Airport Weeze – Das perfekte Ausflugsziel für die ganze Familie
Zugegeben, wenn man an einen Flughafen denkt, fällt einem nicht zuerst das Wort „Ausflugsziel“ ein, aber der Airport Weeze hat diese zusätzliche Bezeichnung definitiv verdient. Neben der tollen Aussichtsterrasse, gewährt das Royal Air Force Museum auf dem Gelände spannende Einblicke in die Vergangenheit der 45-jährigen britischen Präsenz in Weeze und auch die buchbaren Airsoftevents bieten Spaß pur. Was ich alles erlebt habe, warum mich ein Kamerateam begleitet hat und warum ich live dabei war, als ein Flugzeugbrand gelöscht wurde? Lest einfach weiter…
Als mein Fotograf Malte und ich auf das Gelände des Airport Weeze fahren, erinnern wir uns direkt an unseren letzten Aufenthalt hier vor zwei Jahren. Damals waren wir für euch auf dem Parookaville-Festival und staunten schon über die großen Ausmaße des Geländes. Heute geht es uns ähnlich und fahren an jede Menge Gebäude vorbei, bis wir das eigentliche Flughafenareal mit einem großen Parkplatz und dem modernen Terminal erreichen. Hier treffen wir uns mit dem Marketing-Manager des Airports Holger Terhorst. Nach einer herzlichen Begrüßung stellt uns Holger direkt die Frage: „Wart ihr schon mal hier in unserem Airport?“. Da wir das leider verneinen müssen bzw. noch nicht in diesem Teil des Areals waren, bekommen wir einen kleinen Einblick in die Geschichte des Airports Weeze.
Kleine Zeitreise
Dazu gehen wir in Richtung der Büros und machen einen Stopp an einer beeindruckenden Fotogalerie. „Bis vor 22 Jahren war das hier ein britischer Militärflughafen, auf dessen Gelände teilweise 5.000 bis 6.000 Menschen lebten. Nach dem Abzug der Briten stand der Flughafen und das Gelände einige Zeit leer bis sich niederländische Investoren entschlossen, die riesige Immobilie zu erwerben und zu einem zivilen, internationalen Flughafen mit einem Gewerbegebiet zu entwickeln“, erklärt Holger. „Der Flughafen ist bis heute weit überwiegend im privaten Eigentum. Das bedeutet, dass wir profitabel wirtschaften müssen und auch, dass wir in normalen Zeiten keine öffentlichen Zuschüsse bekommen. Damit dies gelingt, gibt es drei Säulen: Alles rund um den Flugbetrieb mit den Fluggesellschaften Ryanair und Corendon Airlines, die Vermarktung der Immobilien auf dem Gelände und die tollen Events, die zu Nicht-Corona-Zeiten regelmäßig stattfinden.“
Von Parookaville bis Mud Masters
Eines der Highlights vor Ort ist ganz klar das Festival Parookaville, auf das ich mich schon sehr im nächsten Jahr freue. Und genau dieses gigantische Event ist auf einem der Bilder in der kleinen Galerie verewigt. Deutschlands größtes Elektro-Music-Festival findet im nächsten Jahr vom 22. bis zum 24. Juli statt und lockt jährlich 85.000 Besucher zum Airport, davon campen 40.000 direkt auf dem Gelände. „Direkt daneben seht ihr auf dem nächsten Bild auch ein riesiges Techno-Festival, das viele Jahre hier stattgefunden hat: Q-Base. Jährlich haben hier also insgesamt 150.000 Menschen gefeiert und währenddessen ging der normale Flugbetrieb ohne Probleme weiter“, ergänzt Holger.
