
Besondere Wanderroute – Teil 22: Kermisdahl-Route - Auf den Spuren des Prinzen
8,7 Kilometer, rund 2,5 Stunden, vorbei an historischen Denkmälern, durch grüne Oasen und mitten hinein in die spannende Geschichte Kleves – die heutige besondere Wanderroute führt uns auf den Spuren von Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen – mit Stationen wie der Schwanenburg, der Stiftskirche, dem Prinz-Moritz-Park, der Cupido-Säule, dem Kiek in de Pot und dem Grabmal des Prinzen und dem Kermisdahl. Los geht’s!
Startpunkt: Café Königsgarten
Unsere Tour beginnt am Café Königsgarten am Königsgarten 53 – ein optimaler Start- und Endpunkt, um sich vor oder nach der Wanderung zu stärken. In der direkten Umgebung stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung – wir hatten Glück und fanden direkt vor dem Café einen freien Platz. Von hier aus starten wir über die Worcester-Brücke, an deren Geländer sich viele Paare mit einem Liebesschloss verewigt haben.
Unser erstes Ziel ist die Schwanenburg. Um dorthin zu gelangen, steht uns ein kleiner Anstieg bevor. Der Kermisdahl liegt zu unserer Linken – wir lassen ihn aber erstmal hinter uns. Wir nehmen die Treppe, die sich zwischen Wohnhäusern befindet, und steigen den „Berg“ hinauf. Oben angekommen, erreichen wir den „Prinzenhof“, an dessen Ende der Synagogenplatz und die Schwanenburg liegen.
Die Schwanenburg
Zunächst durchqueren wir den unteren Innenhof der Schwanenburg. Sofort fallen mir die barocken Arkaden ins Auge sowie ein großes Glasdach auf Bodenhöhe, unter dem sich ein Brunnen befindet, der 1999 freigelegt wurde.
Wer mehr über die Schwanenburg erfahren möchte, kann sich an großen Hinweistafeln informieren. Die Burg wurde bereits im Jahr 1020 erstmals erwähnt. Als einstiges Stammschloss der Grafen von Kleve geht ihr Kern auf die Zeit der Staufer zurück. Heute ist sie nicht nur das Wahrzeichen der Stadt, sondern auch Sitz des Land- und Amtsgerichts.
Im Turm befindet sich zudem eine geologische Sammlung sowie wechselnde Ausstellungen, zum Beispiel zum Thema Fotografie. Wer mag, kann den Schwanenturm samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie an ausgewählten Feiertagen besteigen. Nach 90 Stufen wird man mit einem weiten Blick über die Landschaft, das Rheintal und bis in die Niederlande belohnt.
Es lohnt sich außerdem, weiter in den Innenhof der Burg zu gehen – dort wartet der Schwanenbrunnen darauf, entdeckt zu werden.
Die Stiftskirche
Auch wenn es schwerfällt, sich von der Schwanenburg zu trennen, geht es weiter zum nächsten Highlight: die Stifts- und Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt. Wir gehen von der Burg rechts in die Goldstraße und laufen geradeaus auf die imposante Kirche zu. Sie wurde im 12. Jahrhundert gegründet und war einst Teil eines Damenstifts – nicht nur Ort religiöser Andacht, sondern auch Zentrum für Bildung und Versorgung adeliger Frauen.
Von außen fallen besonders die romanischen und gotischen Stilelemente ins Auge, der hohe Chorraum und der markante Turm. Im Inneren befinden sich bedeutende Kunstwerke, sakrale Skulpturen, aber auch die Grabstätten der Klever Herzöge. Die Kirche ist werktags von 8 bis 12.30 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr geöffnet, sonntags und feiertags von 8 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr – natürlich auch zu den Gottesdiensten.
Der Prinz-Moritz-Park
Unser Weg führt uns weiter über die Nassauerstraße in den Prinz-Moritz-Park. Im 17. Jahrhundert befand sich hier die Stadtresidenz von Johann Moritz, umgeben von einem prunkvollen Lustgarten. Die Anlage wurde jedoch 1944 durch einen Luftangriff zerstört.
Heute ist hier ein Spielplatz zu finden, umgeben von altem Baumbestand. Hinweisschilder informieren über die frühere Nutzung und Geschichte des Geländes.
Die Cupido-Säule
Wir gehen geradeaus weiter, vorbei an der Kreisverwaltung, bis zur Kreuzung Nassauerallee/Lindenallee. Dort steht die Cupido-Säule, errichtet 1653 durch Johann Moritz von Nassau-Siegen. Der Engel steht als Symbol für den Sieg der Liebe über den Krieg und wurde vom Künstler Dieter von Levetzow gestaltet.
Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte der Allee: Johann Moritz ließ 1653 die Nassauerallee als erste ihrer Art in Kleve anlegen – mit 600 holländischen Linden. Die Cupido-Säule diente ursprünglich als südliche Sichtmarke in der Achse der Allee, wurde später jedoch verkehrsbedingt versetzt.
Kiek in de Pot
Wir folgen weiter der Nassauerallee und biegen kurz vor der Sternbuschklinik links in den Waldweg ein. Ein Schild mit der Aufschrift Prinz-Moritz-Weg weist uns den Weg. Ein schmaler Pfad führt leicht bergauf durch den Wald – rechts zweigt der Weg ab, dem wir folgen. Ein Wegweiser zeigt uns: „Kiek in de Pot“ – das ist unser nächstes Ziel.
Links geht es recht steil hinunter – dort liegt der Kermisdahl, der uns ein Stück des Weges begleitet. Gelegentlich laden Bänke zum Ausruhen ein.
Kurz vor Ende des Weges erfahren wir, was es mit dem Namen „Kiek in de Pot“ auf sich hat: Johann Moritz ließ hier einen künstlichen Hügel anlegen, auf dem einst ein Trophäenmal aus Waffenteilen stand. 2013 wurde diese Landmarke als Aussichtspunkt neu errichtet – ein Projekt des Arbeitskreises Kermisdahl-Wetering im Klevischen Verein für Kultur und Geschichte e.V..
Das Prinz-Moritz-Grabmal
Am Ende des Waldwegs erreichen wir die Kreuzung vom Klever Ring und der Uedemer Straße. Nach der Überquerung geht es steil rechts in den Wald hinauf. Nach rund 250 Metern biegen wir links ab – ein Waldweg führt uns weitere 300 Meter zum Haus Freudenberg. Wir folgen dem Weg rund einen Kilometer Richtung Bedburg-Hau, biegen an der Kreuzung links ab (Richtung „Alter Park“) und folgen dem Weg etwa 500 Meter, bis wir an der Uedemer Straße erneut die Straße überqueren.
Am Ende erwartet uns das Prinz-Moritz-Grabmal am Papenberg. Der Leichnam befindet sich allerdings nicht mehr hier – er wurde 1680 nach Siegen in die Familiengruft überführt. Dennoch ist dieser Ort eindrucksvoll: Das Mausoleum unter freiem Himmel, das sich Johann Moritz ein Jahr vor seinem Tod errichten ließ, ist ein ganz besonderer Ort der Ruhe und Geschichte.
Die Birnenallee
Der Rückweg beginnt: Wir gehen zurück zur Uedemer Straße und folgen der Beschilderung „Prinz-Moritz-Weg“ bis zum Klever Ring. Dort laufen wir etwa 400 Meter parallel und biegen dann links in die Galleien ein.
Vor uns liegt die eindrucksvolle Birnenallee. Die Früchte sind noch nicht reif, aber ich kann bereits erahnen, wie schön es hier in wenigen Wochen aussehen wird. Links und rechts breitet sich freies Feld aus – ein schöner Kontrast zur Stadt.
Der Kermisdahl
Am Knick biegen wir links ab, kommen an einer Wildblumenwiese vorbei und überqueren die Luisenbrücke. Rechter Hand geht es zurück zu unserem Ausgangspunkt. Doch bevor wir dort ankommen, genießen wir noch einmal den Blick auf den Kermisdahl. Vögel nisten, liebevoll gepflegte Gärten säumen das andere Ufer, und zahlreiche Bänke laden zum Verweilen ein. Der Rückweg wird so noch einmal zu einem echten Highlight.
Der Kermisdahl ist ein Altarm des Rheins, der nach dem Tod von Johann Moritz zunehmend verlandete. Auch Aussichtspunkte wuchsen zu, Wege verschwanden. Erst der Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering setzte sich ab 2003 für die Wiederherstellung und Pflege dieses historischen Naturraums ein – und machte damit den Prinz-Moritz-Weg wieder erlebbar.
Diese Route ist nicht nur eine Wanderung, sondern eine Begegnung mit der Vergangenheit – mitten in der Natur, mit offenen Augen für die Geschichten, die in der Landschaft verborgen liegen. Wer sich darauf einlässt, wird mit ganz besonderen Momenten belohnt.