostüme für ein Stück sein“, lacht Dirk. Auch der Aufzug, in den wir gerade einsteigen, ist weitaus größer, als man den sonst kennt.

Oben angekommen, verrät mir Dirk, dass es hier normalerweise kurz vor Beginn des Stücks wuseliger zugeht, aber wegen Corona schminken sich die Tänzer*Innen gerade selber und ziehen ihre Kostüme auch selbst an. In Krefeld wurde „Während wir warten“ wegen dem Lockdown auch leider nur drei Mal aufgeführt, aber hier in Mönchengladbach läuft das Stück noch bis Januar. „Ab Januar hoffen wir auch, dass es hier im Theater auch wieder normaler zu geht“, ergänzt Dirk.

Kindheitserinnerungen

Ganz geradeaus kommen wir jetzt in einen großen Saal mit Spiegeln und Stangen und direkt werde ich an meine Kindheit erinnert. Ich habe früher auch Ballett getanzt und erst vor kurzem mein kleines Tutu und mein Ballettkostüm bei meiner Ma im Keller gefunden. Das ist der einzige Sport, den ich in meiner Kindheit am längsten durchgezogen habe und am meisten Spaß dran hatte. Zwei Tänzer – Peter Allen und Radoslaw Rusiecki – trainieren gerade auch noch und in einer kleinen Pause nutze ich die Gelegenheit, ein paar Übungen mitzumachen. Radoslaw zeigt mir eine der Grundpositionen und korrigiert mich auch direkt netterweise. Dazu muss ich auf die Zehenspitzen, einen Arm nach oben über den Kopf heben und die andere Hand mit der offenen Innenfläche vor meinen Bauch halten. Ist übrigens nicht ganz so einfach die Balance zu halten, aber ich bemühe mich. Nur die Wahl meines Outfits war für diese Pose nicht die Beste und das Ganze ist etwas nach oben gerutscht. Das reicht auf jeden Fall an Übungen für mich und ich will die beiden auch nicht länger stören.

Denn nicht mehr lange und der Ballettabend beginnt. Bevor es losgeht, machen wir noch einen kurzen Abstecher zur Kasse, wo ich mein Ticket abhole, durch das imposante Foyer bis zur Theaterbar. Das Theater kenne ich schon, seitdem ich ein kleines Kind bin, und es hat sich seitdem auch nichts verändert. „Das steht hier alles unter Denkmalschutz und auch der Marmorboden gehört tatsächlich dazu“, erklärt mir Dirk auf dem Weg in die Bar, die bereits gut gefüllt ist. „Wir sind sehr froh hier so ein tolles Catering von Food & Beverage zu haben, dessen Team sich aufmerksam um das leibliche Wohl unserer Besucher kümmert.“

Theater für Genießer

Aktuell gibt es sogar ein besonderes Genießer-Arrangement: Drei unterschiedliche Inszenierungen und drei Mal Essen vorab könnt ihr für nur 120 Euro buchen oder auch ohne Essen für 75 Euro pro Person. Das Angebot gibt es übrigens nicht nur in Mönchengladbach, sondern auch in Krefeld in Kooperation mit einem Café direkt neben dem Theater dort. Ihr könnt die Vorstellungen frei wählen oder euch tatsächlich welche vorschlagen lassen. Auch für Konzerte gibt es das neue 3er-Paket, das etwa aus zwei Sinfoniekonzerte und einem Chorkonzert bestehen könnte. Hier kostet das Paket 78 Euro oder mit jeweils einem Essen vorab 123 Euro pro Person. Kinderkonzerte, die sich an Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren richten, sind ebenfalls als 3er-Paket buchbar. Hier sind es nur 24 Euro pro Paket und Person. Alle Arrangements können ab sofort an der Theaterkasse unter 02166-6151100 gebucht werden.