In diesem Jahr findet aber an diesem Wochenende noch ein weiteres besonderes Event statt – Mud Masters, ein spektakulärer Hindernislauf mit sechs Distanzen und jeder Menge Matsch, aber auch Spaß. „Wir haben sogar ein eigenes Airport-Team, das antritt, und ich laufe auch mit“, freut sich Holger. Auch dieses Event ist natürlich in der kleinen Bildergalerie verewigt, genauso wie der 1. Flug nach Bari, der entsprechend mit dem Aufeinandertreffen von zwei Karnevalkulturen zelebriert wurde. In Putignano, einem kleinen Dorf in der Nähe von Bari in Apulien, wird Italiens ältester Karneval gefeiert und den gegenüber stand unser rheinischer Karneval.
Auch Angela Merkel ist auf einem der Fotos zu sehen, aber auch eine beeindruckende Aufnahme von der Solaranlage des Airport Weeze, die die größte NRWs ist. „Und hier siehst du unsere Trainingsbase“, zeigt Holger auf das nächste Bild. „Die besuchen wir gleich auch, dort trainieren auf einem riesigen Areal täglich Feuerwehrmänner, Polizisten und Rettungseinheiten aus ganz Europa für den Ernstfall.“ Ich bin auf jeden Fall gespannt, was mich da später erwartet.
Die Aussichtsterrasse
Von unserem kleinen Exkurs in die Geschichte des Airports geht es jetzt direkt in Richtung Aussichtsterrasse. Auf dem Weg dorthin sammeln wir noch Alexander und Sebastian von den Niederrhein Medien ein. Die beiden begleiten mich heute auf meiner Tour durch den Airport und daraus entsteht ein kleiner Werbefilm für den Airport für Social-Media. Sobald dieser online geht, bekommt ihr selbstverständlich eine Info.
Auf der Terrasse angekommen, erzählt mir Holger, dass von hier aus aktuell 80 Abflüge die Woche koordiniert werden, die 36 Ziele erreichen. Auf die Frage, welches sein Lieblingsziel vom Airport Weeze aus ist, fällt ihm die Antwort nicht ganz so leicht. „Ich entdecke gerne kleine Orte wie Cagliari auf Sardinien oder Oradea in Rumänien, aber auch Kiew in der Ukraine finde ich faszinierend. Wir sind übrigens eine der wenigen Airports mit gleich sieben Zielen in Marokko, über 100.000 Gäste starten von hier aus in einem normalen Jahr in den Staat im Nordwesten Afrikas. Es gibt so tolle Orte, die man einfach auch mal an einem verlängerten Wochenende entdecken kann“, schwärmt Holger. Und das macht man heutzutage viel zu selten, einfach mal die Koffer packen und die Welt entdecken, sofern es Corona zulässt. Das muss ich auch unbedingt mal beherzigen, denn zu bestimmten Zeiten sind auch die Flugtickets gar nicht so teuer, wie man denkt.
Von der Terrasse aus haben wir einen perfekten Blick auf die Start- und Landebahn und den insgesamt neun „Flugzeug-Parkplätzen“. „Auch in der Hochsaison fertigen das Handling-Team eine Maschine mit bis zu 189 Personen inklusive Gepäck in 25 Minuten ab“, verrät mir Holger. „Insgesamt sorgen hier 12 Behörden und Flughafenabteilungen dafür, dass unsere Gäste sicher, schnell und komfortabel zu ihrem Flugzeug kommen.“ Ich finde wirklich beachtliche Zahlen und gerade können wir auch ein Flugzeug beobachten, das landet. Spannend zu sehen, wie routiniert alles abläuft und wenn man dazu noch ein kaltes Getränk oder einen kleinen Snack genießen kann, umso besser.
Das Royal Air Force Museum
Auch wenn ich mich schwer von dem Blick der Aussichtsterrasse auf die Flugzeuge lösen kann, geht es jetzt weiter zum Royal Air Force Museum, Deutschlands erstes und einziges Museum zur Geschichte der Royal Air Force Germany, das zu einer Zeitreise durch 45 Jahre Präsenz der britischen Luftwaffe in Deutschland einlädt.
Vom Terminal aus, sind es nur wenige Minuten mit dem Auto zum Museum, das in den Räumlichkeiten der ehemaligen anglikanischen Kirche, der früheren Sparkasse und des damaligen britischen Kinos Astra auf dem Gelände der einstigen RAF-Basis Laarbruch untergebracht ist. Hier treffen wir auf den ehrenamtlichen Vereinsvorsitzenden Heinz-Willi Knechten, der dem Museum mit 100 weitere Ehrenämtlern Leben einhaucht.
„2007 haben wir das Museum eröffnet und wir konnten seitdem über 30.000 Besucher hier begrüßen“, beginnt Heinz-Willi unsere kleine Führung. „Wir zeigen hier zahlreiche, militärische Exponate von Uniformen über Dioramen bis hin zu Flugzeugen, Schleudersitzen & Co, aber uns geht es auch um die zwischenmenschliche Begegnung. Denn aus Besatzern wurden Beschützer, dann Verbündete und schließlich Freunde.“ Während mir Heinz-Willi die Highlights des Museums zeigt, verrät er mir auch, dass es sogar zu Zeiten der Briten royalen Besuch gab. Prinz Philip war drei Mal zu Gast, 1984 kam Prinz Charles und 1990 die Queen selber zu Besuch. Das Ganze ist natürlich auch bildlich festgehalten und ein Teil der Ausstellung.
Ein Exponat fällt mir aber besonders ins Auge – die Atombombe WE177. „Wir sind das einzige Museum in Europa, das eine ehemalige Atombombe als Exponat hat. Wäre sie aktiv, hätte sie die Sprengkraft von 10 Kilotonnen mit Ausmaßen wie Hiroshima“, erklärt Heinz-Willi. Auch der Kampfjet Blackburn Buccaneer direkt neben der Bombe ist ein echtes Highlight. Eine Leiter führt seitlich daran hoch, damit man in das Cockpit schauen kann. „Du kannst auch gerne ausnahmsweise mal ganz reinklettern“, fordert mich Heinz-Willi auf. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Der Einstieg ist zwar etwas schwieriger, aber es gelingt mir. Als ich drinnen sitze und die Vielzahl an Knöpfen und Schaltern vor mit im Cockpit sehe, wird mir bewusst, wie anspruchsvoll die Aufgaben des Piloten gewesen sein müssen. „Die Buccaneer hier, was übersetzt auch Pirat bedeutet, sind die Engländer so etwa 1972 bis 1984 sehr gerne geflogen, weil sie sehr stabil lag“, ergänzt Heinz-Willi. Beeindruckend, dass dieser Kampfjet, genauso wie die vielen anderen Exponate hier, tatsächlich im Einsatz waren.
Draußen, auf dem Weg in die nächsten Gebäude, steht ein weiterer Flieger – ein Aufklärungsflugzeug vom Typ Canberra PR.7, die 1953 das erste Mal geflogen ist. „Vier LKWs waren nötig, um dieses Flugzeug ins Museum zu transportieren“, erinnert sich Heinz-Willi. Und auch im angrenzenden Kino befindet sich ein Hawker Hunter T.7. „Hier im Kino gab es 371 Sitze, 200 haben wir rausgenommen, damit wir Platz für das Flugzeug, den Segelflieger unter der Decke und für die weiteren Exponate hatten“, erklärt Heinz-Willi, als wir am Ende noch einen Blick in das ehemaligen Kinogebäude werfen.
Ab Ende September könnt ihr im Museum übrigens noch die Sonderausstellung „Shared History“ zum Thema deutsch-niederländische Geschichte auf Schienen mit einem Blick auf die Kriegs- und Friedenszeiten begutachten, die audiovisuell aufbereitet ist.
Wenn ihr auch Lust auf eine Führung habt, könnt ihr diese natürlich auch buchen. Der Eintritt ins Museum kostet drei Euro und die 1 ½-stündige Führung wahlweise in deutsch, englisch oder holländisch ab fünf Personen zwei Euro pro Person. Geöffnet ist das Museum Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr sowie für Gruppen nach Terminabsprache.