Vorfreude

Kurz bevor die Vorstellung beginnt, schauen wir uns noch kurz den Park an, der gerade verschönert wird. Dann trinken wir noch schnell was an der Bar und dann ertönt auch schon das erste Mal die Glocke – Zeit langsam seinen Platz einzunehmen und Zeit, sich von Dirk und meinem Fotografen Malte zu verabschieden, denn den Ballettabend genieße ich ganz allein. Mit der Hilfe von Dirk finde ich auch direkt meinen Platz und dann heißt es auch schon Vorhang auf und Bühne frei – ich bin sehr gespannt, was mich erwartet. Eine freundliche Stimme gibt letzte Empfehlungen, wie, dass man die Maske am Platz ausziehen oder anbehalten darf und dass man bis zum Ende sitzen bleiben und den weiteren Anweisungen des Personals folgen soll, damit nicht alle Besucher gleichzeitig aus dem Saal kommen.

Kurze Randbemerkung: Ab hier verrate ich euch nur meine persönlichen Highlights, damit ihr auch noch in den vollen Genuss des Ballettabends kommt.

Choreographische Meisterleistungen

Das erste Stück trägt den Namen „Sommerzeit“ und auch das Bett, das ich bei meiner Backstage-Tour schon gesehen hatte, kommt zum Einsatz. Tänzerin Teresa Levrini hat diesen Part choreographiert und das Publikum in die Welt des Kinos und der Liebe entführt. Inspiration hat sich Teresa von dem Film „Cinema Paradiso“ und dem Soundtrack von Ennio Morricone geholt. Ich bin, genauso wie das Publikum, sehr angetan von der Umsetzung, den Gruppen- und Solotänzen und das spiegelt sich natürlich im Applaus wider.

Bei dem nächsten Stück hat Ballettdirektor Robert North sein Können meisterhaft unter Beweis gestellt und zusammen mit Pianist André Parfenov am Flügel, den ich ja Backstage schon hören durfte, ein ganz besonders Werk geschaffen. Unter dem Titel „Auf der Suche“ und mit der extra für das Stück komponierten Musik stehen zwei Tanzpaare im Fokus, aber auch ein Damenquartett. So viel verrate ich an dieser Stelle: es wird auch farbenfroh.

Gelungenes Filmprojekt

Nach einem Intermezzo mit André Parfenov, das mich echt beeindruckt hat, erwartet mich jetzt das Filmprojekt „Warum warten wir?“ von Amelia Seth und Musik von Peter Gabriel. Ich wusste zwar schon vorher, dass ein Film gezeigt wird, aber so etwas erwartet der normale Theaterbesucher ja nicht. Und das macht es einfach so besonders. Hier sehe ich auch die beiden Tänzer von meinem Backstage-Besuch ganz oben in dem verspiegelten Tanzsaal – Peter Allen und Radoslaw Rusiecki. Nicht nur das Lied „My body is a cage“ ist perfekt zum Film gewählt, auch die Solo-Tänze im Wald, im Park, an einem Ufer oder auf einer Allee sind sehr intensiv und irgendwie fesselt mich der Film.

Von „Quo vadis“ bis zur „Metro 6“

Mit dem nächsten Part des Ballettabends „Quo vadis“ gibt es eine weitere Steigerung, die Francesco Rovea und Radoslaw Rusiecki nicht nur choreographiert, sondern auch selbst getanzt haben. Dazu spricht Generalintendant Michael Grosse partiell einen Text, der u.a. die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Es regt mich definitiv zum Nachdenken an und eine Vivaldi-Arie, die dazu erklingt, rundet das Stück sehr harmonisch ab.

Auch das letzte Stück „Metro 6“, mein eigentlicher Favorit, strahlt sowohl in der gewählten Musik als auch in den Tänzen so viel Kraft und Energie aus, dass ich wahrscheinlich die ganze Zeit mit einem Lächeln im Gesicht das Szenario beobachte. Ich höre Pop- und Rockmusik von Led Zeppelin, Massive Attack, Janis Joplin, Leonard Cohen, Jefferson Airplane und The Doors und auch das erwartet man nicht in einem Theater. Aber ich finde es super. Verantwortlich für die Choreographie ist übrigens Alessandro Borghesani, der schon während des Abends mit einigen Solo-Tänzen geglänzt hat.

Wenn ihr jetzt auch Lust bekommt habt, euch „Während wir warten“ anzuschauen, findet ihr hier die nächsten Termine.

Ich hatte übrigens einen ganz tollen Abend, auch alleine, und werde demnächst sicher wieder ins Theater gehen. Vielleicht sehen wir uns ja dort. ;-)

 

Fotos der Inszenierung: © Stutte, Krefeld