Die Trainingsbase
Unser nächster Weg führt uns in das Trainingsbase des Airport Weeze. Auf dem Weg erklärt uns Holger, der uns immer noch auf unserer Entdeckungstour begleitet, dass sich hier jährlich mehr als 20.000 Feuerwehr-, Polizei- und Rettungskräfte sowie das Militär auf den Ernstfall vorbereiten und auch ausgebildet werden. Auch Entwicklungshelfer werden hier trainiert, um sich in Notsituationen richtig zu verhalten.
Kurze Info an dieser Stelle, bevor es weitergeht: Leider steht das Trainings-Areal aktuell nicht für Besucher offen, ich bekomme einen exklusiven Blick hinter die Kulissen, nehme euch aber natürlich mit.
Als wir das Areal passieren, begrüßt uns ein großes Schild mit der Aufschrift „Welcome to Rescue City! „Oft sind die Teams, die mittlerweile aus ganz Europa kommen, ein bis zwei Wochen vor Ort und übernachten direkt nebenan im Best Deal-Airporthotel mit rund 80 Betten, das auch für normale Gäste zur Verfügung steht, die etwa einen frühen Abflug haben“, erklärt uns Holger.
Das Trainingsareal ist knapp 50 Hektar groß und bietet die unterschiedlichsten Szenarien von einem Gebiet, das von einem Erdbeben betroffen wurde, bis zur Landebahn inkl. Flugzeug. Und genau zu dem zuletzt genannten Szenario fahren wir hin, wo Thomas Mock (Authorized Signatory) und Rüdiger Schulz (Aviation Firefighting & Education) schon auf uns warten. „Gerade trainieren ihr polnische Feuerwehrmänner die Flugzeugbrandbekämpfung. Wie bei allen Bränden bleibt nicht viel Zeit, um mögliche eingeschlossene Personen zu retten und genau dieses Szenario trainieren sie bei uns. Der Brand wird via iPad aus der Ferne gesteuert“, erklärt Rüdiger den Ablauf, der seit 50 Jahren Feuerwehrmann ist und seit 2016 hier für das Trainingsbase arbeitet. Und bei der ersten Übung merke ich schnell, dass es in der Nähe ganz schön warm wird und bin einfach nur fasziniert, wie kontrolliert die Feuerwehrmänner versuchen, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Echt spannend und ein nicht alltägliches Erlebnis, das ich für euch begleiten durfte.
Die Airsoftevents
Jede Menge Spannung erwartet euch aber auch bei dem Verein Airsoftevents e.V., der sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Seit 2015 richtet Gründungsmitglied Ingo Hemkensamtenschnieder mit seinem Team Airsoftevents aus, an denen jeder teilnehmen kann. Bei dem taktischen Geländespiel, in dem mit Softairwaffen ausgerüstete Teams gegeneinander antreten, geht es, analog zu dem bekannteren Paintball, um Taktik und Schnelligkeit. Nur als Team könnt ihr das Spiel am Ende gewinnen. Das Besondere: Das Spielareal bietet jede Menge Abwechslung mit Flugzeugen, Bussen, verlassenen Häusern und Fabrikgeländen, Personenzügen und vielem mehr.
Ihr wollt auch mal eine Runde Airsoft spielen und an einem Event teilnehmen? Mehr Infos zu den nächsten Gamedays bekommt ihr hier. Vielleicht sehen wir uns dann mal, ich muss auch unbedingt mal teilnehmen.
Mein Fazit: Der Airport Weeze ist unfassbar abwechslungsreich und vielseitig und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch vor Ort. Wer also auf der Suche nach einem schönen Ausflugsziel für die ganze Familie ist, ist hier bestens aufgehoben. Ich wünsche euch jetzt schon viel Spaß beim Entdecken.